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Mitglieder der Royal Canadian Mounted Police (RCMP) bei Ermittlungen im Reservat James Smith Cree Nation.

© REUTERS/David Stobbe

Update

Messerattacken mit zehn Toten: Zweiter Verdächtiger in Kanada stirbt nach seiner Festnahme

Zuvor war bereits der Bruder des Verdächtigen tot aufgefunden worden. Drogenmissbrauch könnte bei dem Verbrechen eine Rolle gespielt haben.

Nach den Messerangriffen mit mindestens zehn Toten in der kanadischen Provinz Saskatchewan ist nun auch der zweite Verdächtige tot. Myles Sanderson starb kurz nach seiner Festnahme an sich selbst zugefügten Verletzungen, wie die TV-Sender CBC und Global News am Mittwoch (Ortszeit) unter Berufung auf ungenannte Polizeiquellen berichteten.

Der Verdächtige wurde laut Polizei in der Nähe von Rosthern, Saskatchewan, ausfindig gemacht und festgenommen. Eine Stunde vor seiner Festnahme hatte die Polizei eine Warnung vor einem mit einem Messer bewaffneten Mann in einem gestohlenen weißen Fahrzeug etwa hundert Kilometer von den Tatorten entfernt herausgegeben. Ein AFP-Reporter berichtete von Polizeifahrzeugen und einem weißen Pickup am Straßenrand.

Der Verdächtige befand sich seit Sonntag auf der Flucht, Behörden hatten die Einwohner der Region vor dem „als gefährlich eingestuften“ Mann gewarnt.

Der zweite Verdächtige, Damien Sanderson, bei dem es sich um den Bruder von Myles Sanderson handelt, war am Dienstag an einem der Tatorte tot aufgefunden worden. auch seine Leiche wies Verletzungen auf.

Bei einem der tödlichsten Verbrechen in Kanada in den vergangenen Jahren wurden Messerangriffe an 13 verschiedenen Tatorten in der Indigenen-Gemeinde James Smith Cree Nation und in der benachbarten Ortschaft Weldon verübt. Die Polizei barg zehn Leichen, 18 weitere Menschen wurden verletzt, teils schwer. Bei den meisten Opfern handelt es sich um Indigene.

Myles Sanderson wurde laut Polizei bereits seit Mai gesucht, weil er sich nicht an seine Bewährungsauflagen gehalten hatte. Er war unter anderem wegen Diebstahls zu fast fünf Jahren Haft verurteilt worden.

Indigenen-Verband mutmaßt über Drogenmissbrauch

Die James Smith Cree Nation hat nach Angaben auf ihrer Webseite mehr als 3400 Mitglieder, von denen fast 2000 in ihrem Reservat leben. Auf dem Gelände, in dem sich ein Großteil der wirtschaftlichen Aktivitäten auf Landwirtschaft und Viehzucht konzentriert, befinden sich unter anderem ein Büro, eine Schule, Feuerwehr und ein Gemeindezentrum. Die Vorsitzenden des Reservats riefen nach den Bluttaten am Sonntag den Notstand aus.

Die Föderation Souveräner Indigener Nationen (FSIN), ein Indigenen-Verband, veröffentlichte eine Stellungnahme, in dem Drogen als möglicher Grund für die Angriffe nahegelegt wurden. „Das ist die Zerstörung, mit der wir umgehen müssen, wenn illegale Drogen in unsere Gemeinschaften gelangen“, schrieb der Vorsitzende Bobby Cameron. „Wir verlangen von allen Behörden, mehr auf die Häuptlinge, Räte und Stammesmitglieder zu hören, um sicherere und gesündere Gemeinschaften für unsere Völker zu schaffen.“

Kanadas Premierminister Justin Trudeau zeigte sich schockiert. „Die heutigen Angriffe in Saskatchewan sind schrecklich und herzzerreißend“, schrieb Trudeau auf Twitter. Auch Scott Moe, Premierminister der Provinz, sprach im Namen seiner Regierung sein Beileid aus. „Ganz Saskatchewan trauert mit den Opfern und ihren Angehörigen“, schrieb Moe von der konservativen Saskatchewan-Partei auf Twitter. (Afp/dpa)

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