zum Hauptinhalt
Bild einer Überwachungskamera aus der Robb Elementary School in Uvalde

© dpa/Austin American-Statesman via AP/Uvalde Consolidated Independent School District/-

Polizei massiv in der Kritik: Videoaufnahmen zeigen zögerliches Vorgehen der Einsatzkräfte bei US-Schulmassaker

Bilder einer Überwachungskamera zeigen, wie Polizeibeamte mehr als eine Stunde abwarten, bevor sie den Schützen von Uvalde konfrontieren. 21 Menschen starben.

Sieben Wochen nach dem Schulmassaker in der texanischen Kleinstadt Uvalde mit 21 Todesopfern sind neue Videoaufnahmen von dem Blutbad öffentlich geworden. Am Dienstag von der Zeitung "Austin American-Statesman" und dem Lokalsender KVUE veröffentlichte Bilder einer Überwachungskamera zeigen unter anderem, dass Polizisten sich eine Stunde und 14 Minuten lang im Schulflur aufhielten, bevor sie den 18-jährigen Angreifer in einem Klassenzimmer erschossen.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Das Video zeigt, wie der Angreifer am 24. Mai um 11.33 Uhr die Grundschule betritt, auf die er zuvor bereits von außen geschossen hatte. Es kommt zu einem dramatischen Moment: Während der mit einem Sturmgewehr bewaffnete 18-Jährige ohne erkennbare Eile in Richtung von Klassenzimmern läuft, kommt von einem anderen Flur ein kleiner Junge, sieht den Schützen von hinten - und rennt weg, als Schüsse fallen.

Zu hören sind dutzende Schüsse. Um 11.36 Uhr sind dann die ersten eintreffenden Polizisten zu sehen. Einige von ihnen nähern sich dem Klassenzimmer, in dem sich der Schütze aufhält - rennen aber den Flur zurück, als der 18-Jährige wieder schießt. In der Folge treffen immer mehr teils schwerbewaffnete Polizisten ein, ohne aber den Angreifer zu konfrontieren.

Polizist desinfiziert sich vor dem Zugriff die Hände

Um 12.30 Uhr ist sogar zu sehen, wie ein Polizist sich an einem Desinfektionsmittelspender bedient und das Mittel in seine Hände reibt. Um 12.50 Uhr sind dann wieder Schüsse zu hören, als die Einsatzkräfte den Angreifer erschießen. Seit dem Eintreffen der ersten Polizisten sind 74 Minuten vergangen.

[Lesen Sie auch: Billig, tödlich, immer verfügbar: AR-15 – warum morden so viele US-Attentäter mit diesem Gewehr? (T+)]

Die Sicherheitskräfte sind wegen ihres Vorgehens bei dem Schulmassaker, bei dem 19 Kinder und zwei Lehrerinnen erschossen wurden, bereits massiv in die Kritik geraten. Rund einen Monat nach dem Blutbad warf der Chef der texanischen Sicherheitsbehörden, Steven McCraw, den Polizisten vor Ort "klägliches Versagen" vor. Der Einsatzleiter habe das Leben der Beamten über das Leben der Kinder gestellt.

US-Polizisten werden eigentlich darin ausgebildet, bei Schulmassakern den Angreifer so schnell wie möglich auszuschalten, um weitere Opfer zu verhindern.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die nun veröffentlichten Videoaufnahmen sorgten für neue Empörung. Die Gründerin der für ein strikteres Waffenrecht eintretenden Organisation Moms Demand Action, Shannon Watts, schrieb auf Twitter, Polizisten mit kugelsicheren Westen hätten in einem Schulflur gewartet und sich sogar die Hände desinfiziert, während Kinder und Lehrkräfte "geschlachtet" worden seien.

Der Bürgermeister von Uvalde, Don McLaughlin, kritisierte dagegen die Medien für die Veröffentlichung der Aufnahmen. Das Video hätte zunächst den Familien in einer bearbeiteten Version gezeigt werden sollen. "Sie müssen das nicht noch einmal durchleben, sie haben genug durchgemacht." Geplant war eine Version, auf der weder der Schütze zu sehen noch die Schüsse zu hören sind. (AFP)

Zur Startseite