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Kristin Harila auf einem Berggipfel im April 2023

© AFP/Handout

Hunderte stiegen über sterbenden Sherpa am K2: Rekordbergsteigerin reagiert auf Vorwürfe

Ein Nepalese und eine Norwegerin haben alle Achttausender im Rekordtempo von 92 Tagen bestiegen. Doch der Tod eines Helfers überschattet den Rekord. Nun hat die Norwegerin sich zum Vorfall geäußert.

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Der Nepalese Tenjen Sherpa und die Norwegerin Kristin Harila haben alle 14 über achttausend Meter hohen Berge im Rekordtempo bestiegen. Sie haben dafür 92 Tage gebraucht, wie eine Sprecherin des Guinness-Buchs der Rekorde der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Damit übertrafen sie den bisherigen Rekord des Nepalesen Nirmal Purja, der doppelt so lange für die Besteigungen gebraucht hatte.

Doch der Rekord wird von einem Todesfall am Gipfel überschattet, zu dem sich Harila nun geäußert hat. „Ich bin wütend, wie viele Menschen sich gegenseitig wegen dieses tragischen Unfalls beschuldigen“, schrieb die Norwegerin am Donnerstag auf ihrer Website. „Niemand hatte Schuld.“

„Das passierte an der gefährlichsten Stelle auf einem der tödlichsten Berge der Welt.“ Auf über 8000 Metern würden die Überlebensinstinkte die eigenen Entscheidungen beeinflussen, betonte Harila.

Am 27. Juli hatte das Duo den letzten Berg K2 in Pakistan bestiegen. Am Tag des Unfalls waren fast 200 Bergsteiger auf dem Weg zum Gipfel. Seit mehreren Tagen kursieren in den sozialen Medien Videos, die zeigen, wie Bergsteiger an dem verunglückten pakistanischen Hochträger Muhammad Hassan vorbeigehen. Unter ihnen war auch das norwegisch-nepalesische Team auf Rekordjagd.

Nach einem Lawinenabgang war der Mann abgestürzt und hing unterhalb einer besonders gefährlichen Passage in der Todeszone auf etwa 8000 Metern in seinem Seil. Nach mehreren Stunden verstarb Hassan. Keiner der rund 100 passierenden Bergsteiger unternahm einen Rettungsversuch.

Die Norwegerin Harila gibt an, dass ihr Kameramann zunächst bei dem Verunglückten geblieben sei und ihn mit Sauerstoff versorgt hätte. Sie und ihr Kletterpartner hätten den Aufstieg fortgesetzt. Nachdem einige Sherpas umgekehrt seien, sei sie überzeugt gewesen, dass diese Hassan helfen würden.

„Ich glaube nicht, dass er hätte gerettet werden können“

„In dem Flaschenhals hätten sich ohnehin nicht viele Menschen aufhalten können, das wäre für eine Rettungsmission zu gefährlich gewesen“, sagte sie der „Welt am Sonntag“.

Hassan sei schlecht ausgerüstet gewesen und erst im Nachhinein sei klar geworden, wie schwerwiegend seine Verletzungen waren, sagte sie weiter: „Deshalb glaube ich nicht, dass er in diesem Zustand hätte gerettet werden können“.

Die Norwegerin nutzte Helikopter, um zu den Basislagern zu gelangen

Auch das Expeditionsunternehmen, bei dem Hassen angestellt war, wurde scharf kritisiert. Aufgrund der ungeklärten Todesursache des Hochträgers leitete die Regionalregierung der Provinz Gilgit-Baltistan eine Untersuchung ein.

Doch auch unabhängig von der Tragödie am K2 ist die Leistung der Norwegerin ist in der Bergsteigerszene umstritten. So gab es etwa Kritik daran, dass sie den Rekord nur mit Flaschensauerstoff, einem enormen logistischen Aufwand und unzähligen Bergträgern, die Ausrüstung schleppten und Seile anbrachten, brach.

Auch kritisiert wurde sie dafür, dass sie sich zwischen den Basislagern mit dem Helikopter bewegte. In einem Interview sagte Harila dem Tagesspiegel, dass die gesamte Expedition 1,6 Millionen Dollar gekostet habe. (mit dpa)

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