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Mosambik: Viele Tote nach Explosion in Munitionsdepot

Einschlagende Raketen, detonierende Granaten, auflodernde Flammen: Für die Bewohner von Mosambiks Hauptstadt Maputo ist der Albtraum des 1992 beendeten Bürgerkriegs wieder lebendig geworden.

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Johannesburg/Maputo - Stundenlang erschütterten Explosionen im größten Waffenlager des afrikanischen Landes am Donnerstagabend die Millionenmetropole. Die Zahl der Opfer allein in den Krankenhäusern wurde mit mindestens 96 Toten und 400 Verletzten angegeben. Auf TV-Bildern waren jedoch auch in Wohnorten neben dem Depot Tote unter Trümmern zu sehen, so dass die Opferbilanz nach Ansicht von Beobachtern weitaus höher sein dürfte.

Freunde und Verwandte brachten blutüberströmte und verstümmelte Verletzte ins zentrale Krankenhaus. Als mögliche Explosionsursache wurde das seit Wochen anhaltende heiße Wetter mit Temperaturen um die 37 Grad genannt. "Es war wie im Krieg", meinte ein Augenzeuge. Die Bevölkerung, die gerade mehr oder weniger erfolgreich das Trauma eines knapp 17 Jahre dauernden grausamen Konflikts abzuschütteln versucht, geriet in Panik und strömte auf die Straßen. "Die Menschen fürchteten um ihr Leben - sie hatten ja zunächst keine Information, was vor sich geht", erklärte die Entwicklungshelferin Kerry Smith Journalisten. Geschosse zischten durch die Gegend und landeten mehrere Kilometer entfernt in Wohngebieten, Flammen züngelten in den Himmel. Die Behörden riefen zu Blutspenden auf.

SOS-Kinderdorf schwer beschädigt

Die Explosion hat auch das zwei Kilometer entfernte SOS-Kinderdorf schwer beschädigt. "Durch umherfliegende, große Metallteile wurde im SOS-Kinderdorf Maputo ein Familienhaus ganz zerstört und mehrere Häuser schwer beschädigt", teilte die Organisation mit. "Die Kinder saßen gerade beim Abendessen, spielten oder machten ihre Hausaufgaben - als mit einem ohrenbetäubenden Krachen die Erde bebte und eine Feuersäule in den Himmel schoss." Die 100 Kinder und 30 Mitarbeiter des Dorfes seien dank frühzeitiger Evakuierung unverletzt. Das gesamte Schadensausmaß sei noch unklar.

"Überall liegen Metallteile auf dem Gelände, ein Haus ist ganz zerstört", erklärte Dorfleiter Jamie Alves. Selbst im 15 Kilometer entfernten Gebäude des Kinderhilfswerks Unicef waren die Explosionen zu spüren. "Leute rufen den Rundfunk an, weil überall nicht explodierte Munition herumliegt", sagte Moises Inguane vom Roten Kreuz. Aus Furcht vor weiteren Explosionen hielt die Flucht der Bewohner in sichere Gebiete auch einen Tag nach den Explosionen an.

Mehr als drei Stunden dauerte der Geschosshagel vom Malhazine-Waffenlager. Explodierende Bomben, Minen und Raketen flogen in benachbarte Wohngebiete und richteten schwere Zerstörungen an. Der Flughafen war bis Freitagnachmittag gesperrt. Ein Regierungstreffen mit Südafrikas Präsident Thabo Mbeki am Freitag wurde abgesagt. Im Rundfunk gab es Rücktrittsforderungen gegen Verteidigungsminister Ivo Garrido, der für das zu Kriegszeiten von den Sowjets errichtete Waffenlager verantwortlich ist. Dort hatte es bereits mindestens zwei schwere Zwischenfälle mit Toten und Verletzten gegeben. In dem Depot, das demnächst verlegt werden soll, wurden veraltete Munition und Waffen vor der Zerstörung gelagert. (Von Ralf E. Krüger, dpa)

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