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Panorama: Keiner der 88 Insassen überlebte die Katastrophe

70 Kilometer nordwestlich der Strände von Los Angeles suchen Einheiten von Marine und Küstenwache gemeinsam mit den Besatzungen von Fischerbooten vergeblich nach einem Lebenszeichen zwischen den im dunklen Pazifik treibenden Trümmern. Alles, was sie bei einbrechender Dunkelheit aus dem kalten Wasser bergen können, sind Flugzeug- und Leichenteile.

70 Kilometer nordwestlich der Strände von Los Angeles suchen Einheiten von Marine und Küstenwache gemeinsam mit den Besatzungen von Fischerbooten vergeblich nach einem Lebenszeichen zwischen den im dunklen Pazifik treibenden Trümmern. Alles, was sie bei einbrechender Dunkelheit aus dem kalten Wasser bergen können, sind Flugzeug- und Leichenteile.

Für die Rettungsmannschaften wird die Befürchtung bald zur traurigen Gewissheit. Keiner der 83 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder hat den Absturz von Alaska Airlines Flug 261 überlebt. Am Ufer werfen trauernde Menschen Blumensträuße in die Wellen des Ozeans.

Es ist der zweite Absturz einer Passagiermaschine ins Meer innerhalb von zwei Tagen. Vor der Elfenbeinküste war tags zuvor ein kenianischer Airbus abgestürzt. 169 Insassen starben, zehn überlebten.

Vor der Küste von Los Angeles wurde die Heimkehr aus dem Sonnenurlaub zur Katastrophe. Die zweistrahlige McDonnell Douglas MD-83 war um 15.30 Uhr Ortszeit im mexikanischen Puerto Vallerta, einem beliebten Urlaubsziel der Amerikaner, nach San Francisco gestartet. 32 Passagiere wollten die Reise dort beenden, 51 überwiegend nach Seattle weiter fliegen. Unter den Fluggästen befanden sich auch 32 nicht zahlende Passagiere. Drei Mitarbeiter von Alaska Airlines und vier der Partnergesellschaft Horizon Air hatten sich zusammen mit Familienangehörigen und Freunden ebenfalls Ferien im sonnigen Süden gegönnt.

Rund eine Stunde später meldeten die Piloten über Funk Probleme mit der Trimmung des Höhenruders und erhielten die Freigabe für eine Notlandung auf dem internationalen Flughafen von Los Angeles. Doch bereits wenige Sekunden später, um 16.40 Uhr Ortszeit, verschwand der Jet in einer Höhe von etwa 5200 Metern von den Radarschirmen der Fluglotsen. Fischer hörten auf ihren Booten einen Knall und sahen eine Flugwelle in der Nähe der Absturzstelle, die sich rund 13 Kilometer von der Küste entfernt zwischen dem Festland und der Anacapa-Insel befindet.

Piloten vermuten, dass es sich bei dem Problem an Bord um einen sogenannten "Trim-Runaway" gehandelt haben könnte. Die von einem Elektromotor gesteuerte Trimmung des Höhenruders dient dazu, den Druck von den Steuersäulen im Cockpit zu nehmen. Zu diesem Zweck werden kleine Klappen an der Außenkante der Höhenruder bewegt.

Wenn diese durch einen Defekt während des Horizontalfluges voll nach oben oder unten ausgefahren wurden, muss die Maschine in einen steilen Steig- oder Sturzflug übergegangen sein, so Bernd Bockstahler von der deutschen Pilotenvereinigung Cockpit. Eine "sehr schwierige Situation, in der sehr schnell gehandelt werden muss", sagt Bockstahler.

Derartige Probleme sind nach Angaben der US-Bundesluftfahrtbehörde FAA bei der MD-83 bisher nicht aufgetreten. Der Unglücksjet war im Mai 1992 an Alaska Airlines ausgeliefert worden und hatte seitdem 25 584 Flugstunden absolviert. Die letzte größere technische Überprüfung hatte am 11. Januar stattgefunden, die letzte Grundüberholung ein Jahr zuvor.

Rainer W. During

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