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Lateinamerika-Besuch: Papst trifft in Brasilien ein

Papst Benedikt XVI. ist in Brasilien zum Auftakt seiner ersten Überseereise im größten katholischen Land der Erde ein warmer Empfang bereitet worden. "Wir empfangen den Papst mit riesiger Freude", sagte Brasiliens Präsident Lula da Silva.

São Paulo - Bei kühlem Herbstwetter und Nieselregen jubelten rund 10.000 Menschen dem Papst am Mittwochabend im Zentrum der Wirtschaftsmetropole São Paulo zu. Vom Balkon des Klosters São Bento (Sankt Benedikt) aus versprach der deutsche Papst den begeisterten Brasilianern "aufregende und fröhliche Tage" während seines Aufenthalts (9. bis 13. Mai).

In einer Begrüßungsrede nach der Landung in São Paulo hatte der Pontifex zuvor versichert, sein Besuch werde grenzüberschreitende Bedeutung für ganz Lateinamerika haben. Die lateinamerikanische Bischofskonferenz, die er am letzten Besuchstag am Sonntag eröffnen wird, werde Vorschläge unterbreiten, die, "so Gott will, dem Kontinent neuen Schwung und missionarischen Impuls geben werden".

Abtreibungsstreit überschattet Besuch

Heute steht ein Treffen mit Staatspräsident Luiz Lula da Silva auf dem Programm. Das Gespräch ist von einem innenpolitischen Streit um eine Abtreibungsregelung überschattet. Nachdem Lula und sein Gesundheitsminister José Temporao sich für eine Lockerung des Abtreibungsrechts ausgesprochen hatten, protestierten in der Hauptstadt Brasilia am Dienstag mehr als 2000 Abtreibungsgegner. Und die Kirche erklärte, die Regierung dürfe sich nicht "in den Dienst des Todes stellen".

Regierungssprecher meinten, das Thema Abtreibung solle beim Treffen im Prinzip nicht angesprochen werden. Auf der Tagesordnung stünden vielmehr Themen wie Familie, Jugend und Armut. Bereits auf dem Weg in das größte Land Lateinamerikas hatte der Papst Stellung zur Liberalisierung des Abtreibungsrechtes in Mexiko-Stadt genommen und die Exkommunikation mexikanischer Parlamentarier verteidigt. Die Tötung eines Kindes sei mit der Teilnahme an der Eucharistie-Feier unvereinbar, betonte das katholische Kirchenoberhaupt in einer ungewöhnlich langen Pressekonferenz im Flugzeug: "Das Leben ist ein Geschenk und keine Bedrohung." Die katholische Kirche von Mexiko hatte Ende April auf das Gesetz zur Freigabe der Abtreibung in Mexiko-Stadt reagiert und die Politiker exkommuniziert, die das Gesetz beschlossen haben. Auf brasilianischem Boden betonte der Papst wenig später, die Kirche werde immer das Leben schützen.

Die Alitalia-Maschine mit dem katholischen Kirchenoberhaupt war gegen 16 Uhr Ortszeit auf dem internationalen Flughafen von São Paulo eingetroffen. "Wir empfangen den Papst mit riesiger Freude", sagte Lula, der sich beim Vatikan für die Unterstützung im internationalen Kampf gegen Armut und Hunger bedankte. In klarem Portugiesisch antwortete Ratzinger, Brasilien habe einen besonderen Platz im Herzen des Papstes. "Nicht nur, weil es christlich geboren wurde und die größte Katholikenzahl hat, sondern auch, weil es reich an Potenzial und christlicher Präsenz ist, die Grund für Freude und Hoffnung für die gesamte Kirche sind". Jeder Katholik müsse sich in seinem Bereich darum bemühen, "eine Zukunft des Friedens und der Hoffnung für alle zu konstruieren".

Treffen mit Jugendlichen geplant

Per Hubschrauber flog der Papst nach der Begrüßung zum Flugplatz Campo de Marte zur Entgegennahme der Schlüssel der Stadt, bevor er im gepanzerten Papstmobil und unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen zur Nachtruhe zum Kloster fuhr. Nach der Zusammenkunft mit Lula will sich der Papst am Donnerstagabend im Fußballstadion Pacaembu mit Jugendlichen treffen. Anschließend reist Benedikt zum Wallfahrtsort Aparecida weiter. Dort eröffnet er die Sitzung der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz. Zum Abschluss des Besuchs am Sonntag ist eine Messe mit den lateinamerikanischen Bischöfen in Aparecida vorgesehen. (tso/dpa)

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