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Frank Hanebuth wird von spanischen Polizisten abgeführt.

© dpa

Rockermafia und Ferieninsel: Prozess gegen Hells Angels auf Mallorca

Nachdem es einigen Hells Angels um Frank Hanebuth in Deutschland zu heiß geworden war, wollten sie das kriminelle Milieu auf Mallorca beherrschen. Doch nun landen die Rocker in einem Mammut-Prozess vor Gericht.

Sie wollten auf Mallorca die Prostitution beherrschen, sollen Frauen ausgebeutet, in Käfige gesperrt, zu Sex und zu Schönheitsoperationen gezwungen haben. Ihnen wird zudem Erpressung, Menschenhandel, Betrug und Geldwäsche vorgeworfen. Nun wird der Hells-Angels-Gruppe, die in einer spektakulären Polizeiaktion im Sommer 2013 auf Mallorca festgesetzt wurde, der Prozess gemacht. Hauptangeklagter ist der berüchtigte deutsche Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth, der seit anderthalb Jahren in spanischer Untersuchungshaft schmort. Mit ihm sollen 54 Verdächtige auf die Anklagebank.

Monatelang ermittelte der Untersuchungsrichter Eloy Velasco im Hells-Angels-Milieu: Sichtete Polizeiprotokolle, aufgezeichnete Telefongespräche, abgefangene Mails, beschlagnahmte Dokumente und nahm Aussagen von Zeugen auf, die unter Polizeischutz gestellt wurden. Nun glaubt Velasco, genug Beweise zu haben, um eines der größten Gerichtsverfahren zu starten, das je in Europa gegen diese international verzweigte Rockerbande anlief. Der Prozess wird im Laufe des Jahres beginnen und soll vermutlich vor dem Nationalen Gerichtshof in Madrid stattfinden. Dieser ist für Organisierte Kriminalität zuständig.

Der 50-jährige Hanebuth, frühere Milieu- Größe in Hannover, wird von den Ermittlern als Chef des Hells-Angels-Netzes auf Mallorca gesehen. Ihm zur Seite sollen die deutsch-marokkanischen Brüder Khalil und Abdelghani Y. sowie der Deutsche Paul E. gestanden haben, der mit dem Frankfurter Zuhälter-Milieu in Verbindung gebracht wird. Zu den Beschuldigten gehören auch drei mallorquinische Polizisten, die den Hells Angels gegen Geldzahlungen Informationen beschafft haben sollen – etwa über bevorstehende Razzien.

Die deutsche Justiz jagte Hanebuth lange vergeblich

Hanebuth und den anderen Hauptbeschuldigten drohen lange Haftstrafen. Hanebuth gilt bei den spanischen Ermittlern, die auch von deutschen Kripobeamten unterstützt wurden, als einer der führenden Köpfe der Hells Angels in Europa. Die deutsche Justiz hatte in früheren Jahren vergeblich versucht, ihn hinter Gitter zu bringen. Mehrere deutsche Ermittlungsverfahren und sogar ein Sturm der Sondereinsatztruppe GSG 9 auf sein Anwesen bei Hannover im Jahr 2012 blieben ohne Ergebnis.

Weil es Hanebuth in Hannover, wo er mit seinen Leuten jahrelang das Rotlichtviertel kontrolliert haben soll, zu heiß geworden war, verlegte er offenbar seine Geschäfte nach Mallorca. Dort lebte er in dem beschaulichen Ort Lloret de Vistalegre. Monatelang war Hanebuth beschattet worden, bevor im Juli 2013 ein Großaufgebot der Polizei zuschlug und die Bande festsetzte. Den Ermittlungen zufolge wollte Hanebuth mehrere Bordelle und sogar Hotels auf Mallorca übernehmen und auf der Insel die Zentrale seiner internationalen Geschäfte einrichten.

Seit einem Jahr sitzt „der Lange“, wie der hünenhafte Rocker genannt wird, wegen Fluchtgefahr im Hochsicherheitstrakt. Es sieht so aus, als ob Hanebuths „Urlaubsverlängerung“, wie er seine Haft lässig bezeichnet haben soll, noch etwas andauern wird.

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