zum Hauptinhalt
Blumen, Kerzen und verschiedene Bilder sind im Wartehäuschen am Bahnhof Brokstedt zum Gedenken an die Opfer der Messerattacke niedergelegt.

© dpa/Axel Heimken

Update

Umgang mit Tatverdächtigem von Brokstedt: Hamburgs Justizsenatorin weist Vorwürfe zurück

Auch eine halbe Woche nach der Messerattacke in Schleswig-Holstein liegen drei Verletzte in Kliniken. Die Polizei ermittelt weiter, auch das Nachbarland beschäftigt sich nun mit der Tat.

| Update:

Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina hat tödlichen Messerangriff in einem Regionalzug im schleswig-holsteinischen Brokstedt Vorwürfe am Umgang ihrer Behörde mit dem Tatverdächtigen zurückgewiesen. „Wir haben alle Maßnahmen unternommen, die vorgesehen sind“, sagte die Grünen-Politikerin dem NDR „Hamburg Journal“ am Montagabend.

Es sei alles passiert, was laut Resozialisierungsgesetz mit Untersuchungshäftlingen passieren solle. Noch am Tag seiner Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt Billwerder sei der wohnungslose 33-Jährige im Winternotprogramm der Stadt angekommen. Es habe zudem eine Perspektivberatung gegeben.

Die Hamburger Bürgerschaft befasst sich am Mittwoch mit der tödlichen Messerattacke. Die AfD-Fraktion hat das Thema zur Aktuellen Stunde angemeldet. Gallina war wegen des Umgangs ihrer Behörde mit dem Tatverdächtigen von der Opposition kritisiert worden.

Am Montag hatte die Polizei mitgeteilt, dass weiterhin drei Verletzte in Krankenhäusern behandelt werden. Es handle sich um zwei Frauen im Alter von 27 und 54 Jahren sowie einen 62-jährigen Mann, teilte die Polizei in Itzehoe mit. Sie seien „bei Bewusstsein und derzeit stabil“.

Zwei weitere Verletzte seien inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Bei ihnen handle es sich um zwei junge Männer im Alter von 22 Jahren.

Damit veröffentlichten die Ermittler zugleich erstmals Einzelheiten zu den Identitäten der Verletzten der Attacke, bei der eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger getötet worden waren. Fünf Menschen wurden verletzt.

Wie die beiden Getöteten stammen die meisten Verletzten demnach aus Schleswig-Holstein, lediglich die noch im Krankenhaus behandelte 27-Jährige kommt aus Hamburg.

Ermittlungen dauern an

Die Ermittler erfassen und befragen nach Polizeiangaben weiter Beteiligte und Zeugen der tödlichen Messerattacke. Mittlerweile seien nahezu 120 Menschen erfasst. Diese Zahl könne sich nach Abschluss der Befragungen noch ändern.

Am vergangenen Mittwoch hatte ein in Hamburg aus der Untersuchungshaftanstalt entlassener, wohnsitzloser 33-Jähriger in einem Regionalexpress zwischen Kiel und Hamburg auf Fahrgäste eingestochen. Er wurde von Passagieren überwältigt und nach einem Stopp des Zuges im Bahnhof von Brokstedt von Polizisten festgenommen.

Gegen den mutmaßlichen Täter Ibrahim A. wurde Haftbefehl wegen zweifachen Mordes und versuchten Totschlags in vier Fällen erlassen. Bei dem Beschuldigten handelt es sich um einen seit 2014 in Deutschland lebenden staatenlosen Palästinenser, der wiederholt straffällig wurde. Er lebte zunächst in Nordrhein-Westfalen, später in Schleswig-Holstein und Hamburg.

In der Woche vor der Tat wurde er in Hamburg aus einer etwa einjährigen Untersuchungshaft entlassen. Hintergrund war eine noch nicht rechtskräftige Verurteilung wegen einer gefährlichen Körperverletzung. Die Motive des Verdächtigen sind nach Angaben der Ermittler bislang völlig offen. Hinweise auf einen etwaigen terroristischen Hintergrund gibt es demnach nicht, ebenso fehlen Hinweise auf eine möglicherweise geplante Tat. (dpa, AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false