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Tropensturm: "Delta" wütet auf den Kanaren

Der Tropensturm "Delta" hat mindestens 19 Menschen das Leben gekostet und auf den Kanaren Schäden in Millionenhöhe angerichtet.

Las Palmas - Am schlimmsten traf es die auch bei deutschen Touristen beliebte Ferieninsel Teneriffa, wo in mehr als 200.000 Haushalten der Strom ausfiel, wie die Behörden am Dienstag in Las Palmas auf Gran Canaria mitteilten. Mindestens drei Menschen wurden verletzt, darunter eine deutsche Urlauberin, die auf La Palma von einer umgeknickten Palme getroffen wurde. «Delta» ist der erste Tropensturm in der Geschichte der Kanaren. Seine Böen erreichten mit rund 120 Kilometern in der Stunde nahezu Hurrikanstärke.

Vor der Küste Gran Canarias ertranken 18 afrikanische Flüchtlinge, deren aus Marokko kommendes Boot inmitten des gewaltigen Unwetters kenterte. Die Rettungsdienste bargen sechs Leichen, die Suche nach zwölf Vermissten gaben sie auf. Es bestehe keine Hoffnung mehr, hieß es. 32 Flüchtlinge überlebten das Unglück. Auf Fuerteventura starb zudem ein 63-Jähriger, der vom Dach seines Hauses stürzte, als er dieses reparieren wollte.

Vor allem die westlich gelegenen Inseln La Palma, El Hierro und La Gomera waren stundenlang nahezu von der Außenwelt abgeschnitten, weil die meisten Flug- und Schiffsverbindungen eingestellt wurden. Im Laufe des Tages konnten einige Flughäfen des Archipels den Betrieb aber wieder aufnehmen. Ein Sprecher des Reiseunternehmens Thomas Cook teilte mit, es gebe keine Behinderungen im Tourismus. Nach wie vor gingen die Flüge wie geplant zu und von den Kanaren.

Auf dem gesamten Archipel saßen Hunderttausende Einwohner sowie Touristen stundenlang im Dunkeln. Der Sturm riss Strommasten, Bäume, Werbetafeln und Verkehrschilder um. Mauern stürzten ein, Fensterscheiben von Häusern und Hotels zerbarsten. Straßen waren durch Überschwemmungen und Erdrutsche blockiert. Auch das Mobilfunknetz brach vielerorts zusammen. Die Regionalregierung hatte alle Schulen geschlossen und die Menschen aufgerufen, ihre Häuser möglichst nicht zu verlassen und das Auto stehen zu lassen. Hunderte verbrachten die Nacht in Einkaufszentren, Sporthallen oder Flughäfen.

Auf Teneriffa nahm die Polizei mindestens acht Plünderer fest. Sie hatten das Chaos genutzt, um in Geschäfte einzubrechen. Im Hafen sanken ein Schlepper und mehrere Sportboote, wie der Rundfunk berichtete. «Es war schrecklich, ich kam weinend nach Hause», erzählte ein Mittfünfziger wie unter Schock. Im Nordwesten Gran Canarias riss der Sturm überdies den «Finger Gottes» um. Der 30 Meter hohe Basaltfelsen in Form eines gespreizten Fingers ragte vor der Küste aus dem Meer und galt als eines der Wahrzeichen der Kanaren.

Die Bauernverbände beklagten Schäden in Millionenhöhe. Auf vielen Inseln seien Bananenplantagen verwüstet worden. Die Bananen sind eines der wichtigsten Exportgüter der Kanaren.

«Delta» ist der 25. Sturm der diesjährigen Hurrikan-Saison und hatte sich am Wochenende über dem Atlantik gebildet. Dass er sich in Richtung der Kanaren nach Osten bewegte, bezeichneten Meteorologen als «äußerst seltenes Phänomen». Am Dienstagnachmittag schwächte sich «Delta» ab und zog nach Afrika weiter. Spaniens Umweltministerin Cristina Narbona führte den Sturm auf den weltweiten Klimawandel durch den Treibhauseffekt zurück. (tso/dpa)

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