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"Witzischkeit kennt keine Grenzen". Hape Kerkeling als Königin Beatrix.

© dpa/p-a

Queer weiß das (24): Haben Homos Humor?

Die Kolumne im Queerspiegel: Heteros fragen, Homos antworten. Heute mit einer Frage zu Humor und Homosexualität.

Wenn Heteros Witze über Homos machen, findet Ihr das wahrscheinlich nicht so lustig. Aber untereinander reißt Ihr bestimmt ständig Homowitze, oder? Jens, Kreuzberg

"Eine Lesbe kommt zum Papst…“, „Treffen sich zwei Schwule…“ – solche Witze erzählt man in der Homoszene selten oder nie. Trotzdem sind Homosexuelle sehr humorbegabt. Zu ihnen gehören Komiker_innen wie Hella von Sinnen, Hape Kerkeling, der US-Star Ellen DeGeneres oder die Kabarettistin Maren Kroymann. Überhaupt gehört Humor fest zur Homokultur. Dort äußert er sich vor allem in Ironie oder Selbstironie.

Homos werden von den Drag Queens keineswegs verschont

Vorneweg stolzieren dabei Drag Queens. Indem sie übertriebene Weiblichkeit zur Schau stellen, persiflieren sie Geschlechterrollen. Vor allem zeichnen sie sich aber trotz ihres Charmes durch eine gefährlich scharfe Zunge und extreme Schlagfertigkeit aus. Vielleicht sind sie so eloquent, weil sie gelernt haben, homophobe Anfeindungen verbal zu parieren. Homos sind von ihrem bissigen Witz keineswegs verschont: „Schlachteplatte“ heißt die Klatschkolumne, in der Jurassica Parka im queeren Magazin „Siegessäule“ über die Szene herzieht.

Homosexueller Humor kann sich durchaus auch an ein heterosexuelles Publikum richten, so Ades Zabel mit ihrer aktuellen Show „Die wilden Weiber von Neukölln“ und Sigrid Grajek, wenn sie in der Rolle der Coco Lorès amüsant über Zeitgeistiges spricht oder die große lesbische – und ebenfalls mit komischem Talent begabte – Chansonette Claire Waldoff interpretiert.

Legendär: Die Coming-Out-Folgen von "Ellen"

Homos genießen besonders Scherze über Eigenheiten ihrer Lebenswelt. Legendär sind die 20 Jahre alten Coming-Out-Folgen von Ellen DeGeneres’ Sitcom „Ellen“ (noch zu sehen auf YouTube). Herrlich, wie die Eltern der Hauptfigur üben, den Satz auszusprechen: „Meine Tochter ist lesbisch.“ Auch die US-Serie „The L-Word“ amüsierte Lesben mit Insiderscherzen. So arbeitet eine der Figuren, Alice, an einem Schaubild, das alle Verbindungen zwischen den ihr bekannten Lesben aufschlüsselt: Jede kennt eine, die eine kennt. Die lesbische Zuschauerin findet das lustig, denn aufgespießt wird die unter Lesben verbreitete Angst, jede neue lesbische Bekanntschaft könnte wegen der Überschaubarkeit der Szene Berührungspunkte mit anderen Lesben aus dem Bekanntenkreis haben.

Homos lachen also viel über sich selbst. Nicht lachen sollten sie aber über Witze, die abwertende Klischees über Homos transportieren – selbst wenn ein Homo sie verbreitet. Heteros sollten sich ohnehin beim Scherzen über Homos zurückhalten. Wer aus einer Machtposition über gesellschaftlich Marginalisierte lacht, hat keinen Humor.

Folge 23: Was haben Lesben gegen Trans-Männer?

Folge 22: Wonach sucht ihr eure Partner aus?

Folge 21: Warum müsst ihr mitteilen, homosexuell zu sein?

Folge 20: Ist Homosexualität angeboren?

Folge 19: Warum ordnen sich Homosexuelle selber in Schubladen ein?

Folge 18: Warum seid ihr Schwulen immer so tuckig?

Folge 17: Wozu braucht man immer noch den CSD?

Folge 16: Was bedeutet Pinkwashing?

Dieser Text erschien zunächst in der gedruckten Samstagsbeilage Mehr Berlin.

Haben Sie auch eine Frage an die Tagesspiegel-Homos? Dann schreiben Sie an: queer@tagesspiegel.de!

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