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Trauer um die Opfer in Colorado.

© AFP / JASON CONNOLLY

Update

Nach Attentat auf LGBTQ-Nachtclub: Polizei korrigiert Anzahl der Verletzten

Bei der Attacke auf einen queeren Club in Colorado wurden fünf Menschen getötet. Die Ermittler gehen von einem Hassverbrechen aus. Der Täter schweigt.

| Update:

Nach den tödlichen Schüssen in einem bei der queeren Community populären Nachtclub im US-Bundesstaat Colorado haben die Ermittler die Zahl der Verletzten korrigiert. Insgesamt seien 18 Menschen verletzt worden, davon 17 durch Schüsse, teilte die Polizei von Colorado Springs am Montag (Ortszeit) mit.

Ein weiteres „Opfer“ habe keine sichtbaren Verletzungen davongetragen. Die Polizei hatte anfangs von 18 Verletzten gesprochen, später dann von 25. Die Zahlen könnten sich auch nochmals ändern, sagte eine Sprecherin.

Die Polizei veröffentlichte am Montag auch die Namen der fünf Todesopfer der Attacke. Sie waren in der Nacht zu Sonntag in dem Club getötet worden, als ein Mann dort um sich schoss. Der mutmaßliche Schütze wurde am Tatort festgenommen, ebenfalls verletzt. Er sei weiter im Krankenhaus und habe bisher nicht mit den Ermittlern gesprochen, teilte die Polizei am Montag mit.

Nach Überzeugung der Polizei hatte der 22-jährige Mann den Club mit einem Sturmgewehr und einer Handfeuerwaffe betreten und sofort das Feuer eröffnet. Er habe dabei kein Wort gesagt.

Ein Gast konnte dem Täter die Waffe entreißen

Zwei Anwesende im Club seien eingeschritten und hätten den Angreifer gestoppt, darunter ein Mann namens Richard Fierro. Zu dem genauen Ablauf äußerte sich die Polizei zunächst nicht. Fierro sagte der „Washington Post“, er sei Ex-Soldat, habe den Angreifer von hinten gepackt, zu Boden gerissen, ihm die Handfeuerwaffe abgenommen und damit auf ihn eingeschlagen.

„Er hat Dutzende und Aberdutzende Leben gerettet“, betonte einer der Club-Besitzer, Matthew Haynes, bei einer kurzfristig angesetzten Trauerveranstaltung. Der Angriff sei dadurch nach rund einer Minute vorbei gewesen, sagte Polizeichef Adrian Vasquez am Sonntag der „New York Times“.

Polizei- und Rettungswagen fahren am Samstagabend zu dem Nachtclub in Colorado Springs.
Polizei- und Rettungswagen fahren am Samstagabend zu dem Nachtclub in Colorado Springs.

© Foto: REUTERS/ TWITTER @TREYRUFFY

Der zuständige Bezirksstaatsanwalt Michael Allen betonte, es seien noch keine finalen Anklagepunkte gegen den Verdächtigen bei Gericht vorgebracht worden. Das stehe noch aus. Er stimmte die Öffentlichkeit auf längere Ermittlungen ein. Keine Angaben machte Allen dazu, ob der Verdächtige inzwischen mit der Polizei gesprochen habe.

Ermittler gehen von Hassverbrechen aus

Offizielle Angaben zum Motiv des mutmaßlichen Täters gab es zunächst nicht. Der Generalstaatsanwalt des US-Bundesstaates Colorado, Phil Weiser, hatte allerdings gesagt, er halte ein anderes Motiv als Hass für schwer vorstellbar.

Die Attacke ereignete sich in der Nacht zum Transgender Day of Remembrance, einem Gedenktag für die Opfer von Transfeindlichkeit. In dem Lokal mit dem Namen Club Q sei für die Nacht eine trans Party mit Drag-Show angesetzt gewesen, berichtete der Lokalradiosender KRDO. Laut Vasquez hatte es keine früheren Drohungen gegen den Club gegeben.

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Nachdem die Polizei den Namen des Angreifers veröffentlichte, wurde bekannt, dass er laut Behördenunterlagen im vergangenen Jahr einen Polizeieinsatz durch eine Bombendrohung gegen seine Mutter ausgelöst hatte. Zunächst blieb unklar, was aus den damaligen Ermittlungen gegen ihn wurde und wie er an seine Waffen kam.

Der Club rief auf seiner Facebook-Seite zum Sammeln von Spenden für die Opfer auf. In Interviews mit Lokalsendern bezeichneten Gäste das Lokal als einzigen Club seiner Art in Colorado Springs, der für sie ein „sicherer Hafen“ gewesen sei, in dem sie sie selbst sein konnten. Den Besitzern zufolge war es – möglicherweise wegen des kalten Wetters – nicht ganz so voll wie sonst an einem Samstagabend.

Der Lokalradiosender KRDO sprach von einem der größten Polizeieinsätze in der Geschichte von Colorado Springs. Die Polizei betonte, nachdem der erste Anruf drei Minuten vor Mitternacht eingegangen sei, habe man bereits um 00.02 Uhr den Verdächtigen in Gewahrsam genommen.

US-Präsident Joe Biden sprach den Opfern und Angehörigen sein Mitgefühl aus. Er betonte, dass die Schwulen-, Lesben- und Trans-Gemeinschaft in Amerika in den vergangenen Jahren „schreckliche Gewalt“ erlebt habe. „Wir dürfen Hass nicht tolerieren“, schrieb Biden in einer Stellungnahme und bekräftigte seine Forderung nach einer Verschärfung der Waffengesetze.

2016 hatte ein Bewaffneter in Orlando im Bundesstaat Florida in einem Nachtclub für die LGBTQ+-Szene 49 Menschen getötet, bevor er selbst von der Polizei erschossen worden war. (dpa, Reuters)

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