
© Lukas Schulze/dpa
Shirt mit der Aufschrift „Allah ist lesbisch“ getragen: Marokkanische Feministin wegen Blasphemie-Vorwurfs festgenommen
In einem Online-Beitrag kritisierte die marokkanische Aktivistin Ibtissam Lachgar den Islam heftig. Nun wird ihr Gotteslästerung vorgeworfen. Der 50-Jährigen drohen drastische Strafen.
Stand:
Eine feministische Aktivistin ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Marokko wegen des Vorwurfs der Blasphemie festgenommen worden.
Ibtissam Lachgar habe in Onlinediensten „beleidigende Äußerungen gegen Gott“ verbreitet, erklärte die Staatsanwaltschaft am Gericht der marokkanischen Hauptstadt Rabat. Weil sie „die islamische Religion beleidigt“ habe, sei eine Untersuchung „gemäß dem Gesetz“ eingeleitet und ihre Festnahme angeordnet worden.
Lachgar hatte Ende Juli ein Foto in Onlinediensten veröffentlicht, auf dem sie ein T-Shirt mit der Aufschrift „Allah ist lesbisch“ trug. Der Islam sei „wie jede religiöse Ideologie“ faschistisch und frauenfeindlich, schrieb Lachgar dazu. Der Beitrag löste heftige Reaktionen in Onlinediensten aus.
Die 50-Jährige ist als Verfechterin von LGBTQ-Rechten bekannt. Die englische Abkürzung LGBTQ steht für Lesben, Schwule, bisexuelle, transgeschlechtliche und queere Menschen.
Bei Facebook berichtete Lachgar, dass sie seit Tagen „tausende Vergewaltigungsaufrufe, Morddrohungen und Aufrufe zur Steinigung“ erhalte – weil sie ein T-Shirt mit einem „bekannten (verfälschten) feministischen Slogan“ getragen habe. Einige Internetnutzer forderten demnach zudem ihre Verhaftung.
Die Dauer einer Untersuchungshaft in Marokko beträgt bis zu 48 Stunden. Im Anschluss wird die Staatsanwaltschaft über die weitere Strafverfolgung von Lachgar entscheiden.
Auf den Vorwurf der Religionsbeleidigung kann laut dem marokkanischen Strafgesetzbuch eine Haftstrafe von sechs Monaten bis zu zwei Jahren verhängt werden. Zudem droht eine Geldstrafe von 20.000 bis 200.000 Dirham (rund 2000 bis 20.000 Euro).
Erfolgt die „Beleidigung“ im öffentlichen Raum, wozu laut Strafgesetzbuch auch elektronische Verbreitungswege zählen, drohen bis zu fünf Jahre Haft. (AFP)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: