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Tennis-Star wegen Körperverletzung vor Gericht: Zverevs Anwälte werfen Ex-Freundin Lügen und Gier vor
Nach einer Anzeige seiner Ex-Freundin steht Alexander Zverev in Berlin wegen Körperverletzung vor Gericht. Seine Verteidiger sprechen von Lügen, der Anwalt der Gegenseite von psychischem Druck.
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Bei den French Open in Paris ist Alexander Zverev gerade souverän in die dritte Runde eingezogen, in Berlin traten seine Verteidiger für den Tennisstar an: Vor dem Amtsgericht Tiergarten geht es seit Freitag um eine mutmaßliche Körperverletzung vor vier Jahren.
Die damalige Freundin des Profis erstattete Anzeige – allerdings erst eineinhalb Jahre nach dem angeblichen Geschehen im Flur ihrer gemieteten Airbnb-Wohnung in Berlin. Aussage steht gegen Aussage. „Alles frei erfunden“, so die Verteidiger. Ein Nebenklage-Anwalt konterte vor der Saaltür: „Sie wollte Gerechtigkeit.“
Der 27-jährige Zverev und die 30-jährige Brenda Patea hatten sich 2019 kennengelernt und 2020 nach achtmonatiger Beziehung getrennt. Sie haben eine gemeinsame Tochter, inzwischen drei Jahre alt. Es gibt ein Sorgerechtsverfahren. Und nun den Strafprozess. Brenda Patea, die 2017 in der TV-Show „Germanys Next Topmodel“ dabei war und dann als Influencerin durchstartete, ist Nebenklägerin.
Die Justiz wollte das Verfahren zunächst ohne Verhandlung beenden: Das Gericht erließ im Oktober 2023 einen Strafbefehl gegen Zverev in Höhe von 450.000 Euro (90 Tagessätze zu je 5000 Euro). Der Olympiasieger legte Einspruch ein. Nun startet der Prozess, der sich wohl über Wochen hinziehen wird – mit gegenseitigen Vorwürfen.
Über die Beziehung sagte Zverevs Anwalt Alfred Dierlamm, es sei der Frau nur darum gegangen, ihre Followerzahl zu erhöhen und ein Leben wie im Jetset „mit besten Restaurants, Feiern auf besten Partys und Shoppen ohne Limit“ gegangen. Sie habe nicht damit gerechnet, dass ein Tennisprofi ein anderes Leben als das von ihr angestrebte führe – eines mit harter Disziplin, viel Training, kontrollierter Ernährung und ohne Partys und Alkohol.
Was ist dran an dem Vorwurf, der Tennisstar habe im Mai 2020 seine damalige Freundin im Streit nach Mitternacht gegen eine Wand gedrückt und kurz gewürgt? Von Luftnot, Schmerzen im Hals-Nacken-Bereich und Schluckbeschwerden soll Brenda Patea später bei der Polizei gesprochen haben.
Zverev musste nicht zum Prozess erscheinen
Aufschlag hatten nun die Anwälte von Zverev, der nicht zum Prozess erscheinen muss. Eine Erklärung, zwölf Seiten lang, hatten sie vorbereitet. Darin war von Lügen die Rede und von Gier. Die Strafanzeige stehe in engem Zusammenhang mit einem Streit um Sorgerecht und Unterhalt, sagte Anwalt Dierlamm. „Die Anzeigeerstatterin wollte so ihre Forderungen durchsetzen.“ Ihre Angaben zu dem Vorwurf seien unbegründet, widersprüchlich „in sich und zu anderen Beweismitteln“.
Fotos, Videos und Schilderungen von Zeugen aus den Tagen nach der angeblichen Gewalt im Flur will die Verteidigung präsentieren. Keine Verletzung sei auf den Bildern zu sehen bei Brenda Patea. Zwei Tage nach der mutmaßlichen Tat sei das damalige Paar nach Hamburg gefahren – „in lustiger Stimmung und bei laufender Radiomusik, bestgelaunt, keine Verletzung am Hals, nicht einmal eine blasse Rötung“, so Dierlamm. „Kein Anzeichen von Disharmonie und Streit.“ Die Verteidigung verfüge über entsprechendes Bildmaterial.
Zwei Gutachten – ein rechtsmedizinisches zu den angeblichen Verletzungen und ein psychiatrisches zur Glaubwürdigkeit der wichtigsten Zeugin – gab das Gericht in Auftrag. Die Verteidigung legte nach und präsentierte zwei von ihnen beauftragte Experten für diese Komplexe. Sie kündigten auch an, auf eine Vereidigung der Hauptzeugin zu bestehen.
Der Anwalt der Frau konterte vor dem Saal: „Sie wollen psychischen Druck ausüben, sie zermürben.“ Es gehe der Gegenseite darum, „ihre Glaubwürdigkeit zu erschüttern“. Der Vorwurf, ihr gehe es nur um Geld, sei falsch.
Die Verteidiger beantragten einen Ausschluss der Öffentlichkeit während der Befragung der Frau. Das sei erforderlich insbesondere zum Schutz der kleinen Tochter. Die Vorsitzende Richterin wird am zweiten Verhandlungstag am Montag ihre Entscheidung dazu verkünden.
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