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Der Heizkessel des Schiffes explodierte.

© Sri Lankan Air Force / AFP

Schwere Umweltkatastrophe droht: Tanker mit 270.000 Tonnen Öl brennt vor Sri Lanka

Das Feuer auf einem Tanker vor Sri Lanka ist außer Kontrolle. Greenpeace befürchtet „eine der größten ökologischen Katastrophen der vergangenen Jahrzehnte“.

Stand:

Nach der Explosion und einem anschließenden Brand auf einem Riesen-Öltanker vor der Ostküste Sri Lankas wächst die Angst vor einer schweren Umweltkatastrophe. Trotz des Einsatzes mehrerer Marineschiffe und eines Löschhubschraubers waren die Flammen auf der mit mehr als einer Viertelmillion Tonnen Rohöl beladenen "New Diamond" am Freitag weiter außer Kontrolle. Nach Angaben der srilankischen Marine hat der Brand die Fracht noch nicht erreicht, doch zeigte auch sie sich zunehmend besorgt.

Die unter panamaischer Flagge fahrende "New Diamond" hatte nach einer Explosion im Maschinenraum und einem Brand am Donnerstagmorgen einen Notruf abgesetzt. 22 der 23 philippinischen und griechischen Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden, ein philippinischer Seemann kam nach Angaben der Behörden bei der Explosion eines Heizkessels ums Leben.

Die "New Diamond" war mit 270.000 Tonnen Rohöl und 1700 Tonnen Diesel an Bord von Kuwait unterwegs nach Indien, als der Heizkessel etwa 60 Kilometer vor Sri Lankas Ostküste explodierte. Über Nacht trieb der Tanker zehn Kilometer weiter auf die Küste zu.

Ein Besatzungsmitglied von den Philippinen werde vermisst und sei vermutlich tot. Die übrigen 22 Seeleute, 17 Philippiner und fünf Griechen, seien von Bord gerettet worden. Ein Crewmitglied sei verletzt und zur Behandlung in die Hauptstadt Colombo geflogen worden.

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An den Löscharbeiten beteiligen sich neben srilankischen Marineschiffen und einem Löschhubschrauber der Luftwaffe auch Kriegsschiffe des Nachbarstaats Indien sowie Schiffe der indischen Küstenwache. Zwei russische U-Boot-Zerstörer erreichten ebenfalls die Unglücksstelle, drehten aber wieder ab, da sie bei den Löscharbeiten wenig helfen konnten.

Die 330 Meter lange "New Diamond" ist etwa ein Drittel größer als der japanische Frachter "Wakashio", der Ende Juli vor Mauritius auf ein Riff im Südosten aufgelaufen war. Mindestens tausend Tonnen Öl liefen damals ins Meer, töteten Tiere und verschmutzten die Küsten des Urlaubsparadieses im Indischen Ozean.

Greenpeace warnte nun vor einer weiteren Umweltkatastrophe. Sollte auch nur ein Teil der 270.000 Tonnen Öl an Bord des Tankers vor Sri Lanka ins Meer laufen, "wäre das eine der größten ökologischen Katastrophen der vergangenen Jahrzehnte", erklärte die Umweltschutzorganisation am Donnerstagabend. In dem bedrohten Gebiet befindet sich demnach ein "einzigartiges Unterwasserparadies mit Wal- und Riffhaien, Meeresschildkröten und Pott- und Blauwalen".

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Sri Lankas Meteorologie-Behörde hat ein Katastrophen-Szenario erstellt und geht in dem von ihr als schlimmstmöglich eingestuften Fall davon aus, dass ein Viertel der Ladung – also 70.000 Tonen Rohöl – in den Indischen Ozean fließt. Die Ostküste Sri Lankas sei dadurch nicht unmittelbar gefährdet, so die Schlussfolgerung der Behörde. Nach der Havarie des Tankers "Exxon Valdez" im Jahr 1989 waren rund 37.000 Tonnen Rohöl vor Alaska ins Meer gelaufen. Die Ölpest gilt als eine der schwersten von Menschen verursachten Umweltkatastrophen überhaupt.

Nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs und den Folgen des Tsunamis 2004 hoffte Sri Lanka zuletzt stark auf den Tourismus. 2018 zählte die Insel mit ihren gut 21 Millionen Einwohnern rund 2,2 Millionen Touristen – allerdings waren für 2016 schon 2,5 Millionen geplant. Derzeit leben gut 150.000 Menschen direkt vom Geschäft mit den Gästen – etwa als Personal in den fast 3500 Hotels und Unterkünften – weitere rund 200.000 sind davon indirekt abhängig. Tauchurlaube, das Elefantenfestival in Kandy, die Teeplantagen und die quirlige Hauptstadt Colombo sind Ziele, die sich von Europa und Asien gleichermaßen gut erreichen lassen. Die Anschlage von 2019 und nun die Coronavirus-Pandemie treffen das Land nun wieder hart. (AFP, Reuters, Tsp)

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