zum Hauptinhalt

Kölner U-Bahn-Pfusch: Regionalverwaltung prüft Großprojekte aus 40 Jahren

Der Kölner U-Bahn-Pfusch weitet sich immer mehr zu einem Bauskandal aus, der über die Grenzen der rheinischen Großstadt hinausgeht. Die Bezirksregierung lässt die Großprojekte der letzten Jahrzehnte durchleuchten.

Köln/Düsseldorf/Nürnberg - Der Kölner U-Bahn-Pfusch weitet sich immer mehr zu einem überregionalen Bauskandal aus. Nachdem nun auch beim Düsseldorfer U-Bahn-Bau gefälschte Bauprotokolle entdeckt worden sind, lässt die dortige Bezirksregierung alle vergleichbaren Großprojekte der vergangenen 40 Jahre überprüfen, darunter Brücken und Tunnel. „Wir möchten als Aufsichtsbehörde sagen können, dass wir alles getan haben“, sagte ein Sprecher der Bezirksregierung Düsseldorf. „Wir wollen wissen, welche Baufirmen in den vergangenen 40 Jahren bei diesen Projekten was gebaut haben.“ Kontrolliert werden sollen demnach Bauten im Ballungsraum an der Ruhr sowie in Bielefeld, Krefeld, Düsseldorf, Köln und Bonn. Dazu sollen im Zweifelsfall auch die alten Baubücher überprüft werden.

Im Zentrum der Kritik steht weiter der zweitgrößte deutsche Baukonzern, Bilfinger Berger aus Mannheim. Er ist federführend an der skandalumwitterten Kölner U-Bahn und auch an der Düsseldorfer U-Bahn beteiligt. Die Aktie von Bilfinger Berger, die seit Wochen auf Talfahrt ist, büßte am Mittwoch zeitweise 8,62 Prozent ein. Bilfinger Berger versicherte derweil, dass von den betroffenen Großbaustellen keine Gefahr ausgehe.

Im Blick der Staatsanwaltschaft ist auch noch ein drittes Großprojekt von Bilfinger, die ICE-Strecke Nürnberg-München. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll auch beim Bau dieser Verbindung systematisch manipuliert worden sein. Ein ehemaliger Bauleiter habe in Vernehmungen zahlreiche Kollegen belastet. Mehr als die Hälfte der Protokolle zu 600 Metallankern, die die Stützwände der Trasse sichern sollen, seien gefälscht, berichtete der „Stadt-Anzeiger“. Der Kölner Oberstaatsanwalt Günter Feld sagte, er könne dies nicht bestätigen, die Ermittlungen dazu liefen in München. Die Deutsche Bahn hat bisher keine Hinweise auf Baumängel an der ICE-Strecke: „Zurzeit gehen wir davon aus, dass nichts vorliegt“, sagte Bahnchef Rüdiger Grube am Mittwoch nach einer Befragung im Verkehrsausschuss des Bundestages. Es sei „alles eingeleitet, um Klarheit zu bekommen“. Ein Sprecher von Bilfinger Berger sagte: „Wir machen Proben an der Strecke.“ Bisher gebe es keine Auffälligkeiten.

Die Verantwortlichen für den Kölner U-Bahn-Bau wollten sich am Mittwochabend besorgten Anwohnern der Baustelle Heumarkt stellen. Die Baugrube muss möglicherweise an diesem Wochenende geflutet werden, um den Druck durch das Rhein-Hochwasser auszugleichen. Die Anwohner sind entsprechend besorgt und verärgert. In der Baugrube wurden teilweise nur 17 Prozent der geplanten stabilisierenden Eisenbügel eingebaut. Die Bezirksregierung Düsseldorf verschärfte am Mittwoch die Kontrolle über den U-Bahn-Bau in Düsseldorf. Die Stadt Düsseldorf hatte am Dienstag Strafanzeige gegen zwei Bilfinger-Berger-Mitarbeiter erstattet, nachdem ähnlich wie in Köln gefälschte Bauprotokolle entdeckt worden waren. Die Düsseldorfer Bürgermeisterin Gudrun Hock (SPD) forderte den sofortigen Stopp des gesamten U-Bahn-Projekts. dpa/AFP

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false