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Wie der „Spiegel“ berichtet, befindet sich ein im September 2022 zu fast elf Jahren Haft verurteilter Captagon-Drogenhändler aus Syrien in Essen bereits im offenen Vollzug.

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Trotz Fluchtgefahr: Verurteilter Drogenhändler aus Syrien befindet sich in Essen im offenen Vollzug

Der Mann hatte Tonnen des Aufputschmittels Captagon verkauft und wurde im Herbst 2022 zu elf Jahren Haft verurteilt. Ins Gefängnis muss er einem Medienbericht zufolge aber nur noch nachts.

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Im Zusammenhang mit dem Sturz des langjährigen syrischen Diktators machte auch die Droge Captagon wieder Schlagzeilen – die neuen Machthaber hoben in dem ehemaligen Bürgerkriegsland ein Labor nach dem anderen aus, verbrannten Millionen Tabletten. Der schwunghafte Handel mit dem amphetaminähnlichen Captagon hatte Syrien unter Assad zum größten Drogenstaat der Welt gemacht.

Auch in Deutschland ist die synthetische Droge ein großes Problem. Laut einem Medienbericht gibt es nun eine zweifelhafte Entscheidung einer Justizvollzugsanstalt im nordrhein-westfälischen Essen. Wie der „Spiegel“ berichtet, befindet sich ein im September 2022 zu fast elf Jahren Haft verurteilter Captagon-Drogenhändler aus Syrien bereits im offenen Vollzug.

Dem Bericht zufolge wurde der 42-jährige Mohamad B. Ende 2021 festgenommen, als ein Dealerring ausgehoben worden war, der direkte Kontakte zum Assad-Clan unterhielt. Die Männer vertrieben Tonnen des Aufputschmittels Captagon sowie Kokain und Haschisch – es ging um Millionen Euro.

Wie das Magazin weiter berichtet, muss B. seit Frühjahr 2024 nur noch nachts in eine Haftanstalt. Die Staatsanwaltschaft Essen teilte dem Bericht zufolge mit, das Gefängnis habe diese Entscheidung getroffen. Die Staatsanwaltschaft halte sie für falsch, könne aber rechtlich nichts tun.

Dabei, so die Behörde dem Bericht zufolge weiter, habe B. früher schon falsche Personalien benutzt. Es sei zu befürchten, dass er sich ins Ausland ab­setze. B.s Verteidiger ließ eine Anfrage unbeantwortet.

Die Gefängnisleitung erklärte, man prüfe in jedem Fall, ob es „Hinweise auf eine Flucht- oder Missbrauchsgefahr“ gebe. Wie es weiter heißt, hatte die Justiz B.s Verhalten in Haft in einem Gutachten als „beanstandungsfrei“ bewertet. Im offenen Vollzug wolle man ihn stärker „fordern und fördern“, hieß es demnach.

Rund 80 Prozent des weltweit als Droge konsumierten Captagons stammten in den vergangenen Jahren aus Syrien, schätzen Experten. In Deutschland wurden nach Angaben der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) 2023 rund 3,6 Millionen Captagon-Tabletten gefunden. Allein 2,1 Millionen Tabletten wurden von der Zollfahndung Essen in einem Lager gefunden. Der Wert: Rund 60 Millionen Euro.

Europa und auch Deutschland gelten als einer der Hauptumschlagplätze für die Droge. Federführend für den Schmuggel soll Assads jüngerer Bruder Maher al-Assad gewesen sein. (lem)

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