
© dpa/Brandon Lee Posse
„Schrecklicher Angriff“: Gerichtsvollzieher im Saarland während des Dienstes getötet – Verdächtiger festgenommen
Im Saarland ist ein Gerichtsvollzieher gewaltsam ums Leben gekommen. Ihm ist laut Justizministerium „im Dienst für unseren Rechtsstaat das Leben genommen“ worden.
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Nach dem Tod eines Gerichtsvollziehers im saarländischen Bexbach ist ein Verdächtiger festgenommen worden. Er soll den Gerichtsvollzieher bei einer Zwangsvollstreckung mit einem Messer getötet haben, teilte die Staatsanwaltschaft Saarbrücken mit.
Der Verdächtige wurde demnach unmittelbar nach dem Angriff am Morgen vorläufig festgenommen. Es handelt sich nach Angaben von Oberstaatsanwalt Thomas Schardt um einen 42-Jährigen aus dem Saar-Pfalz-Kreis. Gegen ihn werde wegen des Verdachts des Totschlags ermittelt.
Der 58 Jahre alte Gerichtsvollzieher soll nach aktuellem Ermittlungsstand „anlässlich einer Räumung im Wege der Zwangsvollstreckung“ in der Wohnung des Tatverdächtigen gewesen sein, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Dort soll der Beschuldigte ihn mit einem Messer getötet haben. Näheres soll am Mittwoch bekanntgegeben werden. Dann wird der Tatverdächtige auch dem Haftrichter vorgeführt.
Die Tat passierte im Bexbacher Stadtteil Oberbexbach. Der Tatort liegt im ersten Stock eines Reihenhauses, der Zugang zum Treppenhaus liegt seitlich in einem Durchgang zum Hinterhof. Nach der Tat sind die Rollläden der Fenster teils heruntergelassen. Die Kleinstadt Bexbach mit rund 18.000 Einwohner liegt im Westen des Saarlandes in der Nähe zur Grenze von Rheinland-Pfalz.
Was sich am Morgen dort abgespielt hat, ist noch unklar. „Die Ermittlungen zur Aufklärung des Geschehens laufen derzeit“, teilte das Ministerium mit. Weitere Informationen sollten am Mittwoch bekanntgegeben werden. Auch die Staatsanwaltschaft Saarbrücken konnte zunächst keine Angaben machen, kündigte aber inhaltliche Auskünfte voraussichtlich bis zum frühen Abend an.
Tief betroffen von furchtbarer Nachricht
Die Tat löst im Saarland eine große Betroffenheit aus. Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sagte: „Was den Tathergang angeht, wird alles Notwendige und alles Erforderliche getan werden, das jetzt sehr gründlich und zügig auch aufzuklären. Die weiteren Informationen dazu werden Ihnen zu gegebener Zeit übermittelt werden.“ Rehlinger zeigte sich tief betroffen von „dieser furchtbaren Nachricht“.
Die Nachricht über den Mitarbeiter der saarländischen Justiz lasse alle in Trauer und Fassungslosigkeit zurück. Die Gedanken seien nun „in allererster Linie bei der Frau, der Familie, den Freunden, den Angehörigen und auch den Kolleginnen und Kollegen“, sagte Rehlinger.
Ähnlich äußerte sich auch die saarländische Justizministerin Petra Berg. „Dieser schreckliche Angriff auf einen Menschen, der sich tagtäglich in den Dienst der Gerechtigkeit stellte, macht uns tief betroffen.“
Der tödliche Angriff sorgt laut Bürgermeister Christian Prech (CDU) für Entsetzen in der Stadt. Die Tat habe ihn „persönlich tief erschüttert“, wie auch die Menschen in ganz Bexbach, sagte Prech der Deutschen Presse-Agentur.
Nach seinem Kenntnisstand komme der getötete Gerichtsvollzieher auch aus Bexbach (Saarpfalz-Kreis). „Deswegen gilt auch natürlich mein tiefstes Mitgefühl seiner Familie, das ich hiermit aussprechen möchte.“ Ihm sei zugetragen worden, dass die Tat bei einer Zwangsräumung passiert sein soll.
Der saarländische CDU-Landeschef Stephan Toscani sagte: „Wir erwarten eine zügige und gründliche Aufklärung des Falls. Wer Menschen angreift, die unseren Staat und seine Ordnung vertreten, greift uns alle an.“
Gerichtsvollzieher: „Die Gefahr wird uns wieder bewusst“
Mit Trauer und Fassungslosigkeit reagiert der Landesverband der Gerichtsvollzieher im Saarland auf die Nachricht, dass ein Kollege im Dienst getötet wurde. „Wir sind alle total geschockt“, sagte der erste Vorsitzende Gerd Luckas im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Jetzt wird uns die Gefahr unseres Berufs wieder sehr bewusst.“
Sicherheit sei immer schon ein großes Thema gewesen, „aber es wird ein immer größeres Thema werden“. Denn die Verrohung gegenüber der Staatsgewalt nehme immer weiter zu – davon seien auch die Gerichtsvollzieher betroffen. Bei dem 58-Jährigen, der getötet wurde, habe es sich um einen sehr erfahrenen Kollegen gehandelt, mit dem er vor über 20 Jahren gemeinsam die Ausbildung zum Gerichtsvollzieher absolviert habe, sagte Luckas.
Zweite tödliche Gewalttat im Saarland gegen Staatsbedienstete
Die Tat von Bexbach ist der zweite tödliche Angriff auf Staatsbedienstete in den vergangenen Monaten im Saarland. Am 21. August war in Völklingen ein 34 Jahre alter Polizist im Dienst erschossen worden, als er versuchte, einen mutmaßlichen Tankstellenräuber zu fassen. Dieser soll die Schüsse aus einer Dienstwaffe abgefeuert haben, die er zuvor einem anderen Polizisten entrissen haben soll. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat mittlerweile Anklage gegen den 18-Jährigen erhoben, unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes. (dpa/AFP)
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