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Der Mitkläger Stephan Hensel (rechts), Ex-Mann der Angeklagten Christina Block und Vater ihrer Kinder, sitzt neben seinem Anwalt Philip von der Meden und wartet auf die Fortsetzung des Prozesses gegen Block wegen mutmaßlicher Kindesentführung vor dem Landgericht in Hamburg, Norddeutschland, am 22. September 2025.

© AFP/Christian Charisius

Update

Panikattacken und Angstzustände: Vater der Block-Kinder schildert Folgen der Entführung – und kündigt Aussage der Tochter an

Am elften Verhandlungstag im Block-Prozess schildert der Ex-Mann von Christina Block vor dem Hamburger Landgericht die psychischen Folgen der Entführung für seine Kinder. Eine Tochter wolle aussagen.

Stand:

Im Hamburger Prozess um die Entführung der Block-Kinder aus Dänemark hat der Vater Stephan Hensel (51) die Folgen der Silvesternacht 2023/24 für seine Familie geschildert. Die Kinder hätten seither Angstzustände und Alpträume, sagte der Nebenkläger vor dem Landgericht. „Die Kinder haben Probleme mit dem Rausgehen.“ Das sei vor allem in der dunklen Jahreszeit so.

Für die ganze Familie sei noch keine Normalität eingetreten, sagte Hensel. Die Kinder seien aus Sicherheitsgründen in der Schule nicht unter ihrem richtigen Namen angemeldet. Sie würden wie im Zeugenschutzprogramm leben. „Meine Kinder haben Angst vor südländisch aussehenden Menschen“, sagte er aus. Bei seinem Sohn sei die Angst stärker ausgeprägt. Er hätte Angstattacken. Seine Tochter wiederum hätte eher Angst um ihren Bruder und Vater.

Auf die Frage der Richterin, wann das Verhalten der Kinder begonnen hätte, antwortete Hensel laut der „Bild“: „Das Verhalten hat nach der Rückkehr der Kinder begonnen. Sie haben sich nicht getraut, überhaupt wieder rauszugehen. Sie hatten Angst, dass es wieder passiert.“ Sie hätten Albträume und „können nur bei geöffneter Tür schlafen (...). Wenn ihnen schwarz gekleidete Leute mit Schal im Gesicht entgegenkommen, bekommen sie Angstzustände.“

Hensel und seine Kinder hätten mehrere Alarmknöpfe und Sicherheitsschulungen bekommen, berichtet die „Bild“ aus dem Gerichtssaal. „Wir hatten seit dem 29. August 2021 kein normales Leben mehr“, wird er zitiert. Christina Block (52) soll während der Aussage ihres Ex-Mannes deutlich angefasst sein.

„Das Jugendamt hat nicht geholfen. Die Staatsanwaltschaft hat nicht geholfen“. Darum wolle seine 14-jährige Tochter aussagen, „damit ihr endlich jemand zuhört“, kündigte Hensel an.

Am vergangenen Verhandlungstag am 3. September hatte Hensel erklärt, die beiden Kinder hätten bei der Mutter häusliche Gewalt erlebt und seien traumatisiert. Christina Block (52) hat die Gewaltvorwürfe in der Vergangenheit immer wieder zurückgewiesen und gesagt, dass der Vater die Kinder manipuliere. Seit Jahren streiten die Tochter des Gründers der Steakhaus-Kette „Block House“, Eugen Block, und ihr in Dänemark lebender Ex-Mann um das Sorgerecht für die beiden jüngeren ihrer vier gemeinsamen Kinder.

Hensel hatte den Sohn und die Tochter nach einem Wochenendbesuch im August 2021 nicht mehr zur Mutter zurückgebracht. Daraufhin gab das Hanseatische Oberlandesgericht Christina Block das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht und verpflichtete den Vater, die Kinder herauszugeben. Er kam dem nicht nach, und Block konnte ihren Anspruch in Dänemark nicht durchsetzen.

Vater als Nebenkläger und Zeuge

In der Silvesternacht 2023/24 waren der damals zehnjährige Sohn und die 13-jährige Tochter mutmaßlich von Mitarbeitern einer israelischen Sicherheitsfirma entführt und zur Mutter nach Deutschland gebracht worden. Nach wenigen Tagen mussten sie aufgrund einer Gerichtsentscheidung wieder zu ihrem Vater nach Dänemark zurückkehren. Block ist angeklagt, die Rückholaktion in Auftrag gegeben zu haben, was sie bestreitet.

Hensel, der bei der Entführung geschlagen und verletzt wurde, ist Nebenkläger und Zeuge. Das Gericht hatte am vergangenen Verhandlungstag Bilder in Augenschein genommen, mit denen dänische Behörden seine Verletzungen dokumentiert hatten. Im Anschluss an die Vorsitzende Richterin hatte Blocks Verteidiger Ingo Bott mit seiner Befragung begonnen.

Möglicherweise soll der Vater am Montag auch die Auswirkungen des Geschehens auf die Kinder schildern. Die Fragen dazu will das Gericht in Anwesenheit einer psychiatrischen Sachverständigen stellen, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte. Weitere Zeugen hat das Gericht für die beiden Verhandlungstage am Montag und Dienstag nicht geladen.

Mutmaßlicher Entführer will angeblich aussagen

Nach Medienberichten ist einer der mutmaßlichen Entführer, der in Israel lebt, zu einer Aussage bereit. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass ein Anwalt des Mannes Kooperationsbereitschaft signalisiert habe. Ein anderer Israeli, der als einziger der insgesamt sieben Angeklagten in Untersuchungshaft sitzt, hat bereits detaillierte Angaben zu der Rückholaktion gemacht.

Ermittlungen gegen Ex-BND-Präsidenten

Am Dienstag vergangener Woche hatte die Hamburger Staatsanwaltschaft 13 Objekte in Deutschland und der Schweiz durchsuchen lassen. Dabei ging es um einen gescheiterten Entführungsversuch gut ein Jahr vor der Tat, die Gegenstand des Prozesses ist. Ermittelt wird in dem Zusammenhang gegen den früheren Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes, August Hanning (79), und einen pensionierten Beamten des Landeskriminalamts (LKA) Hamburg.

Christina Block, deutsche Gastronomin und Unternehmerin, ihre Rechtsanwältin Paula Wlodarek, und ihr Rechtsanwalt Ingo Bott, sitzen zu Beginn eines weiteren Verhandlungstags im Prozess wegen mutmaßlicher Kindesentführung im Gerichtssaal im Landgericht Hamburg.

© dpa/Christian Charisius

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft stehen sie im Verdacht, als Verantwortliche einer Sicherheitsfirma einen Auftrag von Christina Block zur Kindesentziehung angenommen zu haben. Für den Auftrag seien mehr als 100.000 Euro gezahlt worden sein. Hannings Verteidiger Leon Kruse wies die Vorwürfe im Namen seines Mandanten entschieden zurück. Im aktuellen Prozess ist weder Hanning noch der frühere LKA-Beamte angeklagt.

Hensel hat in seiner Aussage vor Gericht über den Vorfall vom 9. November 2022 gesprochen. Damals seien Unbekannte an seinem Haus aufgetaucht, als seine dänische Ehefrau die Kinder gerade zur Schule bringen wollte. Eine Nachbarin habe sie vor den Männern gewarnt. Er und seine Frau hätten die drei Unbekannten angesprochen und ihnen erklärt, dass die beiden Kinder wegen Gewalterfahrungen nicht zur Mutter zurückwollten. Die Polizei habe die Verdächtigen festgenommen. Es sei in Dänemark ein Strafverfahren eingeleitet worden, das dann allerdings eingestellt worden sei.

Falsche Pädophilie-Vorwürfe

Nach Angaben des Vaters wurden auch falsche Pädophilie-Vorwürfe gegen ihn erhoben. Christina Block hatte diese Vorwürfe in ihrer Aussage am 25. Juli bereits erwähnt. Sie habe davon im Herbst 2023 von der israelischen Sicherheitsfirma erfahren, die eigentlich nur die IT-Sicherheit ihres Unternehmens verbessern sollte. Weil sie sich große Sorgen um ihre Kinder machte, habe sie auf Anraten ihres Anwalts die Polizei um Prüfung der Vorwürfe gebeten.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt zurzeit gegen Block wegen des Verdachts der falschen Verdächtigung und Verleumdung. Hanning und der pensionierte ehemalige LKA-Beamte stehen im Verdacht der Anstiftung zum Besitz kinderpornografischer Schriften. (Tsp/dpa)

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