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Federn wie Schwämme: Die kuriose Brutpflege der Flughühner
Flughühner können im Bauchgefieder beträchtliche Mengen Wasser zu ihren Nestern transportieren. Bekannt war das schon lange. Jetzt ist erforscht, wie der Transport funktioniert.
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Die in Wüstengegenden von Asien und Afrika lebenden Flughühner (Pteroclidae) sind seltsame Vögel: Die Männchen mehrerer Arten können im Gefieder größere Mengen Wasser über weite Strecken transportieren. Das ermöglicht es den Vögeln, Nester weit entfernt von Wasserstellen anzulegen – und ihre Jungvögel so vor Räubern zu schützen.
Das gilt auch für das Nama-Flughuhn (Pterocles namaqua), das in Botsuana, Namibia und Südafrika lebt. Die eigentümliche Fähigkeit dieser Tiere wurde erstmals bereits im Jahr 1896 berichtet – und sogleich angezweifelt. In den 1960er Jahren bestätigten Forscher dann, dass die Rebhuhn-großen Vögel etwa 25 Milliliter Wasser transportieren können, etwa ein Siebtel ihres Körpergewichts von knapp 200 Gramm.
Viel verdunstet – aber der Rest genügt dem Nachwuchs
Zwar verdunstet etwa die Hälfte der Flüssigkeit während des Flugs, der bei Distanzen von zehn bis 30 Kilometern und einer Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde bis zu 30 Minuten dauern kann. Doch die übrige Menge genügt, um den Nachwuchs mit Wasser zu versorgen.

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Welche Eigenschaften des Federkleids den Wassertransport ermöglichen, berichten nun Jochen Mueller von der Johns Hopkins University in Baltimore und Lorna Gibson vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge im „Journal of the Royal Society Interface“. Mithilfe verschiedener Mikroskopierverfahren und 3D-Videos analysierten sie Federn eines männlichen Nama-Flughuhns.
Demnach tragen die Männchen an der Unterseite des Bauches spezielle Federn, die sie an Pfützen und Teichen minutenlang ins Wasser tauchen und die sich dann wie ein Schwamm vollsaugen. Dabei verändern die Verästelungen der Federn ihre Gestalt.

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Wie bei anderen Vögeln auch, gehen bei den Federn von den Kielen Federäste ab, die wiederum mit feineren Zweigen besetzt sind. Bei den Flughühnern sind Federzweige im inneren Bereich der Feder im trockenen Zustand spiralförmig gekräuselt, während sie im Außenbereich eher geradlinig verlaufen.
Werden die Federn nass, stellen sich die inneren Federzweige senkrecht zum Federast auf. „Sie bilden einen dichten Wald von Fasern, die das Wasser durch Kapillarwirkung halten“, schreiben Mueller und Gibson. Gleichzeitig rollen sich Federzweige im Außenbereich ein und halten die Flüssigkeit wie ein Deckel zusätzlich zurück.
Die Jungvögel, die im ersten Lebensmonat noch nicht fliegen können, trinken das Wasser dann direkt aus dem Bauchgefieder der Flughuhn-Männchen. Im trockenen Zustand bilden sich die Verformungen der Federn dann wieder zurück. (dpa)
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