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Panorama: Kein Fehler vom Amt

Mehr Kontrolle hätte Sömmerda-Baby nicht gerettet

Erfurt - Der Tod des kleinen Leon im thüringischen Sömmerda hätte nach Ansicht der Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz auch mit strengeren Kontrollen nicht verhindert werden können. Dem Jugendamt sei in diesem Fall kein Vorwurf zu machen, da es die Entziehung des Sorgerechts bereits eingeleitet hatte, sagte der Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft, Heiko Höttermann, am Montag in Erfurt der Nachrichtenagentur ddp.

Die Ermittlungen wegen Totschlags richten sich ausschließlich gegen die Mutter, die ihre beiden Kinder verlassen hatte. Gegen den Vater und das Jugendamt wird nicht ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Höttermann warnte davor, Vernachlässigung von Kindern zum Problem einer bestimmten sozialen Schicht zu machen. Armut bedeute nicht, dass die Kinder verwahrlosen oder schlecht erzogen würden. Auch Familien mit hohem Einkommen kümmerten sich nicht immer ausreichend um ihre Kinder. Insgesamt habe sich die Zahl der vernachlässigten Kinder in den vergangenen Jahren erhöht, sagte Höttermann. Ein Grund sei eine Zunahme von Problemen in der Familie. So könnten unter anderem eine zunehmende Armut sowie die verbreitete Arbeitslosigkeit eine Rolle spielen. Aber auch Trennungen und Scheidungen könnten zu einer Überforderung der Eltern führen, wie es offenbar im Fall des verdursteten Säuglings in Sömmerda der Fall gewesen sei.

Eine Betreuung bestimmter Familien durch Jugendämter oder Jugendhilfen von der Geburt eines Kindes an ist nach Höttermanns Einschätzung kaum praktikabel. „Dann könnten wir den Eltern ihre Kinder gleich wegnehmen und ihnen lediglich ein Besuchsrecht einräumen“, sagte er. Zudem glaube er nicht, dass sich ein solches Vorgehen rechtlich durchsetzen lasse. Eltern sollten das Jugendamt nicht als Gefahr wahrnehmen, durch die ihnen die Kinder entzogen würden, sagte Höttermann. Vielmehr sollten sie sich über die Hilfsangebote der Behörden bei der Kindererziehung informieren. ddp

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