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Bremen: Islamhasser bedrohen Politikerin

Libanesen hatten Bauarbeiter angegriffen. Anschließend versuchte Annemarie Czichon die Wogen zu glätten. Daraufhin wurde sie mit Hassmails überschüttet. Der ganze Vorgang hat heftige Reaktionen in der Öffentlichkeit ausgelöst.

Bremer Straßenbauarbeiter sind von einer 30-köpfigen Migrantengruppe angegriffen und verletzt worden. Nach intensiven Ermittlungen wurden jetzt die ersten sechs Tatverdächtigen ermittelt, wie die Justiz am Donnerstag mitteilte. Der Vorfall hat ausländerfeindliche Reaktionen ausgelöst. Eine Politikerin, die zur Mäßigung mahnte, wird seitdem beschimpft und bedroht. Der Zwischenfall hatte sich vor 14 Tagen ereignet. Laut Polizei wollten vier Passanten eine Straßenbaustelle durchqueren, weil sie sonst wegen der Absperrung einen Umweg hätten gehen müssen. Als Bauarbeiter dies untersagten, kam es zu einem Wortgefecht. Später kehrten die Passanten mit einer 30-köpfigen Gruppe zurück. Sie schlugen und traten auf die Arbeiter ein. Vier Angegriffene mussten in Kliniken behandelt werden, einer erlitt eine Stichverletzung im Rücken. Bei den Tätern soll es sich um Angehörige einer kurdisch-libanesischen Minderheit handeln, der sogenannten Mhallamiye. Etwa die Hälfte der 2600 Mhallamiye in Bremen gilt als polizeibekannt. Bei einer Mahnwache von Anwohnern und Politikern verurteilte Ortsamtsleiterin Annemarie Czichon den Überfall, warnte aber vor einer pauschalen Vorverurteilung der Mhallamiye-Clans. Sie sehe den Vorfall als „einmalige Entgleisung“, die nichts mit Nationalität oder Religion zu tun habe. Nach ihrer Ansprache machten islamfeindliche Internetportale Stimmung gegen die parteilose 57-Jährige; sie erhielt eine Flut von Hassmails. Die Polizei prüft jetzt, ob Straftatbestände erfüllt wurden.

Inzwischen haben sich die Oberhäupter von Mhallamiye-Familien mit den Bauarbeitern getroffen. Als Zeichen der Versöhnung brachten sie Kaffee und Gebäck mit. Sie sagten, Straftäter müssten verurteilt werden – aber nicht gleich ganze Bevölkerungsgruppen.

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