Panorama: Sexy ohne Bass
Eine Studie der Universität Frankfurt am Main belegt: Frauen finden hohe Männerstimmen attraktiv
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Männer benötigen keine tiefe Stimme, um in den Ohren von Frauen attraktiv zu klingen. Im Gegenteil: Sogar eine hohe Stimme kann bei Frauen gut ankommen. Das belegt eine Studie der Universität Frankfurt am Main. Demnach kommt es nicht nur auf Basstiefe, sondern auf viele kleine Eigenschaften der Stimme an: Die Sprachmelodie, Artikulationsgeschwindigkeit und Atempausen zum Beispiel.
Die 26-jährige Phonetikerin Vivien Zuta hat für ihre Magisterarbeit sechs männliche Probanden mit unterschiedlich hohen und tiefen Stimmen ausgewählt und sie ein Märchen nacherzählen lassen. Sie nahm die Geschichten auf Tonband auf und spielte sie 15 Frauen und drei Männern vor. Anschließend sollten sie die Stimme des Sprechers bewerten und Vermutungen über sein Äußeres anstellen.
Das Ergebnis: Über 80 Prozent der Probandinnen bewerteten den Sprecher mit der höchsten Stimme als „stimmlich eindeutig attraktiv“. Gleichzeitig stimmten ihre Einschätzungen über sein Aussehen mit seinem tatsächlichen Äußeren erstaunlich gut überein. Ein anderer Sprecher, der ansonsten als optisch eher attraktiv bewertet wurde, erhielt für seine Stimme ein „weniger attraktiv“. Zudem mutmaßten die Probandinnen, er kleide sich schlecht und habe deutliches Übergewicht.
Aber wodurch wirkt eine männliche Stimme anziehend oder abstoßend? Eine entscheidende Rolle spielt die Sprechmelodie: Ein Anstieg der Melodie ist erwünscht, allerdings darf sie nicht zu sehr von der Grundfrequenz abweichen. Außerdem ist wichtig, wie oft der Redefluss durch Laute wie „äh“ und „eh“ unterbrochen wird. Die perfekte Stimme sollte ausgewogen sein zwischen Melodie, Geschwindigkeit und Atempausen. Erkenntnisse darüber, wie Frauenstimmen auf Männer wirken, gibt es noch nicht. Die Stimme scheint bei der Partnerwahl aber wichtig zu sein: Auf die Frage, welche Person ihrer Meinung nach eine schöne Stimme hat, nannten die Probandinnen einstimmig ihren Partner. Flirtseminare, in denen Männer ihre Stimme trainieren, sind zwar noch Zukunftsmusik. Aber beim Stimmtraining könne man lernen, entspannt zu sprechen, meint Zuta. Und das mache viel aus.
Auch für die Weiterentwicklung von künstlichen Stimmen könnte die Studie nützlich sein. Schließlich will niemand von der Stimme in seinem Navigationssystem genervt sein, wenn sie befiehlt: „An der nächsten Kreuzung bitte rechts abbiegen.“
Carolin Jenkner
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