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Wie gelangte das Mädchen an das Methadon?

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Update

Hamburg-Wilhelmsburg: Methadon-Tabletten bei Chantals Pflegeeltern entdeckt

Nach dem Methadon-Tod der elfjährigen Chantal haben Ermittler nun Tabletten mit der Heroin-Ersatzdroge bei ihren Pflegeeltern gefunden. Das zuständige Bezirksamt räumt Fehler bei der Wahl der Familie ein.

Die Pflegeeltern der an einer Methadon-Vergiftung gestorbenen elfjährigen Chantal aus Hamburg waren im Besitz von Tabletten mit der Heroin-Ersatzdroge. In der Garage entdeckte die Staatsanwaltschaft 31 Methadon-Tabletten, am Arbeitsplatz des Pflegevaters eine weitere, wie Behördensprecher Wilhelm Möllers am Donnerstag sagte. „Welt Online“ hatte zuerst über den Fund von Ersatzdrogen berichtet. Das Mädchen, das seit 2008 in der Pflegefamilie lebte, war am 16. Januar gestorben. Das Jugendamt hat inzwischen alle weiteren Kinder aus der Familie geholt.

Beide Pflegeeltern sind nach eigenen Angaben als Drogensüchtige in einem Methadon-Programm, wie Möllers berichtete - der Vater seit mehreren Jahren, die Mutter seit etwa zwei bis drei Jahren. Die Ermittler beschlagnahmten bei ihnen außerdem Medikamente und Plastikflaschen mit einer bisher unbekannten Flüssigkeit, die nun untersucht werden sollen. Mit Ergebnissen rechnet Möllers in ein bis zwei Wochen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen vier Beschuldigte wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung - gegen die Pflegeeltern, gegen eine 27 Jahre alte Tochter und gegen Chantals leiblichen Vater. Am Mittwoch hatte die Ermittlungsbehörde zum zweiten Mal die Wohnung der Pflegeeltern durchsucht, mit drei Drogenspürhunden. Auch am Arbeitsplatz des Pflegevaters und in der Wohnung der 27-Jährigen suchten die Beamten nach Beweismitteln.

Der Leiter des zuständigen Bezirksamts Mitte, Markus Schreiber (SPD), räumte am Donnerstag Fehler ein. Die Auswahl der Pflegeeltern sei falsch gewesen, sagte Schreiber dem Radiosender NDR 90,3. Schreiber kündigte eine lückenlose Aufklärung an.

Bereits am Mittwoch hatte das Jugendamt alle Kinder aus der Familie genommen - zwei leibliche Kinder des Paares und ein weiteres Pflegekind. „Sie wurden in Obhut genommen, um sie zu schützen - dabei geht es nicht um Schuldzuweisungen oder Vorverurteilung“, sagte ein Sprecher des Bezirksamts. Der Fall solle nun bis Anfang nächster Woche intern aufgearbeitet werden. Die Pflegeeltern und die 27-Jährige mussten am Mittwoch außerdem Blut- und Haarproben abgeben. Die Ergebnisse der Drogentests werden in ein bis zwei Wochen erwartet, wie Möllers sagte. Bei der Staatsanwaltschaft seien weder der Pflegevater noch die Pflegemutter in den vergangenen Jahren wegen Drogendelikten in Erscheinung getreten, hieß es.

In Hamburg gab es im vergangenen Jahr knapp 6500 drogensüchtige Patienten, die mit unterschiedlichen Ersatzstoffen behandelt wurden. Die meisten von ihnen - etwa 45 Prozent - hätten Methadon erhalten, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Rico Schmidt.

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