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Ein Arzt nimmt in der Berliner Aids-Hilfe für eine Untersuchung eines HIV-Tests eine Spritze für die Blutabnahme aus einer Schublade.

© dpa/Sebastian Gollnow

HIV-Prophylaxe Lenacapavir: 28.000 Dollar für zwei Spritzen

Das Medikament kann sowohl für die Behandlung von HIV-Infektionen als auch zur Prophylaxe eingesetzt werden. Doch der hohe Preis von Lenacapavir verhindert, dass es global effizient eingesetzt werden kann.

Stand:

Gerade mit Blick auf den 1. Dezember, dem Welt-Aids Tag, war es eine gute Nachricht, dass kürzlich die ersten Dosen der HIV-Prophylaxe Lenacapavir nach Eswatini und Zimbabwe geliefert wurden. An zwei Millionen Menschen soll ein US-Programm bis 2028 Lenacapavir zu einem Preis von 32 US-Dollar pro Dosis liefern – mit dem Ziel, die globalen HIV-Infektionen um 90 Prozent zu senken.

Nur ist das mit dem US-Programm kaum zu erreichen. Laut einer Schätzung von UNAIDS, müsste das Medikament mindestens 20 Millionen Menschen aus allen Hochrisikogruppen prophylaktisch zur Verfügung gestellt werden, um signifikant zum Ziel beizusteuern, Aids bis 2030 zu überwinden.

Worum handelt es sich bei Lenacapavir? Das Medikament ist sowohl für die Behandlung von HIV-Infektionen als auch zur HIV-Prophylaxe zugelassen. Für letzteres reichen zwei Spritzen im Jahr. Eines der Hauptprobleme ist der horrende Preis von über 28.000 Dollar, den der US-Pharmakonzern Gilead für das Medikament verlangt.

Als Generikum wäre für Lenacapavir bei einer Produktion von zehn Millionen Dosen pro Jahr ein Marktpreis von gerade einmal 25 US-Dollar, also ein Promille des derzeitigen Preises, möglich und das Medikament dennoch profitabel, wie eine Studie kürzlich errechnete.

Zwar hat Gilead sechs freiwillige Lizenzen an Generika-Hersteller vergeben, laut UNAIDS sei das jedoch nicht ausreichend. Inzwischen wurden Partnerschaften verschiedener Stiftungen angekündigt, um ab 2027 mehrere Millionen Dosen Lenacapavir für Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen produzieren zu können. Jedoch belasten die Kürzungen der US-Regierung bei der globalen HIV-Prävention den Kampf gegen HIV und Aids weiterhin.

In Europa und Deutschland ist Lenacapavir zwar zugelassen, aber nicht auf dem Markt. Das liegt vor allem am niedrigen Preis, den der Hersteller Gilead hierzulande erwartet, weil sich der Preis in Deutschland an vergleichbaren Therapien wie der PrEP orientieren muss. Für die PrEP liegt der Preis bei derzeit circa 600 bis 850 Euro pro Person und Jahr.

Auch Jacques Kohl, Leiter von Checkpoint BLN, blickt besorgt auf die US-Kürzungen. Corona habe gezeigt, dass das Infektionsgeschehen global gedacht werden müsse. „Das ist ein Problem, vor dem Deutschland nicht die Augen verschließen kann.“

Und wie sieht es in Berlin aus? Schon jetzt muss der Checkpoint BLN Menschen abweisen, die sich testen lassen wollen. Ob die geplanten Kürzungen der Gesundheitsverwaltung bei der HIV-Prävention wirklich vom Tisch seien, sehe man erst, wenn das Abgeordnetenhaus den Haushalt verabschiedet, sagt Kohl. Auch wenn aus der Politik positive Signale kämen, bleibe für den Checkpoint BLN derzeit immer noch eine gewisse Planungsunsicherheit.

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