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Die Farben der trans Community.

© Imago/Addictive Stock

„Kein Mitleid, sondern Akzeptanz“: Das wünschen sich trans Personen zum Transgender Day of Visibility

An diesem Donnerstag ist der Transgender Day of Visibility, der die Kämpfe von trans Personen würdigt. Hier erzählen fünf Personen, was sie sich wünschen.

Der 31. März ist der Transgender Day of Visibility: Er würdigt seit dem Jahr 2009 den Kampf und Aktivismus von trans Personen für ein selbstbestimmtes Leben und mehr Akzeptanz in der Gesellschaft.

Ihre Leistungen und Beiträge zum gesellschaftlichen Leben werden gefeiert; gleichzeitig wird auf die Diskriminierung aufmerksam gemacht, die trans Personen immer noch erfahren. Der Queerspiegel hat fünf trans Personen nach ihren Wünschen zum Transgender Day of Visibility gefragt.

Linus Giese ist Buchhändler und Autor ("Ich bin Linus").
Linus Giese ist Buchhändler und Autor ("Ich bin Linus").

© Sophia Emmerich

Linus Giese, Buchhändler und Autor:
"Ich wünsche mir, dass wir am Trans Day of Visibility die Möglichkeit haben, uns selbst zu feiern und sichtbar zu sein. Doch Sichtbarkeit alleine genügt nicht, es braucht auch wirkliche Veränderungen: mein größter Wunsch ist die Abschaffung des Transsexuellengesetz und eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung."

Tessa Ganserer sitzt für die Grünen im Bundestag.
Tessa Ganserer sitzt für die Grünen im Bundestag.

© Imago Images

Tessa Ganserer, Bundestagsabgeordnete:
"Ich wünsche mir, dass alle trans* Personen diesen Transgender Day of Visibility in einem akzeptierenden Umfeld, einem Safe Space, begehen können. Dass sie an diesem Tag wenigstens für einen Augenblick all die negativen Erfahrungen abschütteln können. Denn nach wie vor ziehen sich Diskriminierungserfahrungen wie ein roter Faden durch alle Lebensbereiche von transgeschlechtlichen Menschen.

Ich wünsche mir, dass wir alle in Gemeinschaft mit anderen trans Personen Empowerment erleben, dass wir uns immun machen gegen den gesellschaftlichen Normierungsdruck, gegen all die Häme, den Spott und den Hass, der uns nach wie vor aus Teilen der Gesellschaft entgegen gebracht wird,  dass unsere seelischen Wunden, die uns dadurch zugefügt wurden, heilen können. Ich wünsche mir, dass wir uns von befreien vom Selbsthass und der internalisierten Transfeindlichkeit der Gesellschaft.

Ich wünsche uns Begegnungen mit anderen trans* Personen, die uns darin bestätigen, dass wir richtig sind, so wie wir sind, dass wir uns für unsere Narben und normabweichenden Körperlichkeiten nicht schämen müssen.

Ich wünsche mir, dass wir uns unserer eigenen Geschichte bewusst werden, dass wir niemals vergessen, welchen gesellschaftlichen Stigmata wir ausgesetzt waren, dass wir stolz sind auf unsere Vorkämpfer*innen, die für uns grundlegende Rechte unter mühsamen persönlichen Einsätzen erstritten haben, dass wir die Namen unserer Geschwister niemals vergessen, die jedes Jahr ermordet werden und denen wir im Herbst beim Transgender Day of Remembrance gedenken.

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Dass wir nichts unversucht lassen, um unsere Geschwister in anderen Ländern zu unterstützen. Dass wir genügend Kraft tanken für die übrigen 364 Tage in Jahr, an denen sich die Öffentlichkeit weit weniger für unsere Anliegen interessiert und wir dass alles bis zum Transgender Day of Visibility im nächsten Jahr tagtäglich aushalten müssen.

Von der weit überwiegenden Mehrheit der Gesellschaft von cisgeschlechtlichen Menschen wünsche ich mir kein Mitleid, sondern dass sie uns akzeptieren, unsere Geschlechtszugehörigkeit nicht in Frage oder gar in Abrede stellen und dass uns unsere grundgesetzlich geschützten Persönlichkeitsrechte nicht länger vorenthalten werden."

Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans* wünscht sich ein Selbstbestimmungsgesetz und eine besserer Gesundheitsversorgung.
Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans* wünscht sich ein Selbstbestimmungsgesetz und eine besserer Gesundheitsversorgung.

© Kalle Hümpfner; Webseite des Bundesverband Trans*

Kalle Hümpfner, Bundesverband Trans* e.V.:
"Der Trans* Day of Visibility ist ein Feiertag für die Trans*-Communities weltweit. An diesem Tag stehen die Lebensrealitäten und politischen Forderungen von trans* Personen im Mittelpunkt. Es ist noch einiges zu tun, bis trans* Person weltweit und in dieser Gesellschaft sicher, selbstbewusst und selbstbestimmt leben können.

Beim Bundesverband Trans* wünschen wir uns zum Trans* Day of Visibility daher, dass konkrete politische Projekte wie beispielsweise das Selbstbestimmungsgesetz, die Anerkennung von trans* und nicht-binären Eltern, die Verbesserung der Trans*gesundheitsversorgung und die Entschädigung von Menschenrechtsverletzungen aus den TSG-Verfahren angegangen werden.“

(Das angehängte Zeichen * an das Wort trans* fasst die verschiedenen trans*geschlechtlichen Selbstbezeichnungen und Konzepte zusammen und macht auf ihre Vielfalt aufmerksam. Statt transgender, transgeschlechtlich, transsexuell oder transident wird einfach „trans*“ geschrieben. - Anm. d. Red.)

Julia Monro ist Aktivistin für Menschenrechte und außerdem Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität.
Julia Monro ist Aktivistin für Menschenrechte und außerdem Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität.

© privat

Julia Monro, Aktivistin für Menschenrechte und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität
"Ich wünsche mir eine zeitnahe Umsetzung zur Abschaffung des unwürdigen Transsexuellengesetzes mit  Einführung eines modernen Selbstbestimmungsgesetzes. Ich wünsche mir außerdem mehr Sicherheit von staatlicher Seite für LSBTI Menschen und Einführung eines nationalen Aktionsplans gegen Homo- und Transfeindlichkeit."

Zi Faámelu ist eine ukrainische Sängerin, die nach Beginn des russischen Angriffskrieges nach Deutschland fliehen musste.
Zi Faámelu ist eine ukrainische Sängerin, die nach Beginn des russischen Angriffskrieges nach Deutschland fliehen musste.

© privat

Zi Faámelu, ukrainische Sängerin, ist nach Beginn des russischen Angriffskrieges nach Deutschland geflohen
"Sichtbarkeit. Gleichheit. Die Freiheit, ich zu sein. Dafür habe ich mein ganzes Leben lang gekämpft. Gesehen, respektiert und geschätzt zu werden. Ich bin ich, und ich kann niemand anderes sein. Mein Weg ist mein Geschenk, nicht meine Strafe, ganz gleich, wie viele Herausforderungen ich auf dem Weg dorthin bewältigen muss.

In meinen 31 Jahren habe ich nie aufgehört, gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung zu kämpfen. Und selbst in den gefährlichsten und dunkelsten Momenten meines Lebens bin ich mir immer treu geblieben.

Ich tue das nicht für mein Ego, ich habe keine versteckte Agenda. Ich möchte einfach nur glücklich und sicher sein, so wie jeder. Das ist alles, so einfach wie es sein kann. Ich will einfach nur meine Rechte als Mensch haben. Weil ich sie verdiene. Weil Trans-Rechte Menschenrechte sind. Und ich werde laut und stolz schreien, bis ich eine echte Veränderung sehe."

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