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Panorama: Harry zieht es in den Krieg

Großbritannien im Dilemma – einerseits darf ein Prinz nicht geschont werden, andererseits würde er Terroristen geradezu anziehen

Prinz Harry geht in den Irak – diese Nachricht kam zwar nicht unerwartet, bereitet den Briten aber doch etwas Sorge. Wochenlange Verhandlungen zwischen der Armee und dem Buckingham-Palast sind über die Entscheidung vorausgegangen. Es ist eben keine einfache Sache, den dritten Mann in der Thronfolge in den Krieg zu schicken. „Natürlich wird sein königlicher Rang eine Rolle bei den Einsatzplänen spielen. Aber Harry wird ‚Action‘ sehen“, sagte eine Quelle aus dem Verteidigungsministerium dem „Daily Mirror“. Prinz Harry hat bei den „Blues and Royals“, einem Eliteregiment der Household Cavalry, den Rang eines zweiten Leutnants. Zurzeit gehört zu seinen Aufgaben die Bewachung seiner Großmutter, der Queen. Im Irak müsste er als „Troop Commander“ zwölf Mann befehligen und mit Panzerfahrzeugen auf Patrouille fahren.

Doch laut Presseberichten wird man ihn eher zur Sicherung der iranisch-irakischen Grenze in der Provinz Maysan schicken – abseits der gefährlichen Städte in der leeren Wüste. Die Boulevardzeitung „Sun“ hat eine andere Version: Demnach soll Harry eine Aufgabe im Hauptquartier übernehmen, damit er ganz aus der Gefahrenzone heraus ist. Ein Royal an der Front – das ist für die Armee „die Mutter aller Sicherheitsalbträume“, berichtet die „Sun“.

Es geht dabei nicht nur darum, dass kein blaues Blut vergossen wird – am meisten Kopfzerbrechen macht die Gefahr, die Harry für andere Soldaten darstellt, als Wunschzielscheibe für Aufrührer, Selbstmordattentäter oder gar Entführer.

Soldaten sollen Harry schon einen „Kugelmagneten“ nennen. Man könne keine Situation dulden, „in der Harry Feindfeuer anzieht“, sagen Armeekommandeure, die schließlich eine Fürsorgepflicht für alle Soldaten, nicht nur Harry haben. Und wenn im Gefolge des Prinzen noch eine halbe Armee von Reportern der britischen und internationalen Boulevardpresse anrückt, ist es mit der Ruhe an der Front so oder so vorbei.

Harry selbst drängt seit langem auf den Fronteinsatz: „Es kommt nicht infrage, dass ich mich durch den Offizierskurs von Sandhurst quäle und dann zu Hause auf dem Arsch sitze, während die Jungs für ihr Land kämpfen“, hatte er vor einem Jahr in einem Interview zu seinem 21. Geburtstag erklärt. Im Oktober drohte er offenbar, aus der Armee wieder auszutreten, wenn man ihn nicht in eine Kampfzone lassen würde. Damals wollte er offenbar ins gefährliche Afghanistan.

Harry als Haudegen – so liebt ihn die britische Boulevardpresse. Seine Schulnoten mögen nicht die besten gewesen sein. Er machte Vater Charles früh durch übermäßigen Alkohol- und Cannabiskonsum Kummer und löste einen Aufschrei aus, als er vor zwei Jahren seine Liebe zur Uniform unter Beweis stellte, indem er als schneidiger Nazi auf einer Kostümparty erschien.

Aber die Offiziersakademie Sandhurst hat, wie wir hören, doch noch einen anständigen Menschen aus ihm gemacht. Der Armeedienst lässt ihm genügend Zeit für lange Nächte in Londons Nachtclubs und Bars. Im Mahiki Club sollen er und ein Freund jüngst in sechs Stunden umgerechnet 16 000 Euro durchgebracht haben – offenbar wurde wiederholt auf Harrys Freundin Chelsy Davy angestoßen. Dann wieder wurde er in einem Club mit Madonna und ihrem Mann Guy Ritchie gesehen – beide hätten intensiv über afrikanische Waisenkinder gesprochen und Harry soll bei den Erinnerungen an seine Zeit als Entwicklungshelfer in Soweto Tränen in den Augen gehabt haben. Kurzum, ein junger Mann, der das Herz am rechten Fleck hat. Mögen in der Armee viele Harry lieber zu Hause auf der Insel lassen – sein Fronteinsatz ist unvermeidlich. Auch Harrys Bruder, Prinz William, hat ja die Offiziersakademie Sandhurst absolviert. Undenkbar wäre, dass zwei Prinzen in der Armee dienen und keiner in einen der vielen Kampfeinsätze der Briten im Ausland geschickt wird. Viele britische Soldaten mussten schon zwei- oder dreimal ausrücken – bei Harry eine Ausnahme zu machen, würde zeigen, dass in der Armee „eine privilegierte Abstammung immer noch mehr zählt als professionelles Können“, schrieb der „Daily Mirror“. Und wenn es einen treffen muss – dann, werden die Palaststrategen gesagt haben, doch lieber den Haudegen Harry als William. Der wird schließlich noch als König gebraucht.

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