Panorama: Korruption blüht auf Mallorca
„Schluss mit der Zerstörung“, skandieren die Demonstranten, „Rettet Mallorca“. Rund 50 000 Menschen sind am Samstag mit Transparenten und Trillerpfeifen durch die Inselhauptstadt Palma de Mallorca gezogen, um gegen Betonwahn, Umweltfrevel, Spekulation und blühende Korruption auf der Insel zu demonstrieren.
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„Schluss mit der Zerstörung“, skandieren die Demonstranten, „Rettet Mallorca“. Rund 50 000 Menschen sind am Samstag mit Transparenten und Trillerpfeifen durch die Inselhauptstadt Palma de Mallorca gezogen, um gegen Betonwahn, Umweltfrevel, Spekulation und blühende Korruption auf der Insel zu demonstrieren. Die Zukunft der beliebtesten Urlaubsinsel Europas sei in Gefahr. Der Skandal im Prominentenort Andratx, wo nach Schmiergeldzahlungen wild und sogar in Naturschutzgebieten gebaut wurde, gilt nur als Spitze des Eisberges.
„Ein Großteil der Küste ist bereits zerstört“, beklagt Maria Luisa Suau im Namen der Bürgerinitiative „Salvem Mallorca“ (Rettet Mallorca). Die zunehmende Zementierung der Landschaft durch Autobahnen, Siedlungsprojekte, Appartementbunker und Hotels werde allerorten von „baurechtlichen Unregelmäßigkeiten“ begleitet. Inselpolitiker, Behörden und Bauunternehmer hätten zahlreiche „Attentate" gegen die Natur auf dem Gewissen, der Immobilienspekulation sei Tür und Tor geöffnet worden.
Wie dies funktioniert, konnten die Bürger in den letzten Monaten im Nobelort Andratx bewundern. Dort sitzt Bürgermeister Eugenio Hidalgo samt zwei Helfern in Untersuchungshaft, weil er gegen viel Geld die Erlaubnis zum Villenbau gegeben haben soll, wo es eigentlich verboten war – in Naturschutzgebieten zum Beispiel. Der Rathauschef waltete nicht nur als Bürgermeister, sondern zugleich als Baustadtrat und Bauunternehmer. Das erleichterte vermutlich seine Geschäfte, die auch noch von der Inselregierung gedeckt worden sein sollen.
Dass es sich der Bürgermeister dieses Luxusdorfes mit etwa 10 000 Einwohnern gut gehen ließ, war kein Geheimnis: Er fuhr mit dem Porsche durch seinen Ort, trug Designeranzüge und eine Rolex am Handgelenk. Andratx sei ein „Korruptionssumpf“, glaubt man beim mallorquinischen Umweltverband GOB, der den Fall mit Untersuchungen und Strafanzeigen ins Rollen brachte. „Mallorca befindet sich im Strudel der Korruption und des Betruges“, warnt der GOB. Nach Einschätzung des Umweltverbandes ist es ähnlich wie in Andratx auch in anderen Mallorca-Gemeinden zugegangen.
Auch der Autobahnbau, welcher auf den Baleareninseln Mallorca und Ibiza durch den konservativen Regierungschef Jaume Matas vorangetrieben wird, ist den Bürgerinitiativen ein Dorn im Auge. „Unsere Insel wird zubetoniert, vermüllt und verschandelt“, protestierten prominente Ibiza-Bewohner in einer Zeitungsanzeige. Auf Mallorca sind mehrere neue vierspurige Straßen im vergangenen Jahr eröffnet worden, weitere sollen folgen. Derweil feiert der Tourismus auf Mallorca Rekorde: Knapp zehn Millionen Urlauber kamen 2006 auf die Insel.
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