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Die Sucharbeiten vor Lesbos gehen weiter.

© Imago/Panagiotis Balaskas

Überlebender packt aus: Kaum noch Hoffnung bei Suche nach vermissten Seeleuten vor Lesbos

Nach dem Untergang eines Frachters vor der griechischen Insel Lesbos vermuten die Behörden, dass er illegale Fracht geladen hatte. Das Schiff stand wohl auf einer „schwarzen Liste“.

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Nach dem Untergang eines Frachters vor der griechischen Insel Lesbos haben Einsatzkräfte am Montag ihre Suche nach zwölf vermissten Seeleuten fortgesetzt. Eine Fregatte der griechischen Marine, ein Hochseeschiff der Küstenwache und vier private Boote waren nach Angaben einer Sprecherin der Küstenwache im Einsatz. Die Suche sollte ihren Angaben nach die ganze Nacht über weitergehen.

Es gibt nur noch wenig Hoffnung auf Überlebende. Ein Mitglied der 14-köpfigen Mannschaft war am Sonntag kurz nach dem Untergang gerettet worden – der Mann hatte sich an eine Tonne geklammert und wurde von einem Rettungshubschrauber entdeckt. Ein weiterer wurde tot geborgen.

Derweil häufen sich Hinweise darauf, dass das Schiff seeuntauglich war und illegale Fracht an Bord gehabt haben könnte. Kritik hat bereits der bislang einzige Überlebende des Unglücks geübt.

Der bislang einzige Überlebende der Schiffskatastrophe vor Lesbos

© Imago/Panagiotis Balaskas

Der Mann sei unversehrt, stehe aber unter Schock, hieß es bei der griechischen Küstenwache. Er habe angegeben, dass es auf dem Frachter „Raptor“ bereits in der Nacht zu Sonntag Probleme mit den Maschinen und einen Wassereinbruch gegeben habe, die der Kapitän aber nicht gemeldet hätte. Das berichtete ein Sprecher der griechischen Küstenwache am Montag im Sender ERT.

Vielmehr habe der Kapitän erst am Sonntag gegen 7.00 Uhr Informationen über einen Motorschaden gesendet und rund eineinhalb Stunden später dann das Notsignal „Mayday“ abgesetzt. Kurz danach verschwand der Frachter vom Radar. Ein Sprecher der Küstenwache verwies darauf, dass der Kapitän den Wassereinbruch sofort hätte melden müssen, damit die Einsatzzentrale schneller Rettungsmaßnahmen hätte einleiten können. Es werde zur Unglücksursache ermittelt.

Schiff stand wohl auf „schwarzer Liste“

Das auf Handelsmarine spezialisierte Portal „maritime-executive.com“ berichtete am Montag, das Schiff habe eine Geschichte „schwerwiegender Inspektionsmängel“ und veröffentlichte eine entsprechende Liste. Demnach hätten rumänische Behörden bei umfassenden Kontrollen im August dieses Jahres insgesamt 65 Mängel festgestellt, darunter ein kaputtes Notstromaggregat, fehlende Feuerlöscher, durchgerostete Löcher im Rumpf und korrodierte Lukendeckel.

Der griechischen Tageszeitung „Kathimerini“ zufolge stand das Schiff auf der „schwarzen Liste“ und hätte gar nicht unterwegs sein dürfen. Deshalb verstärke sich der Verdacht der Behörden, dass die „Raptor“ neben rund 6300 Tonnen Salz auch illegale Fracht wie Drogen oder Waffen an Bord gehabt haben könnte. Dafür spreche auch, dass der Kapitän die Probleme erst so spät meldete.

Fraglich sei zudem, ob das Schiff wirklich Istanbul zum Ziel hatte – so soll der Überlebende angegeben haben, eigentliches Ziel sei die Ukraine gewesen. Unklar bleibt außerdem, warum die Crew sich nicht mit Rettungsbooten in Sicherheit brachte, obwohl sich das Schiff bei schwerem Sturm über mehrere Stunden in großer Gefahr befunden haben muss.

Bei den Seeleuten soll es sich um elf Ägypter, einen Inder und zwei Syrer gehandelt haben. Der Gerettete ist Ägypter, auch der tot geborgene Seemann wurde als Ägypter identifiziert. (AFP, dpa)

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