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Nürnberg: Zehn Jahre Haft für Mord an Tochter

Das Kind war erst wenige Stunden auf der Welt, als es die Mutter auf der Toilette erwürgte. Ihr Mann bekam von allem nichts mit - ihm hatte sie die Schwangerschaft verheimlicht. Nun muss die Frau für zehn Jahre hinter Gitter.

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Nürnberg - Das Landgericht Nürnberg-Fürth sah es als erwiesen an, dass die 39-Jährige ihr Baby im Juli 2005 kurz nach der Geburt erstickt hat. Anschließend habe die Frau aus Baiersdorf (Bayern) das Mädchen in einer Gefriertruhe versteckt. Der Vater des Kindes und Lebensgefährte der Frau hatte die Leiche erst rund sechs Monate später gefunden.

Die Mutter habe die Tat aus einem "Bündel von Motiven" begangen, sagte der Vorsitzende Richter bei der Urteilsbegründung. So habe sie Angst gehabt, dass der Mann sie und die zwei gemeinsamen Kinder verlassen könnte, wenn er von der verheimlichten Schwangerschaft erfahre. Dies hatte er ihr zuvor angedroht. Zudem sei sie mit der Versorgung der beiden heute sechs und zehn Jahre alten Jungen überfordert gewesen. Die 39-Jährige leide zwar nicht unter einer Persönlichkeitsstörung. Doch seien einige psychische Auffälligkeiten festzustellen. "Sie lebte in einer Traumwelt und ist eine Meisterin des Verdrängens", sagte der Richter.

Mutter hofft auf zweite Chance

Der Vater des Mädchens hatte vor Gericht ausgesagt, er habe von der Schwangerschaft seiner Lebensgefährtin nichts bemerkt. Ihre Beziehung sei nur noch eine "Zweckgemeinschaft" gewesen. Schon bei den beiden Söhnen hatte die Frau die Schwangerschaften zunächst verheimlicht. Sie hatte das gesunde Mädchen ohne Hilfe in der Badewanne zur Welt gebracht und danach versucht, es vor einer Kirche sowie bei ihrem Arzt abzulegen. Aus Angst, gesehen zu werden, ging sie aber mit dem Kind zurück in die Wohnung. Als der Mann später nach Hause kam, floh sie auf die Toilette, erwürgte das Baby dort und deponierte die Leiche in der Gefriertruhe im Keller.

In ihrem Schlusswort betonte die Frau, dass sie die Tat bereue: "Ich hoffe, dass ich irgendwann die Chance habe, wieder mit meinen Söhnen zusammen zu leben." Der Staatsanwalt hatte lebenslange Haft wegen Mordes gefordert. Der Verteidiger plädierte auf Totschlag in einem minderschweren Fall und auf vier Jahre Haft. (tso/dpa)

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