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Erin Patterson ermordete ihre Ex-Schwiegereltern und einen weiteren Lunch-Gast.

© Joel Carrett/AAP/dpa

Spektakulärer Prozess: Lebenslange Haft für Giftpilz-Mörderin in Australien

Der Fall las sich wie ein Krimi von Agatha Christie: Eine Australierin tötet drei Menschen mit Giftpilzen - und beteuert bis zuletzt ihre Unschuld. Jetzt wird das Strafmaß verkündet. Mit einem Novum.

Stand:

Im spektakulären Prozess um einen Dreifachmord mit tödlichen Giftpilzen im Mittagessen ist in Australien das Strafmaß verkündet worden. Die bereits im Juli schuldig gesprochene Täterin Erin Patterson (50) muss lebenslang ins Gefängnis, weil sie unter anderem ihre Ex-Schwiegereltern tötete und einen weiteren Lunch-Gast beinahe ebenfalls umgebracht hätte. Ein Gericht in Melbourne verhängte am Morgen (Ortszeit) eine Mindeststrafe von 33 Jahren ohne Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung. Erst danach könnte die Mutter von zwei Kindern einen Antrag auf Bewährung stellen. 

Die Verkündung des Strafmaßes wurde erstmals in der Geschichte des Bundesstaates Victoria live im Fernsehen übertragen – ein Novum, das die enorme Aufmerksamkeit unterstreicht, die der Fall weltweit erregte.

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Verbrechen der „schwersten Kategorie“

Patterson war vor zwei Monaten von den Geschworenen für schuldig befunden, das Strafmaß wurde aber erst jetzt verkündet. Es umfasst drei lebenslange Haftstrafen wegen Mordes sowie 25 Jahre für den versuchten Mord. Diese verbüßt sie gleichzeitig.

Richter Christopher Beale sprach von einem Verbrechen der „schwersten Kategorie“. Die Angeklagte habe das Vertrauen ihrer engsten Familie auf grausame Weise missbraucht. Das Leid für die Hinterbliebenen sei kaum in Worte zu fassen. Hinzu komme die fehlende Reue der Angeklagten.

Was war passiert?

Der Fall sorgt seit zwei Jahren international für Schlagzeilen. Ende Juli 2023 hatte Patterson ihre jeweils 70 Jahre alten Ex-Schwiegereltern und ein befreundetes Ehepaar im Alter von 66 und 68 Jahren zum Mittagessen eingeladen. Auf den Tisch kam Beef Wellington, also Rinderfilet im Blätterteig – verfeinert mit Pilzen. Drei der Gäste starben kurze Zeit später an den Folgen einer Vergiftung mit hochgiftigen Knollenblätterpilzen, ein mit am Tisch sitzender Pastor überlebte schwer erkrankt.

Der Pilz, der wissenschaftlich Amanita phalloides heißt, wird auch „Todeskappe“ genannt. Er kann nach Verzehr extrem qualvolle und meist tödliche Vergiftungen auslösen. 

Patterson wurde wenige Monate nach den Todesfällen festgenommen, ihr Haus durchsucht. Seither saß sie in Haft. Sie bestritt stets, die Pilze absichtlich verarbeitet zu haben und erklärte, sie habe neben frischen Champignons auch getrocknete Pilze aus einem Asia-Laden verwendet. Die Jury und der Richter hielten diese Darstellung für eine Lüge. 

Pilz-Experten im Zeugenstand

Besonders verwunderte, dass Patterson selbst ihr Essen überlebte. Zwar ließ sie sich wegen starker Magenschmerzen und Durchfalls im Krankenhaus behandeln - aber am Ende habe sie sich gegen ärztlichen Rat auf eigene Gefahr selbst entlassen, sagte die zuständige Ärztin Veronica Foote während des zehnwöchigen Prozesses vor Gericht. Auch Pilz-Experten wurden in den Zeugenstand gerufen.

Augenzeugen im Gerichtssaal zufolge soll Patterson während der Verkündung des Strafmaßes die ganze Zeit die Augen geschlossen gehalten und sie erst geöffnet haben, als sie sich schließlich erheben musste. Die Kameras zeigten ausschließlich den Richter.

Patterson hat nun 28 Tage Zeit, um gegen das Urteil Berufung einzulegen. Sollte sie die gesamte Strafe verbüßen müssen, bliebe sie bis ins hohe Alter hinter Gittern.

© dpa-infocom, dpa:250908-930-8583/2

Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.

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