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Panorama: Neue Giftwelle fließt durch die Städte

China steht vor einer schweren Wasserkrise

Peking - Menschen stehen mit Plastikeimern auf der Straße Schlange. Das Trinkwasser wird rationiert. Einen Monat nach dem Giftunfall in Nordchina, als Millionen Menschen am Songhua-Fluss von der Wasserversorgung abgeschnitten waren, wiederholen sich in China die Bilder. Diesmal treibt eine giftige Cadmiumwelle durch eine dicht besiedelte Industrieprovinz mit 100 Millionen Menschen. Eine Zinkhütte in der Stadt Shaoguan hatte die giftige Chemikalie vergangene Woche bei Reinigungsarbeiten in den Bei-Fluss geleitet. Der Grenzwert für Cadmium sei um das Zehnfache überschritten, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua. Mehrere Kleinstädte in der Nähe von Yingde, etwa 90 Kilometer flussabwärts von Shaoguan, sind seit dem Wochenende ohne Wasser. „Das Leitungswasser ist nur abends kurz zum Duschen an“, berichtete ein Bewohner in Yingde. Die Provinzregierung hofft, die Großstädte vor einer Einschränkung der Wasserversorgung zu bewahren. Jetzt wird versucht, den Giftteppich durch die Öffnung des Baishiyao-Reservoirs zu verdünnen: „Wir wollen ihn schnell an Yingde vorbeischwemmen“, sagte ein Vertreter der lokalen Behörden.

Es ist die zweite Umweltkatastrophe in China innerhalb von zwei Monaten. Die Unglücke werfen ein Schlaglicht auf den wachsenden Wassermangel in China. Zwei Drittel aller Flüsse und Seen sind mit Industrieabfällen und Abwässern vergiftet. In Nordchina drohen ganze Regionen zu verwüsten, weil der Grundwasserpegel immer tiefer fällt. Chinas Pro-Kopf- Vorrat an Süßwasser beträgt nur noch 2200 Kubikmeter – weniger als ein Drittel des Weltdurchschnitts. 20 Prozent des Trinkwassers gehen durch undichte Rohre verloren. „China steht vor der schwersten und dringlichsten Wasserkrise der Länder der Erde“, warnte Vizebauminister Qiu Baoxing.

Harald Maass

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