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Panorama: Schluck für Schluck anti-amerikanisch

In Paris wird die „Mecca-Cola“ nicht nur bei Muslimen und Arabern immer beliebter

Der Kneipier Malek weiß, was seine Kunden wünschen. Seit die Diskussionen in seinem überwiegend von jungen Algeriern und Marokkanern besuchten Café im Pariser Osten immer häufiger um den wahrscheinlichen Irak-Krieg und die unerbittliche Haltung der Amerikaner gegenüber Saddam Hussein kreisen, steigt bei ihm der Umsatz eines neuen Modegetränks: „Mecca-Cola“ heißt die dunkle Brause, die ein Franzose tunesischer Abstammung erst im vergangenen November auf den Markt gebracht und bereits in klingende Münze umgewandelt hat.

Die Gebrauchsanweisung wird gleich mitgeliefert: „Trinken Sie nicht wie ein Idiot, trinken Sie mit Engagement“, heißt es auf dem Etikett der in den palästinensischen Nationalfarben rot-grün-weiß gehaltenen Dosen und Flaschen. Vor allem in den arabischen Lebensmittelläden der Pariser Vorstädte, wo der größte Teil der fünf Millionen Muslime Frankreichs lebt, findet die neue Cola reißenden Absatz und stärkt nicht nur das leibliche Wohl, sondern sichtlich auch das politische Selbstbewusstsein.

„Kostet genauso viel wie die US-Coke und warum soll man Bush Geld in den Rachen werfen, mit dem er dann letztlich Krieg gegen die Araber im Irak führt?“, findet Malek, der die im Vergleich zum amerikanischen Ur-Getränk Coca-Cola weniger süße Mekka-Variante neuerdings zum Couscous, reicht. Die politisch korrekte Cola – eine offenbar zündende Geschäftsidee im Zeitalter des kalten Krieges zwischen den Kulturen, jeder Schluck „Mecca-Cola“ ein Schlag gegen den amerikanischen Imperialismus. So jedenfalls sieht es Tawfik Mathlouthi, der 46-jährige Erfinder des Erfrischungsgetränks, der aus seiner anti-amerikanischen Haltung keinen Hehl macht. „Meine Mecca-Cola ist nicht nur nach der berühmten saudischen Pilgerstätte benannt, sondern auch nach einem Indianerstamm, den die Gründer Amerikas seinerzeit ausgerottet haben“, verkündete der ideologisch findige Geschäftsmann feierlich.

16 Millionen Flaschen des Erfrischungsgetränks wurden in den vergangenen zwei Monaten weltweit unter dem inzwischen geschützten Namen „Mecca-Cola“ oder „Mekka-Cola" verkauft, und sie stehen nicht nur bei muslimischen Hochzeitsfeiern und Diskoabenden auf dem Tisch, sondern füllen inzwischen die Regale der französischen Supermarktkette Auchan.

Sabine Heimgärtner[Paris]

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