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1.10.2025: Feuerwehr und Polizei sind in München im Einsatz.

© dpa/Roland Freund

Update

Polizei geht von Familienstreit aus: Zwei Tote nach Explosionen in München – Oktoberfest soll nach Sprengstoffdrohung wieder öffnen

In München brennt am Morgen ein Haus, es kommt zu mehreren Explosionen. Die Polizei muss zu einem Großeinsatz ausrücken. Die Wiesn-Öffnung verzögerte sich nach einer mit dem Vorfall zusammenhängenden Drohung.

Stand:

München im Ausnahmezustand: Nach einem Brand und mehreren Explosionen mit zwei Toten und zwei Verletzten im Norden der bayerischen Landeshauptstadt geht die Polizei von einem Familienstreit als Motiv aus. „Unser Erkenntnisstand ist ganz klar, dass wir in Richtung Familienstreit ermitteln“, sagte ein Polizeisprecher. Ein politisches Motiv schließen die Behörden deshalb derzeit aus.

57-jähriger Tatverdächtiger

Als tatverdächtig gilt ein 57-jähriger Deutscher aus Starnberg, der nach ersten Erkenntnissen der Polizei sein Elternhaus in Lerchenau angezündet und dort auch Sprengfallen deponiert haben könnte. Der Mann wurde an einem nahegelegenen See entdeckt und ist den Angaben der Polizei nach tot. Sie geht von einem Suizid aus.

Der Verdächtige soll einen Rucksack mit einer Sprengvorrichtung bei sich gehabt haben und könnte auch für eine „relativ unspezifische“ Bombendrohung gegen das Oktoberfest verantwortlich sein, die zu einer zeitweisen Schließung des Festgeländes führte.  Er sei „bislang ein unbeschriebenes Blatt“ – auch im Bereich des Staatsschutzes, teilte die Polizei am späten Nachmittag mit.

Die Polizei bestätigte am späten Nachmittag einen zweiten Toten: Im Obergeschoss des derzeit nicht zu betretenden Wohnhauses liege nach aktuellen Erkenntnissen eine Leiche, sagte der Münchner Polizeipräsident Thomas Hampel. Das hätten Drohnenaufnahmen ergeben. Wahrscheinlich handle es sich dabei um den 90 Jahre alten Vater des Tatverdächtigen.

Bei den zwei Verletzten handele es sich um die 81-jährigen deutschen Mutter des Tatverdächtigen und seine 21-jährigen Tochter mit deutsch-brasilianischer Staatsangehörigkeit. Die ältere Frau sei von Rettungskräften mit einer Schussverletzung in einem Versteck vor dem Haus gefunden worden. Die jüngere Frau sei von der Polizei mithilfe einer Leiter aus dem ersten Obergeschoss des brennenden Gebäudes gerettet worden. 

Es gebe keine Hinweise, dass an anderen Orten in München eine Gefahr besteht. Unweit des Tatortes soll zudem ein verdächtiger Gegenstand gefunden worden sein, dieser bedürfe noch der Abklärung, hieß es am Mittwochnachmittag vonseiten der Polizei. Umliegende Anwohner sollen evakuiert worden sein.

Der Brand und die Explosionen hatten seit dem frühen Morgen einen Großeinsatz der Münchner Polizei ausgelöst. In dem betroffenen Wohngebiet wurden in diesem Zusammenhang auch ausgebrannte Fahrzeuge gefunden.

„Trittbrettfahrer“ posten auf Antifa-Seite

Die Polizei hatte zwischenzeitlich mitgeteilt, auch einen Zusammenhang mit der Antifa zu prüfen. Auf der Website indymedia.org war am frühen Morgen ein Text mit dem Titel „Antifa heißt Angriff“ gepostet worden. Inzwischen ist der Text nicht mehr abrufbar. Die Polizei geht davon aus, dass es sich „um Trittbrettfahrer“ handelte, schrieb sie auf X. Laut „Süddeutscher Zeitung“ hat es in dem angeblichen Bekennerschreiben mehrere unzutreffende Angaben gegeben.

Auf der Plattform Indymedia kann jeder ohne Registrierung einen Beitrag veröffentlichen – auch anonym. Der Beitrag erschien dort, als erste Berichte über den Vorfall im Münchner Norden bereits veröffentlicht waren. 

Der ausgebrannte Lieferwagen im Münchener Wohngebiet.

© REUTERS/CHRISTINE UYANIK

Sprengstoffdrohung: Oktoberfest bis mindestens 17 Uhr geschlossen

Die Behörden ermitteln eigenen Angaben zufolge dennoch in alle Richtungen. Auch wegen einer Sprengstoffdrohung gegen das Münchner Oktoberfest, das am Mittwoch erst um 17:30 Uhr öffnen soll, wie der Oberbürgermeister Dieter Reiter inzwischen mitteilte. Wie die Stadt auf ihrer Homepage schrieb, habe es „ein entsprechendes Schreiben“ gegeben, das einen Zusammenhang mit den Explosionen und dem Brand im Münchner Norden nahelegt. Der „Bild“ zufolge stand darin: „Gehen Sie nicht auf die Wiesn. Dort gibt es noch eine bombige Überraschung.“

In einem Update der Polizei auf X war von Absuchmaßnahmen in den zufahrtsbeschränkten Bereichen um das Festgelände die Rede. „Auf der Wiesn arbeitende Personen werden aufgefordert, das Festgelände zu verlassen. Ihnen steht ein zugewiesener Bereich zur Verfügung. Weitere Schutzmaßnahmen folgen.“

Die Behörden waren seit dem Morgen auf der Suche nach möglichst vielen Sprengstoffhunden, um das Oktoberfestgelände absuchen zu können. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr, müssen die Tiere das Gelände mehrfach absuchen. Das koste viel Zeit und Personal. 

Ein Anwohner berichtet

„Gegen circa fünf Uhr aufgewacht, weil es ein paar Mal gescheppert hat“, sagte ein Anwohner. „Aufgestanden, nachgeschaut, und dann hat’s gebrannt.“ Eine weitere Anwohnerin berichtete von einer beißenden Rauchwolke, der Brandgeruch war weithin wahrnehmbar. Noch Stunden später war der Rauch aus der Ferne zu sehen. „Es wird alles evakuiert, die ganze Straße“, sagte eine Frau. Die Polizei sperrte den Bereich großräumig ab, der Verkehr staute sich.

Schwer bewaffnete Einsatzkräfte waren in dem normalerweise sehr ruhigen Viertel am Rande Münchens unterwegs. Die Polizei ordnete einen Evakuierungsradius von 200 Metern rund um das brennende Gebäude an, der von den Anwohnern geräumt werden sollte. Auch eine Mittelschule wurde gesperrt. Die Feuerwehr war nach Angaben eines Sprechers mit etwa 100 Mann vor Ort. (dpa/AFP/Tsp)

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