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Mobbing unter Schülerinnen und Schülern kommt Lehrern zufolge oft vor. Archivbild

© Frank Hammerschmidt/dpa

Nach der Corona-Pandemie: Lehrer berichten von zunehmender Gewalt unter Schülern

Einer Umfrage zufolge nimmt mehr als die Hälfte der befragten Lehrkräfte einen Anstieg von psychischer Gewalt unter Schülern wahr. Ein Großteil beobachtet auch immer mehr Mobbing und körperliche Gewalt an den Schulen.

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Psychische Gewalt wie Beleidigungen und Formen des Mobbings unter Schülerinnen und Schülern haben einer Umfrage zufolge nach der Corona-Pandemie zugenommen. Diesen Eindruck hatte mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen, wie aus der in Köln vorgestellten repräsentativen Umfrage der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) hervorgeht. 44 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer sehen demnach auch eine Zunahme von körperlicher Gewalt

Die häufigsten Formen der psychischen Gewalt sind laut Befragung Beschimpfungen, Beleidigungen, Anschreien und Herabsetzen. Mobbing wird von einem Drittel der Lehrkräfte wahrgenommen, Cyber-Mobbing von 23 Prozent. Körperliche Gewalt zeigt sich in einem Drittel der angegebenen Fälle in Schlägen und Tritten. Acht Prozent der Lehrer erleben häufig Angriffe mit Gegenständen.

Als Gründe für die Übergriffe sehen 93 Prozent der Lehrer persönliche Faktoren wie Impulsivität oder mangelnde Empathie. 78 Prozent gaben familiäre Gründe an wie geringe Bildung der Eltern oder Gewalt im Elternhaus. Auch der Konsum problematischer Medien sei Ursache für Gewalt - etwa in Form von ungefilterter, teils falscher Information in Sozialen Medien.

Die Zahl der gewaltbedingten Schülerunfälle stieg 2023 den Angaben zufolge im Vergleich zum Vorjahr um rund 11.000 auf 64.897. Sie lag damit allerdings immer noch unter dem Wert vor der Pandemie (2019: 72.973), wie die DGUV weiter mitteilte. Laut ihrer Statistik lag die Unfallrate im vergangenen Jahr bei 7,5 gewaltbedingten Unfällen je 1.000 Versicherte.

Diese Quote liegt demnach zwar deutlich über jenen der Pandemie-Jahre (2020: 4,6, 2021: 3,9, 2022: 6,4), aber immer noch unter der Unfallrate vor der Pandemie (2019: 8,8). Schwere Verletzungen wie Frakturen als Folge gewaltbedingter Unfälle seien selten, hieß es.

„Noch ein gutes Stück Weg vor uns“

Der langjährige Trend rückläufiger Unfallzahlen durch Gewalt sei zwar ungebrochen, sagte DGUV-Hauptgeschäftsführer Stefan Hussy. „Das darf jedoch kein Anlass sein zu glauben, alles wäre in Ordnung.“

Denn die Unfallstatistik zeige kein vollständiges Bild des Gewaltgeschehens an Schulen. „Insbesondere psychische Gewalt und ihre Folgen tauchen darin nicht auf. Um ein Gesamtbild der Lage an allgemeinbildenden Schulen nach der Pandemie zu erhalten, haben wir daher diejenigen gefragt, die für die Sicherheit und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Schulen besondere Verantwortung tragen: Lehrerinnen und Lehrer“, so Hussy. Die Ergebnisse zeigten, „dass wir mit Blick auf eine gewaltfreie Schule noch ein gutes Stück Weg vor uns haben“

Die DGUV ist der Spitzenverband der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen. Schülerinnen und Schüler sind beim Schulbesuch und auf dem Schulweg gesetzlich unfallversichert. Dieser Versicherungsschutz erstreckt sich den Angaben zufolge grundsätzlich auch auf gewaltbedingte Unfälle. (dpa, KNA)

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