
© Imago/Gottfried Czepluch
Mehrfamilienhaus in Essen explodiert: Junge Frau springt aus Fenster und überlebt – ein Bewohner vermisst, ein Toter gefunden
Die Hausbewohnerin lag schwerverletzt vor dem brennenden Haus, als die Einsatzkräfte eintrafen. Das Geröll von Wänden und Decken im Gebäude ist laut Polizei mehrere Meter hoch.
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Bei einer Explosion und einem Brand in einem Mehrfamilienhaus in Essen sind eine junge Frau schwer und zwei weitere Menschen leicht verletzt worden. Die Bewohnerin sprang aus dem Fenster und lag schwerstverletzt auf der Straße, als die Einsatzkräfte am Samstagabend eintrafen, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Sie wurde in ein Verbrennungszentrum nach Bochum gebracht.
Da die bauliche Struktur des zweistöckigen Hauses in der Westfalenstraße zerstört wurde, könne die Feuerwehr das Gebäude noch nicht betreten. Es sei nicht auszuschließen, dass sich noch Personen darin befinden. Der Bewohner der explodierten Wohnung gelte nach der Detonation als vermisst. Laut Polizei seien in dem Haus fünf Menschen gemeldet.
„Die Gewalt, die hier gewirkt hat, kann man nicht überleben“, sagte der Sprecher der Feuerwehr am frühen Sonntagmorgen. Die Einsatzkräfte konnten das Innere des Hauses bislang nur von außen einsehen. Das Geröll von Wänden und Decken im Gebäudeinneren sei meterhoch.
Einsatzkräfte fanden weiteres Opfer
Nachdem der Brand gelöscht war, wurden am Sonntag Spürhunde über eine Drehleiter nach oben gebracht. Dort fanden sie zunächst keine Leiche, wie die Feuerwehr mitteilte. Später stellte sich jedoch heraus, dass unter den Trümmern ein toter Mensch lag.
Erst als das Gebäude für kurze Aufenthalte freigegeben wurde, konnten Einsatzkräfte hinein. Das komplette Haus wurde abgesucht: Mit einer Leiter kamen die Beamten nach oben. Im ersten Stock fanden sie am Sonntagabend den Toten. Ob es sich um den Bewohner der Erdgeschosswohnung gehandelt hatte, in der es zu der Explosion gekommen war, war zunächst unklar. Sowohl die Identität als auch das Geschlecht der toten Person waren unklar. Die beiden Bewohner der Wohnung im ersten Stock hatten sich retten können, sie kamen leicht verletzt ins Krankenhaus. Möglicherweise war der Mann aus dem Erdgeschoss nach oben geflüchtet, um den Flammen zu entkommen.
Die Obduktion des Toten soll die Identität klären. Die Zähne oder DNA-Spuren könnten möglicherweise helfen, sagte eine Polizeisprecherin. Allerdings sei es schwierig, gute DNA-Vergleichsproben in einer völlig ausgebrannten Wohnung zu finden. Bis zur Klärung der Identität könne es ein paar Tage dauern.
Am Montag erklärte ein Statiker das Gebäude für begehbar. Die Brandermittler der Kriminalpolizei und ein Gutachter werden am Dienstag die Ermittlungen aufnehmen und die Räume für die Suche nach der Ursache betreten. Das sagte eine Polizeisprecherin der dpa. Nach ihren Angaben wurde in dem Gebäude bei den Rettungsarbeiten auch eine Schlange gefunden. Zuvor hatte die „WAZ“ über den Tierfund berichtet. Ein Tierarzt habe sich der Schlange aus einem Terrarium angenommen.
Druckwelle zerstört auch Wand des Nachbarhauses
Als die ersten Polizisten am Samstagabend am Einsatzort ankamen, standen beide Etagen vollständig in Brand. Die durch die Explosion entstandene Druckwelle zerstörte auch eine Wand des direkt angrenzenden Wohngebäudes.
Einsturzgefährdet sei es allerdings nicht, sagte ein Feuerwehrsprecher am Sonntagvormittag. Statiker hätten Entwarnung gegeben. Zwei Bewohner aus dem Nachbarhaus wurden zunächst vor Ort vom Rettungsdienst versorgt und kamen mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus. Drei weitere Menschen wurden ebenfalls vom Rettungsdienst betreut, waren aber unverletzt.
Die Feuerwehr kümmerte sich über die Stadt Essen vorsorglich um die Sicherstellung von Unterbringungsmöglichkeiten für die Betroffenen. „Die Straße gleicht einem Trümmerfeld, alles ist voller Schutt und Glasscherben“, sagte der Feuerwehrsprecher.
Die Ursache für die Explosion im Stadtteil Steele sei noch unklar. Ersten Erkenntnissen zufolge passierte der Vorfall in einer Wohnung im Erdgeschoss. Von dort breitete sich das Feuer sofort auf das restliche Gebäude aus. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte eine Polizeisprecherin am Montag. „Ein Unfall ist denkbar, aber auch eine fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung.“ (dpa)
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