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Der indische Regierungschef Modi bei dem Überlebenden.

© AFP/-

Update

„Überall um mich herum waren Leichen“: So schildert der einzige Überlebende den Flugzeugabsturz in Indien

241 Reisende und Crewmitglieder sind tot – nur der Passagier auf Sitz 11A überstand den Crash der Air-India-Maschine. Der 40-jährige Ramesh Viswashkumar kann sein Glück noch immer nicht fassen.

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241 Menschen kamen bei dem Flugzeugabsturz in Indien ums Leben, nur einer überlebte und verblüffte die Welt: Ramesh Viswashkumar überstand eines der schlimmsten Luftfahrtunglücke der vergangenen Jahre relativ unbeschadet. Nun ist der 40-Jährige ein gefragter Interview-Partner.

„Es ist alles vor meinen Augen passiert und ich konnte überhaupt nicht glauben, wie es mir gelungen ist, da lebend rauszukommen“, sagte Ramesh am Freitag von seinem Krankenbett aus dem indischen Sender DD News. Der 40-Jährige wird derzeit wegen Verbrennungen und anderer Verletzungen im Krankenhaus behandelt.

Zuerst dachte ich auch, dass ich gleich sterben würde, aber als ich meine Augen öffnete, wurde mir klar, dass ich noch am Leben bin.

 Ramesh Viswashkumar, Überlebender des Absturzes in Indien

Schon „eine Minute nach dem Start“ habe es sich angefühlt, als ob etwas nicht stimme, sagte Ramesh in dem Interview. „Mir wurde klar, dass etwas passiert ist, und dann gingen plötzlich die grünen und weißen Lichter an.“ Dann sei die Maschine anscheinend schneller geflogen – „direkt auf etwas zu, was sich dann als eine Unterkunft eines Krankenhauses erwies“. Danach stürzte das riesige Flugzeug vom Typ Boeing 787-8 Dreamliner auf ein Wohngebiet in unmittelbarer Nähe des Flughafens von Ahmedabad.

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„Zuerst dachte ich auch, dass ich gleich sterben würde, aber als ich meine Augen öffnete, wurde mir klar, dass ich noch am Leben bin“, schilderte Ramesh weiter. Vor sich habe er eine leblose Stewardess und ältere Passagiere gesehen. „Ich öffnete meinen Sicherheitsgurt und versuchte zu entkommen und es hat geklappt“, sagte der 40-Jährige.

Seine Seite des Flugzeugs sei offenbar nicht auf dem Gebäude aufgekommen, sagte Ramesh. Sie sei „näher am Boden“ gewesen und als die Flugzeugtür aufgegangen sei, habe er gesehen, dass dort Platz genug für ihn war, um hinauszugleiten. Auf Videos, die in Onlinenetzwerken verbreitet wurden, war Ramesh zu sehen, wie er in einem blutverschmierten T-Shirt zu einem Krankenwagen humpelte. 

„An meiner linken Hand habe ich leichte Verbrennungen wegen des Feuers, aber ein Rettungswagen hat mich in ein Krankenhaus gebracht“, sagte der Überlebende. Dort kümmere sich das Personal gut um ihn. Zudem bekam Ramesh am Freitag Besuch von Indiens Premierminister Narendra Modi, wie auch auf dessen Youtube-Kanal zu sehen war.

Ramesh hatte die Unglücksmaschine zusammen mit seinem Bruder bestiegen, um nach London zu fliegen. Der Brite mit indischen Wurzeln lebt nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA in der zentralenglischen Stadt Leicester.

Bei den 230 Passagieren des Fluges AI-171 handelte sich laut Air India um 169 Inder, 53 Briten, sieben Portugiesen und einen Kanadier. Zudem waren demnach zwölf Besatzungsmitglieder an Bord.

Nach Polizeiangaben vom Freitag wurden bislang 265 Todesopfer aus dem Flugzeugwrack sowie aus den Gebäuden geborgen, in die die Maschine gekracht war. Unter den Toten sind demnach mindestens 24 Menschen, die nicht an Bord des Flugzeugs gewesen waren.

Konkrete Hinweise auf die Unfallursache kann Ramesh nicht geben. Sein Überleben wird bereits das „Wunder von Ahmedabad“ genannt. „Überall um mich herum waren Leichen, ich hatte Angst, stand auf und rannte los; jemand griff dann nach mir und brachte mich in einen Krankenwagen“, sagte er der „Hindustan Times“.

Doch wie geht man damit um, als einziger Passagier überlebt zu haben? „Ich kann es mir nicht erklären, es ist mir ein Rätsel“, sagte er einer Journalistin. Medienberichten zufolge soll er auf Platz 11A in der Nähe des Notausgangs gesessen haben.

Einen ähnlichen medialen Nachfrage-Sturm wie Ramesh hatte die junge Französin Bahia Bakari erlebt. An ein Wrackteil geklammert hatte sie im Juni 2009 als Einzige den Absturz eines Airbus mit 153 Menschen in den Indischen Ozean überlebt. Wie Ramesh hatte auch die heute 28-Jährige damals einen Fensterplatz.

„La Miraculée“ – das „Wunder-Girl“, wie sie damals in den Medien genannt wurde – hat ihre Erlebnisse und ihre Gefühlswelt Jahre später in einem Buch aufgeschrieben. Nach dem Absturz hörte sie im Wasser für kurze Zeit noch Schreie weiterer Überlebender. „Die Schreie werden mir für immer in Erinnerung bleiben“, erklärte die heute im Großraum Paris lebende Immobilienmaklerin, als der Unfall 2022 vor einem französischen Gericht aufgearbeitet wurde. Es belaste sie noch heute.

Der Prozess 13 Jahre nach dem Unglück vor den Komoren zeigt, wie lange sich Untersuchungen der Flugunfallermittler im Extremfall hinziehen können. Im Falle der indischen Boeing 787 dürften sie jedoch angesichts zahlreicher Videoaufnahmen und der relativ schnell sicherzustellenden Black Boxes deutlich schneller beendet werden. (AFP, dpa)

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