zum Hauptinhalt
Francesco Schettino, Ex-Kapitän der Costa Concordia, am Dienstag vor Gericht in Grosseto.

© AFP

„Costa Concordia“-Prozess: Verteidigung: Ex-Kapitän Francesco Schettino hat richtig gehandelt

Drei Jahre nach dem Unglück der „Costa Concordia“ sehen Überlebende und Angehörige von Opfern in Deutschland in Kapitän Schettino die Schlüsselfigur. Das Urteil gegen ihn wird Mitte der Woche erwartet. Die Verteidigung ist derweil der Meinung, ihr Mandant hätte eine noch größere Katastrophe verhindert.

Kapitän Francesco Schettino hat nach Ansicht seiner Anwälte nach der Havarie der „Costa Concordia“ mit seinem Handeln eine noch größere Katastrophe verhindert. „Ob Schettino richtige oder falsche Entscheidungen getroffen hat? Richtige! Wenn er sofort die Evakuierung angeordnet hätte, wären 4000 Menschen gestorben“, sagte sein Anwalt Domenico Pepe am Montag vor dem Gericht im toskanischen Grosseto. Schettino habe nach dem Unglück freiwillig alle Schuld auf sich genommen, erklärte Pepe laut Nachrichtenagentur Ansa.

Verteidigung wirft Staatsanwalt Beleidigung vor

Die Verteidigung hatte ihr Plädoyer am Montag fortgesetzt, nachdem die Verhandlung am Freitag unterbrochen werden musste, weil Schettino mit Fieber das Gericht verlassen hatte. Pepe wies die Vorwürfe der Anklage zurück, die Schettino als „unvorsichtigen Idioten“ bezeichnet und eine Haftstrafe von 26 Jahren und drei Monaten gefordert hatte. „Schettino ist eine anständige Person. Wenn der Staatsanwalt ihn als einen Idioten bezeichnet, ist das eine Beleidigung“, erklärte Pepe. Der 54 Jahre alte Kapitän muss sich seit Juli 2013 als einziger Angeklagter unter anderem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Ein Urteil wird noch in dieser Woche erwartet. Bei der Havarie der „Costa Concordia“ waren im Januar 2012 insgesamt 32 Menschen ums Leben gekommen, darunter auch zwölf Deutsche.

Nach der Verteidigung hat wieder die Staatsanwaltschaft das Wort. Sie hat bereits mehr als 26 Jahre Haft für Schettino gefordert. Mehrere Nebenkläger wollten sich ebenfalls noch äußern. Ein Urteil ist deshalb am Montag unwahrscheinlich. Schettino steht seit eineinhalb Jahren unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung vor Gericht. Die „Costa Concordia“ war im Januar 2012 gekentert. 32 Menschen starben, darunter 12 Deutsche.

Deutsche Überlebende als Nebenkläger

Unmittelbar vor dem Urteil hoffen deutsche Überlebende und Angehörige von Opfern des Unglücks auf Genugtuung. „Schettino soll zu einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt werden, sagen meine Mandaten. Die Länge der Haftstrafe ist ihnen egal“, berichtete Opfer-Anwalt Hans Reinhardt der Deutschen Presse-Agentur in Marl (Nordrhein-Westfalen). Er vertritt 30 Betroffene. Sie treten als Nebenkläger im Strafprozess im toskanischen Grosseto auf. „Interviews wollen sie nicht mehr geben.“ Das Urteil gegen Kapitän Francesco Schettino wird Mitte der Woche erwartet.

Insgesamt 32 Menschen, darunter 12 Deutsche, kamen ums Leben, als das Kreuzfahrtschiff mit mehr als 4200 Passagieren und Besatzungsmitgliedern im Januar 2012 vor der Mittelmeer-Insel Giglio auf einen Felsen fuhr und kenterte. Schettino steht seit eineinhalb Jahren unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung vor Gericht. Er soll das Schiff nach der Havarie sich selbst überlassen haben.

Es geht auch um Schadenersatz

Die Schadenersatzansprüche seiner Mandanten seien inzwischen weitgehend befriedigt, sagte Anwalt Reinhardt. In fünf Fällen gehe es noch um Wertsachen, die auf dem Schiff zurückgeblieben seien. „Es geht unter anderem um wertvollen Schmuck, der im Safe lag.“ Der Wert der noch nicht zurückgegebenen Gegenstände liege insgesamt im sechsstelligen Eurobereich. Falls die Sachen vom Salzwasser zerfressen seien, müsse Schadenersatz gezahlt werden. Die übrigen Ansprüche seien inzwischen abgegolten, sagte Reinhardt.

Es habe Gerichtsverfahren und außergerichtliche Einigungen mit dem Veranstalter und der Reederei gegeben. Die Summen lägen im fünf- und sechsstelligen Bereich. Aus Sicht der Anklage trägt Schettino die Hauptschuld. Die Staatsanwaltschaft fordert 26 Jahre und drei Monate Haft. Aus Sicht der Verteidigung ist die Forderung unverständlich. Schettinos Anwälte meinen, dass der Kapitän zu Unrecht allein für das Unglück verantwortlich gemacht werde und andere mitschuldige Crewmitglieder ungeschoren davongekommen seien. Die Verteidigung setzt ihr Schlussplädoyer am Montag fort, am Dienstag haben dann nochmals die Staatsanwaltschaft und einige Nebenkläger das Wort. Danach kann das Urteil fallen. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false