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In der argentinischen Stadt Mar del Plata haben Journalisten ein von den Nationalsozialisten gestohlenes Gemälde über eine Immobilienanzeige entdeckt.

© IMAGO/Newscom / GDA/Mauro V. Rizzi

Journalisten entdecken Gemälde in Immobilienanzeige: Nazi-Raubkunst hängt über Sofa in argentinischer Villa

Ein Werk des Malers Giuseppe Vittore Ghislandi ist Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgetaucht. Entdeckt wurde es in einer Immobilienannonce eines Hauses in Mar del Plata.

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Ein während des Zweiten Weltkriegs von den Nationalsozialisten gestohlenes Gemälde ist in Argentinien entdeckt worden – dank einer Immobilienanzeige. Behörden durchsuchten am Dienstag eine Villa in Mar del Plata, in der das Kunstwerk vermutet wurde.

Die niederländische Zeitung „Algemeen Dagblad“ berichtet, das Werk sei nach jahrelanger Recherche mehrerer Journalistinnen und Journalisten in einer Online-Annonce für die Villa entdeckt worden. Auf den Fotos sei es sogar klarer erkennbar gewesen als bisher in einer Datenbank für verschollene Kunstwerke. Experten bestätigten demnach die Echtheit.

Bei dem Bild handelt es sich um das Gemälde „Porträt einer Dame“ des italienischen Malers Giuseppe Vittore Ghislandi. Es gehörte ursprünglich dem jüdischen Kunsthändler Jacques Goudstikker in Amsterdam, dessen Sammlung von den Nazis beschlagnahmt wurde. Goudstikker starb 1940 auf der Flucht vor den Nationalsozialisten. Mehr als 780 Werke aus seinem Besitz sollen sich Größen des NS-Regimes angeeignet haben, darunter auch das „Porträt einer Dame“, das die Gräfin Cecilia Colleoni zeigen soll.

Der Wert dieses Bildes ist unbekannt. Jedoch sind Werke des Künstlers in bedeutenden Museen ausgestellt, darunter im Metropolitan Museum of Art in New York.

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Die Spur des Gemäldes führt zu dem ehemaligen Nazioffizier Friedrich Gustav Kadgien, der nach Kriegsende nach Argentinien floh und dort 1978 starb. Unter Präsident Juan Perón fanden zahlreiche Nationalsozialisten in dem südamerikanischen Land Zuflucht – oft mitsamt geraubter Kunst und Wertgegenständen.

Bereits mehr als 200 Gemälde an Goudstikkers Erbin zurückgegeben

Journalisten des „Algemeen Dagblad“ hatten bereits vermutet, dass sich das Gemälde bei Nachfahren von Kadgien in Argentinien befinden könnte. Offenbar zufällig entdeckten sie an einer Villa der Familie ein „Zu verkaufen“-Schild. Online stießen die Reporter auf die entsprechende Immobilienanzeige. Auf den Fotos war das Gemälde deutlich zu sehen – über einem Sofa. Kontaktversuche zu den Bewohnern blieben dem Bericht zufolge erfolglos.

Die niederländische Regierung hat bereits mehr als 200 Werke an Goudstikkers Erbin zurückgegeben, doch zahlreiche Gemälde bleiben bis heute verschwunden.

Wie es mit dem Gemälde über dem argentinischen Sofa weitergeht, ist bislang offen. Laut den Reportern des „Algemeen Dagblad“ könnten juristische Streitigkeiten bevorstehen. Die Familie des Kunsthändlers Jacques Goudstikker kündigte an, sich für die Rückgabe des Bildes einzusetzen. (Tsp)

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