
© dpa/Roland Freund
Polizei geht von Familienstreit aus: Toter nach Hausbrand in München – Oktoberfest wegen Sprengstoffdrohung geschlossen
In München brannte am Morgen ein Wohnhaus. Der Tatverdächtige der Brandstiftung starb. Die heutige Öffnung des Oktoberfestes verzögerte sich nach einer mit dem Vorfall zusammenhängenden Drohung.
Stand:
München im Ausnahmezustand: Nach einem Brand und mehreren Explosionen mit mindestens einem Toten im Norden der bayerischen Landeshauptstadt geht die Polizei von einem Familienstreit als Motiv aus. „Unser Erkenntnisstand ist ganz klar, dass wir in Richtung Familienstreit ermitteln“, sagte ein Polizeisprecher. Ein politisches Motiv schließen die Behörden deshalb derzeit aus.
57-jähriger Tatverdächtiger
Als tatverdächtig gilt ein 57-jähriger Deutscher aus Starnberg, der nach ersten Erkenntnissen der Polizei sein Elternhaus in Lerchenau angezündet und dort auch Sprengfallen deponiert haben könnte. Der Mann wurde an einem nahegelegenen See entdeckt und ist den Angaben der Polizei nach tot. Sie geht von einem Suizid aus. Der Verdächtige soll einen Rucksack mit einer Sprengvorrichtung bei sich gehabt haben und könnte auch für eine „relativ unspezifische“ Bombendrohung gegen das Oktoberfest verantwortlich sein, die zu einer Schließung des Festgeländes führte.
„Bild“ berichtete, dass der Tatverdächtige seinen Vater (90) erschossen und seine Mutter und eine 21-Jährige verletzt haben soll. Danach soll er sich selbst getötet haben. Hintergrund ist der Zeitung zufolge ein Streit um das Erbe gewesen. Das gehe aus einem Brief hervor, den die Polizei von Nachbarn bekommen haben soll. Die Polizei bestätigte bislang nur einen Toten und sprach von zwei Verletzten: der 81-jährigen deutschen Mutter des Tatverdächtigen und seiner 21-jährigen Tochter mit deutsch-brasilianischer Staatsangehörigkeit. Es gebe keine Hinweise, dass an anderen Orten in München eine Gefahr besteht.
Unweit des Tatortes soll zudem ein verdächtiger Gegenstand gefunden worden sein, dieser bedürfe noch der Abklärung, hieß es am Mittwochnachmittag vonseiten der Polizei. Umliegende Anwohner sollen evakuiert worden sein.
Der Brand und die Explosionen hatten seit dem frühen Morgen einen Großeinsatz der Münchner Polizei ausgelöst. In dem betroffenen Wohngebiet wurden in diesem Zusammenhang auch ausgebrannte Fahrzeuge gefunden.
„Trittbrettfahrer“ posten auf Antifa-Seite
Die Polizei hatte zwischenzeitlich mitgeteilt, auch einen Zusammenhang mit der Antifa zu prüfen. Auf der Website indymedia.org war am frühen Morgen ein Text mit dem Titel „Antifa heißt Angriff“ gepostet worden. Inzwischen ist der Text nicht mehr abrufbar. Die Polizei geht davon aus, dass es sich „um Trittbrettfahrer“ handelte, schrieb sie auf X. Laut „Süddeutscher Zeitung“ hat es in dem angeblichen Bekennerschreiben mehrere unzutreffende Angaben gegeben.
Auf der Plattform Indymedia kann jeder ohne Registrierung einen Beitrag veröffentlichen – auch anonym. Der Beitrag erschien dort, als erste Berichte über den Vorfall im Münchner Norden bereits veröffentlicht waren.

© REUTERS/CHRISTINE UYANIK
Sprengstoffdrohung: Oktoberfest bis mindestens 17 Uhr geschlossen
Die Behörden ermitteln eigenen Angaben zufolge dennoch in alle Richtungen. Auch wegen einer Sprengstoffdrohung gegen das Münchner Oktoberfest, das bis mindestens 17 Uhr geschlossen bleiben soll. Wie die Stadt auf ihrer Homepage mitteilte, habe es „ein entsprechendes Schreiben“ gegeben, das einen Zusammenhang mit den Explosionen und dem Brand im Münchner Norden nahelegt.
In einem Update der Polizei auf X war von Absuchmaßnahmen in den zufahrtsbeschränkten Bereichen um das Festgelände die Rede. „Auf der Wiesn arbeitende Personen werden aufgefordert, das Festgelände zu verlassen. Ihnen steht ein zugewiesener Bereich zur Verfügung. Weitere Schutzmaßnahmen folgen.“
Die Behörden waren seit dem Morgen auf der Suche nach möglichst vielen Sprengstoffhunden, um das Oktoberfestgelände absuchen zu können. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr, müssen die Tiere das Gelände mehrfach absuchen. Das koste viel Zeit und Personal.
„Sicherheit geht vor“, sagte der Oberbürgermeister Dieter Reiter in einem Video:
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Ein Anwohner berichtet
„Gegen circa fünf Uhr aufgewacht, weil es ein paar Mal gescheppert hat“, sagte ein Anwohner. „Aufgestanden, nachgeschaut, und dann hat’s gebrannt.“ Eine weitere Anwohnerin berichtete von einer beißenden Rauchwolke, der Brandgeruch war weithin wahrnehmbar. Noch Stunden später war der Rauch aus der Ferne zu sehen. „Es wird alles evakuiert, die ganze Straße“, sagte eine Frau. Die Polizei sperrte den Bereich großräumig ab, der Verkehr staute sich.
Schwer bewaffnete Einsatzkräfte waren in dem normalerweise sehr ruhigen Viertel am Rande Münchens unterwegs. Die Polizei ordnete einen Evakuierungsradius von 200 Metern rund um das brennende Gebäude an, der von den Anwohnern geräumt werden sollte. Auch eine Mittelschule wurde gesperrt. Die Feuerwehr war nach Angaben eines Sprechers mit etwa 100 Mann vor Ort. (dpa/AFP/Tsp)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: