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Stopp am Dorfrand. Der Strom von Fels und Geröll verfehlte das Dorf nur knapp.

© dpa/MICHAEL BUHOLZER

Zwei Wochen nach Gerölllawine: Fast alle Bewohner von Brienz dürfen zurückkehren

Glück gehabt: Rund 80 Menschen können wieder in ihre Häuser im Kanton Graubünden. Ob der Berg nun zur Ruhe kommt ist trotzdem fraglich.

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Gut zwei Wochen nach einem gewaltigen Schuttstrom mit einer meterhohen Geröllhalde am Ortsrand dürfen die Bewohner von Brienz im Schweizer Kanton Graubünden wieder in ihre Häuser ziehen.

Nur noch nördlich des Bergdorfes sei ein Gebiet gesperrt, teilte die zuständige Gemeinde Albula am Montag mit. Der Berg, von dem in der Nacht zum 16. Juni riesige Mengen Geröll und Schutt abgerutscht waren, wird weiter ständig überwacht.

Sollte sich zeigen, dass Geschiebe am Berg wieder gefährlich in Bewegung gerät, ist nach Angaben der Gemeinde eine neue Evakuierung nicht ausgeschlossen.

Die rund 80 Bewohner mussten ihre Häuser bereits im Mai verlassen, weil Messungen auf einen baldigen Felssturz oder Schuttstrom hindeuteten. Der hätte das ganze Dorf mitreißen können. Sie kamen bei Angehörigen oder in Ferienwohnungen unter.

Bauern mussten ihre Tiere ebenfalls bei anderen Landwirten und in deren Ställen unterbringen. Brienz liegt an der Straße von Lenzerheide nach Davos auf einer Höhe von rund 1150 Metern.

Massiv. Bedrohlich liegen die Felsbrocken am Dorfrand.

© dpa/MICHAEL BUHOLZER

Tatsächlich blieben die Schuttmassen aber wenige Meter vor einem alten Schulhaus liegen. Wiesen und eine Straße wurden meterhoch verschüttet. Die Bewohner durften danach bereits wieder stundenweise ins Dorf. Allerdings war unabhängig von dem Schuttstrom ein Wasserrohr gebrochen, das das Dorf versorgte. Das Problem wurde inzwischen behoben.

Schon Wochen vor dem Felssturz hatte sich der Abrutsch abgezeichnet. Mitten in der Nacht setzte sich der Schuttstrom Mitte Juni in Bewegung. Es habe so laut gerumpelt, dass das Getöse im ganzen Talkessel zu hören war, sagte Christian Gartmann, Sprecher der zuständigen Gemeinde Albula. Dort hörten es auch die meisten der rund 80 Einwohner. Über Webcams konnten sie beobachten, was mit ihrem Dorf passiert.

Der große Schuttstrom kam wenige Meter vor dem alten Schulhaus zum Halten. Vorher-Nachher-Bilder zeigen die massiven Veränderungen im Landschaftsbild. Am Vortag waren in dem Gebiet noch nackte Felsen, einzelne Brocken, helles und dunkles Gestein sowie darunter Wiese, Bäume und eine Holzhütte zu erkennen.

Klimawandel ist nicht Auslöser

Nach dem Abrutsch lag dies alles unter einem gigantischen grauen Schuttberg. Das Dorf sieht auf den Bildern im Vergleich dazu wie eine Miniaturanlage aus.

Brienz liegt im Kanton Graubünden rund 25 Kilometer Luftlinie südwestlich von Davos. Nach Angaben des Geologen Stefan Schneider donnerten zwei Drittel bis drei Viertel der geschätzten zwei Millionen absturzgefährdeten Felsmassen den Hang hinunter.

Anders als beim jüngsten Bergsturz in Tirol in Österreich ist in Brienz nicht der Klimawandel Auslöser. Er führt andernorts dazu, dass der Permafrost schmilzt, also das Eis, das Fels in großen Höhen wie Klebstoff zusammenhält.

In Tirol waren am 11. Juni rund 100 000 Kubikmeter abgestürzt. Hunderte Meter des Südgipfels des Fluchthorn-Massivs samt Gipfelkreuz brachen ab. Das Felsmaterial landete fernab von bewohnten Gebieten und gefährdete niemanden.

Der Berg oberhalb von Brienz ist nach Angaben von Experten aber seit Jahrtausenden in Bewegung. Die Rutschung hatte sich über Jahre beschleunigt. (dpa)

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