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Panorama: Wärmster Winter

Das erklärt eine Behörde der US-Regierung

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Washington - Die Meldung wirkt auf den ersten Blick wenig überraschend, und doch entbehrt sie nicht einer gewissen Brisanz. Der vergangene Winter war nach Erkenntnissen einer US-Regierungsbehörde weltweit der wärmste seit 1880. Die Temperatur habe von Dezember bis Februar 0,72 Grad Celsius über dem Mittelwert für das 20. Jahrhundert gelegen, teilte die Nationale Behörde für Ozeane und Atmosphäre (NOAA) mit.

Meldungen über einen Rekordwinter hatte es bereits in den letzten Wochen gegeben. Sie bezogen sich aber meist auf Deutschland oder andere Erdregionen. Die jetzige Meldung bezieht sich auf die gesamte Erde.

Die Meldung erfährt zusätzliche Brisanz vor dem Hintergrund, dass es sich um eine Mitteilung einer Behörde der US-Regierung handelt. In den vergangenen Jahren hatte die US-Regierung ihre Behörden unter Druck gesetzt, keine Informationen an die Öffentlichkeit zu geben, die eine Erwärmung der Atmosphäre belegen. Dieser Druck umfasste zum einen direkt unterstellte Regierungsbehörden, aber auch Wissenschaftler, deren Forschung mit öffentlichen Geldern unterstützt wird. Bei einer Anhörung im US-Repräsentantenhaus im Januar wurde eine Umfrage unter Wissenschaftlern in öffentlich finanzierten Einrichtungen vorgestellt, die sich mit Klima beschäftigen. 73 Prozent gaben an, in den letzten fünf Jahren politischem Druck ausgesetzt gewesen zu sein. Die Hälfte der Forscher gab an, sie seien gedrängt worden, in der Öffentlichkeit nicht von „Klimaerwärmung“ zu reden.

Aufsehen erregte Ende Januar der Direktor des Goddard-Instituts für Weltraumstudien der Nasa, James Hansen. Hansen ist der führende Klimaforscher der Nasa. Dieser erklärte gegenüber der „New York Times“, er habe Vorträge, Artikel und Interview-Anfragen einer behördlichen Kontrolle vorlegen müssen. „Sie halten es für ihre Aufgabe, die an die Öffentlichkeit gehenden Informationen zu zensieren“, sagte Hansen.

Jetzt hat die US-Wetter- und Klimabehörde NOAA offiziell mitgeteilt, dass seit 1906 die weltweite Temperatur im Durchschnitt pro Jahrzehnt um 0,06 Grad angestiegen ist. Der Winter 2003/2004 sei der zweitwärmste gewesen, an dritter Stelle folge der Winter 1997/1998. Zum Rekord habe diesmal vor allem der warme Januar beigetragen, heißt es auf der Internetseite der NOAA. Die Organisation versorgt seit 200 Jahren die US-Regierung mit wissenschaftlichen Daten. dpa/Tsp

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