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Leichensäcke, in denen sich Todesopfer eines christlichen Sektenkultes befinden, liegen während einer Exhumierung in einem Zelt in Kenia.

© picture alliance/dpa/AP

Hungersekte „Good News International Church“: Mehr als 200 verhungerte Sektenmitglieder in Kenia exhumiert

Vor einem Monat hatte die Polizei in Waldgebieten zahlreiche unterernährte Sektenmitglieder gefunden. Bislang wurden 26 Menschen festgenommen – darunter auch der Sektenführer.

Die Zahl der Opfer einer „Hungersekte“ in der Küstenregion des Landes ist am Samstag auf mehr als 200 gestiegen.

Die regionale Behördenchefin Rhoda Onyancha sagte kenianischen Medien zufolge, am Samstag seien 22 weitere Opfer exhumiert worden. Damit betrage die Zahl der toten Sektenmitglieder aktuell 201 überwiegend verhungerte Opfer.

Überlebende seien in dem Waldgebiet Shakahola bei Malindi am Samstag nicht gefunden worden.

Mit der Festnahme eines weiteren Verdächtigen sei die Zahl der Festgenommenen auf 26 gestiegen - unter ihnen auch der Sektenführer. Dieser sitzt derzeit in Untersuchungshaft und war mit einem Antrag auf Freilassung auf Kaution gescheitert.

610
Sektenmitglieder wurden bislang als vermisst gemeldet.

Der selbsternannte Pastor, ein ehemaliger Taxifahrer, hatte seine Kirche „Good News International Church“ bereits 2003 gegründet und zuletzt mit seinen Anhängern isoliert in dem Waldgebiet gelebt.

Er soll die Gläubigen aufgefordert haben, sich zu Tode zu hungern, um so Jesus nahe zu sein.

Eine Sektenanhängerin neben Mitgliedern des Kenianischen Roten Kreuzes in einem Auto, nachdem sie von der Polizei in einem Wald gerettet wurde.
Eine Sektenanhängerin neben Mitgliedern des Kenianischen Roten Kreuzes in einem Auto, nachdem sie von der Polizei in einem Wald gerettet wurde.

© picture alliance/dpa/AP

Vor rund vier Wochen hatte die Polizei schwer unterernährte Menschen in kritischem Zustand in dem Waldgebiet vorgefunden, das später auf Massengräber durchkämmt wurde.

Nach Angaben der Behörden ist die Zahl der von ihren Angehörigen als vermisst gemeldeten Sektenmitglieder inzwischen auf 610 gestiegen.

Regionale Leichenhallen längst überfüllt

Die Exhumierungen der zahlreichen Massengräber in dem Wald sollen erst am Dienstag wieder aufgenommen werden, hieß es. Die Suche nach möglichen Überlebenden hingegen sollte am Sonntag fortgesetzt werden. Die Unterbrechung der Grabungen wurde mit logistischen Anforderungen begründet.

Angesichts der hohen Zahl der Toten sind die Kapazitäten in der Leichenhalle des örtlichen Krankenhauses längst erschöpft. Das kenianische Rote Kreuz hatte einen Kühlcontainer in die Region gebracht, in dem die Toten zunächst gelagert werden können.

Bisher wurden von 93 Leichen DNA-Proben zur Identifizierung genommen. Außerdem konnten die sterblichen Überreste von 14 Sektenopfern ihren Familien zur Bestattung übergeben werden, sagte Onyancha. (dpa)

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