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Alexander Dobrindt (CSU, l), Bundesinnenminister, und Holger Münch, BKA-Präsident, stellen auf einer Pressekonferenz im Bundeskriminalamt (BKA) die Bundeslagebilder Rauschgift und Organisierte Kriminalität 2024 vor.

© dpa/Arne Dedert

Lagebericht zur Organisierten Kriminalität: Kriminelle Banden bieten zunehmend Geldwäsche als Service an – und setzen auf Kinder

Auf Bestellung schleusen kriminelle Banden immer mehr illegal erlangtes Geld von Kollegen in den legalen Wirtschaftskreislauf ein, was für beide Seiten lukrativ ist. Auch werden immer mehr Kinder rekrutiert.

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Die Organisierte Kriminalität (OK) bietet immer mehr kriminelle Dienstleistungen an. „Immer häufiger werden OK-Gruppierungen festgestellt, die ihre kriminellen Handlungen als "Crime as a Service" anbieten“, heißt es im Bundeslagebild Organisierte Kriminalität 2024 des Bundeskriminalamtes (BKA) in Wiesbaden. „Die Professionalisierung auf bestimmte Aktivitäten wie beispielsweise im Bereich der Geldwäsche stellt zunehmend die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden vor Herausforderungen.“

Diese Professionalisierung erleichtere hier einerseits den Kundengruppierungen der OK die Einschleusung von Geld aus kriminellen Aktivitäten in den legalen Wirtschaftskreislauf. Andererseits müssten diese Banden den Anbietern der Geldwäsche eine lukrative Provision zahlen. „Crime as a Service“ ist daher laut dem BKA insbesondere in diesem Bereich „für beide Seiten ausgesprochen attraktiv“.

Damit im Zusammenhang steht ein zunehmender Fokus auf Jugendliche und sogar Kinder. Kriminelle Gruppen rekrutieren sie demnach für Drohungen, Angriffe und auch Tötungen, heißt es.

Mehr Geldwäsche, mehr Kryptomixer

Trotz Erfolgen der Strafverfolgungsbehörden hat sich nach den Angaben die von OK-Gruppierungen gewaschene Geldsumme deutlich erhöht: von 166 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 230,5 Millionen im Jahr 2024. Auffällig ist dem Bundeslagebild zufolge dabei die stark zugenommene Nutzung sogenannter Kryptomixer. Diese Dienste vermischen etwa Kryptowährungen, um so die Verbindungen zwischen Sendern und Empfängern zu verschleiern.

Hauptbetätigungsfeld der OK bleibe der Rauschgifthandel. Bundesweit wurden im vergangenen Jahr 647 Ermittlungsverfahren geführt, von denen mehr als 70 Prozent einen transnationalen Bezug aufwiesen. In den Vorjahren lag die Zahl der Verfahren ähnlich hoch.

Innenminister Alexander Dobrindt bezeichnete die Organisierte Kriminalität als eine der größten Bedrohungen für den Rechtsstaat. „Sie agiert brutal und skrupellos, weltweit – vom Drogenhandel über Geldwäsche bis zur Einflussnahme auf Entscheidungsträger“, sagte Dobrindt. „Diesen kriminellen Netzwerken muss man den Nährboden entziehen, indem man ihre Geldquellen konsequent austrocknet. Wer innerhalb dieser Strukturen nicht erklären kann, woher sein Vermögen kommt, soll es verlieren. Das ist ein Paradigmenwechsel.“

Der durch OK-Gruppierungen verursachte Gesamtschaden lag dem Lagebild zufolge 2024 bei 2,6 Milliarden Euro. Mehr als zwei Drittel davon entfielen auf den Bereich Cybercrime, obwohl diese Gruppen nur vier Prozent der Ermittlungsverfahren ausmachten. In jedem fünften Verfahren wurden bei den verfolgten Taten zudem verschlüsselte Messenger-Dienste genutzt.

BKA-Präsident Holger Münch erklärte, das BKA setze auf eine intensive nationale und internationale Zusammenarbeit. Als Beispiele nannte er die Gemeinsame Plattform der OK-Bekämpfung (GPOK) von Bund und Ländern sowie eine bei Europol angesiedelte „Operational Taskforce“ zur Bekämpfung von „Violence-as-a-Service“. (dpa/Reuters)

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