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Eine Polizeistation in Madagaskar (Symbolbild)

© imago/Anka Agency International

Update

19 Tote und Dutzende Verletzte: Polizei schießt auf Demonstrierende nach Entführung von Albino-Kind in Madagaskar

Einwohner einer madagassischen Kleinstadt verlangten nach Selbstjustiz und zogen vor die Polizeiwache. Die Polizei spricht von mehr als 20 Verletzten.

Stand:

Auf Madagaskar sind bei Zusammenstößen mit der Polizei nach der Entführung eines Albino-Kindes 19 Menschen getötet worden. 21 weitere Menschen wurden verletzt, wie die Polizei am Dienstag mitteilte.

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Die Gewalt sei eskaliert, als eine Menschenmenge versucht habe, eine Polizeiwache in der südöstlichen Stadt Ikongo zu stürmen, um Selbstjustiz zu verüben. Die Demonstranten hätten die Herausgabe von vier Festgenommenen gefordert, die unter dem Verdacht stünden, ein Albino-Kind entführt und seine Mutter ermordet zu haben.

Die Polizisten hätten zur Abwehr der Menschenmenge das Feuer eröffnet. Nachdem Sicherheitskräfte zur Verstärkung eingetroffen seien, habe sich die Lage beruhigt.

Die Polizei hatte kurz nach der Entführung des Kindes in der vergangenen Woche vier Verdächtige festgenommen. Nach Polizeiangaben marschierten am Montag rund 500 teilweise mit Macheten bewaffnete Menschen zur Polizeiwache.

Polizisten hätten versucht, mit den Demonstranten zu sprechen und ein "Blutbad" zu verhindern, sagte Madagaskars Polizeichef Andry Rakotondrazaka bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Antananarivo. Die Demonstranten hätten dann aber versucht, Sicherheitsabsperrungen zu überwinden. Die Polizisten setzten nach Angaben Rakotondrazakas zunächst Tränengas ein und gaben Warnschüsse ab, bevor sie auf die Protestierenden schossen.

Albinos werden magische Kräfte zugesprochen

"Die Polizisten hatten keine andere Wahl", sagte Rakotondrazaka. Sie hätten als "letztes Mittel" zur "legitimen Selbstverteidigung" greifen müssen. "Das ist ein sehr trauriges Ereignis, das hätte verhindert werden können, aber es ist passiert, was passiert ist."

Der Abgeordnete Jean Brunelle Razafintsiandraofa warf den Polizisten vor, "in die Menge geschossen" zu haben. Er kündigte an, eine parlamentarische Untersuchung beantragen zu wollen.

Albinismus ist eine genetisch bedingte Störung der Pigmentbildung in Haut, Haaren und Augen. In Teilen Afrikas werden immer wieder Albinos angegriffen, getötet und verstümmelt, weil ihren Körperteilen glücksbringende und magische Kräfte zugesprochen werden. (AFP)

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