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Ein Schild der Staatsanwaltschaft in Hannover (Niedersachsen).

© dpa/Julian Stratenschulte

Mit Kokain-Kartell zusammengearbeitet?: Staatsanwalt in Hannover wegen Entschlüsselung von Drogen-Chats in Haft

Ein Staatsanwalt aus Hannover sitzt in Untersuchungshaft. Er soll Informationen an ein Kokain-Kartell verkauft haben. Das Justizministerium weist Kritik an seinem Umgang mit dem Fall zurück.

Stand:

Im Fall eines verhafteten Staatsanwaltes, dem unter anderem Bestechung durch ein Drogenkartell vorgeworfen wird, sind neue Details bekanntgeworden. Den Ausschlag für die Verhaftung hatte die Entschlüsselung der Chats von Kriminellen über Drogengeschäfte gegeben. „Dadurch kam es zur Wiederaufnahme des Verfahrens“, sagte der zuständige Abteilungsleiter im niedersächsischen Justizministerium nun im Landtag in Hannover. Die oppositionelle CDU hatte die Unterrichtung des Justizausschusses beantragt.

Der 39-jährige Staatsanwalt wird verdächtigt, eine international agierende Rauschgiftbande über Ermittlungsergebnisse informiert und vor einer bundesweiten Razzia schon im Jahr 2021 gewarnt zu haben. Für die Informationen soll der Jurist Bargeld erhalten haben. Führende Köpfe des mutmaßlichen Kokain-Kartells setzten sich ins Ausland ab.

Schon 2022 Ermittlungen gegen Staatsanwalt

Verhaftet wurde der Mann am 29. Oktober 2024, gegen ihn ermittelt wurde aber schon 2022. Im Februar 2021 gab es einen Rekordfund von 16 Tonnen Kokain im Hamburger Hafen. Wenig später organisierte das niedersächsische Landeskriminalamt eine bundesweite Razzia, doch dem Ministerium zufolge konnte eine Vielzahl der Beschuldigten nicht mehr angetroffen werden. Ein Hauptverdächtiger setzte sich nach Dubai ab. Insgesamt soll die Bande mehr als 23 Tonnen Kokain aus Süd- und Mittelamerika in die Europäische Union verschifft haben.

Der Staatsanwalt sitzt jetzt wegen des Verdachts der Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall, des Verrats von Dienstgeheimnissen und Strafvereitelung in Untersuchungshaft. Die CDU will erfahren, warum er trotz der Ermittlungen gegen ihn bis zu seiner Verhaftung weiterhin für die Drogenverfahren zuständig geblieben war.

Dazu sagte der leitende Beamte aus dem Ministerium, dass häufig Strafanzeigen gegen Richter und Staatsanwälte gestellt würden, in 90 Prozent der Fälle würden diese Verfahren eingestellt. Der 39-Jährige sei als akribischer Arbeiter bekannt gewesen und habe auch keine milden Strafen beantragt. (dpa)

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