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Karel Gott

© dpa/Rolf Haid

Update

„Goldene Stimme aus Prag“: Schlagersänger Karel Gott ist tot

Erst kürzlich hatte er eine Leukämieerkrankung öffentlich gemacht. Jetzt ist der tschechische Sänger Karel Gott im Alter von 80 Jahren gestorben.

Karel Gott, einer der größten Stars der Schlagerwelt, ist tot. Die „goldene Stimme aus Prag“ starb am Dienstagabend kurz vor Mitternacht im Alter von 80 Jahren. Das berichtete die tschechische Nachrichtenagentur CTK am Mittwoch unter Berufung auf seine Sprecherin.

Im September 2019 hatte der Sänger öffentlich gemacht, dass er an akuter Leukämie litt. Eine erste Krebserkrankung am Lymphsystem hatte er wenige Jahre zuvor überstanden. Karel Gott stand fast sechs Jahrzehnte auf der Bühne und verkaufte Schätzungen zufolge mehr als 50 Millionen Tonträger.

Der tschechische Präsident Milos Zeman würdigte Karel Gott. Sein Tod sei eine „ungeheuer traurige Nachricht für unser ganzes Land“, teilte das Staatsoberhaupt mit. „Karel Gott war ein wirklicher Künstler, der sein Leben anderen geschenkt hat“, sagte Zeman. Das sei erschöpfend, mache aber gerade den wahren Künstler aus.

Der tschechische Regierungschef Andrej Babis bezeichnete Gott als einen der größten Tschechen. „Er ist gestorben, aber ich glaubte, dass er für immer sein werde.“ Mit seinen Liedern habe ihn Karel Gott seit seiner Jugend begleitet, betonte der 65 Jahre alte Politiker und Multimilliardär.

„Ich werde eine Kerze anzünden und mir eines seiner Lieder aus den 1960er Jahren anhören“, erklärte Babis. „Meister, ich habe Sie wertgeschätzt, mehr als ich es zu sagen vermag“, fügte er hinzu. Gott wurde von seinen Fans in Tschechien schlicht „mistr“, der Meister, genannt.

Der „Sinatra des Osterns“

Mit der Titelmelodie zur Zeichentrickserie „Biene Maja“ wurde Karel Gotts Stimme für Generationen deutschsprachiger Kinder bekannt. Mit unvergesslichen Melodien wie „Einmal um die ganze Welt“, „Lady Carneval“ und „Fang das Licht“ sicherte sich der Tscheche auch unter den Erwachsenen ein Millionenpublikum. Der klassisch ausgebildete Tenor verdiente sich den Namen eines „Sinatras des Ostens“.

In seinem Heimatland Tschechien war der Sänger eine Legende. Insgesamt 42 Mal gewann er den Publikumspreis „Goldene Nachtigall“. Karel Gott wurde am 14. Juli 1939 im westböhmischen Pilsen geboren. Als Elektro-Lehrling mit 18 hatte er seine ersten Auftritte in Prager Tanzcafés. Mit seiner Darbietung von „Tausend Fenster“ beim Grand Prix Eurovision de la Chanson in London 1968 wurde er auch im Westen bekannt.

Die Hits folgten Schlag auf Schlag: „Lady Carneval“ (1969), „Einmal um die ganze Welt“ (1970), „Babicka“ (1979) und „Fang das Licht“ (1985). Mit der Biene-Maja-Melodie von 1977 eroberte Karel Gott die Herzen der kleinen Fernsehzuschauer. Mit seinem unverkennbaren slawischen Akzent sang er von der „kleinen frechen schlauen Biene“ mit den Kulleraugen. Als Single landete das Titellied der ZDF-Zeichentrickserie im Mai 1977 auf Platz eins der NDR-Schlagerparade.

Im Jahr 2003 hatte Karel Gott einen leichten Schlaganfall überstanden. Seine letzte große Tournee durch Tschechien und die Slowakei war ein Triumph. Rund 12.000 Zuschauer feierten im Dezember 2014 in Prag ihren „mistr“. Seinen 80. Geburtstag feierte er im Juli 2019, abgeschirmt von der Öffentlichkeit, mit Weggefährten und Prominenten in einem Prager Theater. Über seine Beziehung zu seinem Publikum sagte er einmal: „Es ist eine Art Magnetismus, eine gegenseitige Anziehungskraft, die schwer beschreibbar ist.“

Der Frauenschwarm hatte im Jahr 2008 in Las Vegas seine 37 Jahre jüngere Freundin, die Fernsehmoderatorin Ivana Machackova, geheiratet. Mit ihr bekam er zwei Töchter, Charlotte Ella und Nelly Sofie. Er hinterlässt außerdem zwei erwachsene Töchter aus früheren Beziehungen. (dpa)

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