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In Grootbos blicken die Gäste hinunter auf die Walker Bay.

© Grootbos Reserve

Besondere Hoteltipps rund um Kapstadt: Zwischen Blumenmeer und Affenhorde

Ein endloser Ozean trifft auf monumentale Felsen, fruchtbare Ebenen wechseln sich mit kargen Plateaus ab. In diesen besonderen Unterkünften gibt die Landschaft den Ton an.

Stand:

Das Westkap rund um die südafrikanische Metropole Kapstadt gehört zu den beliebtesten Fernreisezielen deutscher Touristen. Das milde Klima, der günstige Wechselkurs und die hochentwickelte Infrastruktur erleichtern ihnen den Urlaub. Außerdem zählt die Region zu den kulinarischen Hotspots des Kontinents. Die Ferien zu genießen, das geht in den nachfolgenden Hotels noch einfacher.

1 Sattes Grün und dunkles Blau

Rund um Kapstadt hat der Mensch die Natur gestutzt und gezähmt. Weinhänge oder Gärten flankieren die Straßen Richtung Walker Bay. Hunde bewachen Eigenheime und schlagen Alarm, wenn sich eine Pavianhorde dem Grundstück nähert.

Der afrikanische Busch scheint östlich der Metropole weit weg, doch nach zwei Stunden Autofahrt hat er ein neues Zuhause gefunden. Das Grootbos Nature Reserve hat dem Fymbos, der einzigartigen Vegetation rund ums Kap, ein Schutzgebiet eingeräumt, in dem Hotelgäste jeden Tag auf Blumensafari gehen können.

Nur 27 Zimmer stehen in Grootbos Gästen zur Verfügung, aufgeteilt in zwei Unterkunftsbereiche: Garden und Forest Lodge. Der Andrang auf das 2500 Hektar große Areal ist also überschaubar. Um das Einsamkeitsgefühl noch zu erhöhen, hat Gründer Michael Lutzeyer die Lodges weit voneinander entfernt an die Berge bauen lassen, beide in einzigartiger Umgebung.

Jeden Tag bietet das Resort Blumensafaris mit dem Jeep an.

© Grootbos Reserve

Die Forest Lodge versteckt sich in einem Wald mit krumm wachsenden Milkwood-Bäumen, die Garden Lodge liegt in einem von Landschaftsarchitekten entworfenen Hain mit Parkcharakter. In beiden Teilen des Hotels schauen die Gäste von deckenhohen Fenstern hinunter auf den weißen Sandstrand der Bucht. Wer zwischen August und November eincheckt, kann aus der frei stehenden Badewanne heraus die prustenden Buckelwale im Ozean entdecken.

Die Liebe zu den Blumen hat Lutzeyer von seinem Vater übernommen, einem passionierten Hobby-Botaniker. Auf sogenannten Flower-Safaris erfahren die Gäste, welche Pflanzen den feinen Busch, so die Übersetzung aus dem Holländischen, derart einzigartig machen. Und wie der Roiboos-Tee von hier seinen Siegeszug durch die Welt angetreten hat.

Auszeit mit Panoramablick.

© Grootbos Reserve

Frisch eröffnet hat vor einigen Monaten das Florilegium, eine Galerie, die nur der Flora gewidmet ist. Verschiedene Künstler haben die Blumen, Sträucher und Gräser detailgetreu nachgezeichnet, eine faszinierende Sammlung filigraner Kunstwerke. Nachdrucke können Besucher im eigenen Shop erwerben und mit nach Hause nehmen.  

2 Die Gischt vor der Terrasse

Auf der anderen Seite der sichelförmigen Walker Bay, etwa 30 Minuten mit dem Auto entfernt, liegt der Küstenort Hermanus. Der Ozean klatscht an die Klippen, auf denen opulente Ferienhäuser sich mit schicken Restaurants abwechseln. Hermanus scheint ein wenig das Sylt des Westkaps zu sein: reich, zurückhaltend und elegant den Elementen trotzend.

Steht auf der Klippe: das Birkenhead House in Hermanus.

© Birkenhead House

Im Ortsteil Voelklip hat eine Unternehmerfamilie ihr Strandhaus um ein weiteres Gebäude samt Innenhof erweitert und darin das Birkenhead House eröffnet. Die Lage ist spektakulär: Von der Strandpromenade aus haben Spaziergänger das Gefühl, das Hotel schiebt sich gleich über die Klippe. Elf Zimmer hat das Haus, jedes von Besitzerin Liz Biden selbst eingerichtet. Ihre Möbelauswahl spiegelt einen irre-eklektischen Geschmack wider: Hölzerne Kolonialsekretäre stehen neben massiven Betten, knallrote Stoffbezüge behaupten sich vor taubenblauen Sesseln, und gelegentlich fördern Tierfellimitationen das Afrika-Feeling.

Bei gutem Wetter strahlt die Sonne durch das Anwesen – von der Veranda am Meer, wo ein Mini-Pool wartet, durch den Salon mitsamt Restaurant, bis hin zum offenen Hof, in dem sich Reisende um ein größeres Schwimmbecken scharen. Die große Auswahl an Hausweinen erspart den Gästen das lästige Ausspähen des Preises, nur wenige Vintage-Tropfen oder hochprozentige Alkoholika müssen gesondert bezahlt werden.

Offenes Konzept: die Ozean-Lounge des Hotels.

© Birkenhead House

Unterhalb der Residenz führt ein Wanderweg am Ufer bis zum Zentrum von Hermanus. Ein knapp sieben Kilometer langer Erlebnispfad, an dem die Kraft des Ozeans dominiert. Meterhohe Wellen rasen auf die Küste zu, krachend ergießen sie sich über den Sand. Müde Geister holt das Birkenhead House mit einem kostenlosen Shuttle wieder aus dem Ort ab.

3 Zwischen Enten und Reben in den Winelands schlafen

Tradition und Neuanfang – das Vergenoegd Löw Estate zwischen den Kapstädter Filmstudios und der Universitätsstadt Stellenbosch versucht, das holländische Erbe mit moderner Gastfreundschaft zu verbinden. Bereits seit 1696 produziert das heutige Weingut landwirtschaftliche Produkte, das weiß gekalkte Gutshaus steht unter Denkmalschutz, und im vergangenen Jahr eröffnete auf dem Gelände ein Bungalowdorf mit 15 Zimmern.

Das Gutshaus in Vergenoegd steht unter Denkmalschutz.

© Vergenoegd Löw Estate

Jeder Besucher staunt bei der Ankunft über den zentralen Komplex aus dem 18. Jahrhundert, über die mächtigen Mittelgiebel mit Strohdach, die dicken Mauern, zierlichen Flügelfenster, die flaschengrün gestrichenen Rahmen und die dunklen Holzbalken im Innern. Draußen schnattern die gutseigenen Enten, drinnen konservieren Gemälde und Möbel aus den vergangenen Jahrhunderten die Geschichte – und Reisende lehnen sich zu Verkostungen zurück, um die teils prämierten Chenins oder Merlots zu probieren. 

Am Nachmittag lohnt ein Besuch im nahe gelegenen Stellenbosch. Auf einem Spaziergang lässt sich das intakte Zentrum sehr leicht ablaufen. Auch hier stehen weiße, holländisch geprägte Bauten am Straßenrand, im Museum können Besucher in ein Originalhaus aus dem 18. Jahrhundert hineingehen und die Enge der Existenz nachempfinden. Boutiquen, Cafés und Restaurants in den hübschen Seitenstraßen befriedigen profane moderne Gelüste.     

Faulenzen in den neuen Bungalows des Vergenoegd Löw Estate.

© Vergenoegd Löw Estate

Viele Gäste bleiben am Abend in der Stadt, um sich von der Genusskultur vor Ort zu überzeugen, beim Dinner die Weine der Region und das exzellente Essen auszuprobieren – beispielsweise im Restaurant Eike (südafrikanische Tasting-Menüs) oder bei De Vier (elegante Bistroküche). Wer keine Lust auf andere Menschen hat, zieht sich auf die Terrasse seines Bungalows zurück und schaut mit einem Glas Pinotage in den Sternenhimmel über dem Vergenoegd Estate.  

4 Wo Zebras durch die Cederberg Mountains laufen

Viel weiter weg von der Millionenstadt als in diesem Berg-Resort kann man sich nicht fühlen. Knapp dreieinhalb Stunden Autofahrt entfernt befindet sich Bushman’s Kloof, eine versteckte Hotelanlage in einem Tal, eingeklemmt auf einem Plateau zwischen rot-verwitterten Kalksteinfelsen.

Unter diesem Baumriesen speisen Gäste in Bushman’s Kloof.

© Bushmans Kloof

Das Privatreservat ist 7500 Hektar groß, eine der Natur wieder zugeführte Landschaft knapp sechs Mal so opulent wie Kreuzberg. Bergzebras, Kuhantilopen, Springböcke, Strauße und Elenantilopen leben auf dem Gelände, seltene Kap-Leoparden streifen gelegentlich durchs Revier. Auf den nachmittäglich stattfindenden Ausfahrten werden Gäste keine Chance haben, sie zu sehen. Die Raubkatzen haben sich in die unzugänglichen Felslandschaften am Rande des Reservats zurückgezogen.

Friedvoll liegt das Hotel im Zentrum der spektakulären Bergkulisse, knapp sieben Kilometer Schotterpiste hinter dem Eingangstor versteckt. 1992 haben die Besitzer fünf Farmen aufgekauft, sie zusammengelegt und aus dem Gutshaus plus einigen Scheunen ein bukolisches Dorf mit luxuriösen Unterkünften geschaffen. 16 Zimmer stehen Reisenden zur Verfügung, allesamt weißgetüncht, mit traditionellen Reetdächern und gepflegten Gärten ausgestattet.

Von der Terrasse verweilt der Blick auf kleinen Naturpools, dahinter fließt ein Bach über nackten Stein, auf der gegenüberliegenden Uferseite hüpfen kaninchengroße Klippspringer über die Felsen – und manchmal kommt eine Pavianherde zu Besuch. Dann heißt es: die Türen gut verschließen. Die Affen kennen inzwischen fast jeden Trick, wie sie in die Bungalows gelangen.

Die alten Felsenmalereien gehören zu den Highlights jedes Besuchs.

© Bushmans Kloof

Jeden Tag bietet Bushman’s Kloof zwei Ausfahrten an: nach der Ankunft eine Mini-Safari zur Tierwelt und morgens eine Erkundungstour zu den Felsenmalereien aus der Steinzeit, die mit rotem Lehm auf helle Felsen gezeichnet wurden. Sie sind tausendjährige Zeugen von Elefantenjagd und Initiationsriten, wertvolle Artefakte aus einer Zeit vor Hieroglyphen oder Buchstaben.

5 Entspannung im Betondschungel

Nach zehn Monaten Umbauzeit hat vor Kurzem das renommierte Cape Grace in Kapstadt wieder seine Türen für Reisende geöffnet. Das Hotel befindet sich am neuralgischen Punkt jedes touristischen Pflichtprogramms: zwischen Waterfront-Shoppingzentrum und City Bowl, dem historischen Kern der Hafenstadt.

Vor 200 Jahren schwappten an derselben Stelle noch Wellen über den Meeresgrund, bis die Briten begannen, Erde aufzuschütten und Docks anzulegen. Im Zuge der Apartheid-Boykotte verlor der Hafen an Bedeutung, viele Flächen lagen brach, und 1990 entschloss sich die Stadt, das verwaiste Grundstück mit einem ehrgeizigen Entwicklungsprojekt zu erschließen. Schicke Geschäfte, Restaurants und Hotels sollten her, wo früher Kohle, Wein und Stahl umgeschlagen wurden.

Sechs Jahre später erfolgte die Eröffnung des Cape Grace. Der rostrote Bau mit neohistorischer Fassade erinnert vage an ein Schiff. Vorne am Bug befindet sich der halbrunde Swimmingpool, über dessen Becken eine Videoleinwand hängt. Als sich vergangenes Jahr ein Wal in das ehemalige Hafenbecken verirrte, verfolgten die Gäste das Spektakel von Poolliegen aus. Es war vermutlich ein guter Tag für die Bar, die rechts neben dem Schwimmbecken Cocktails serviert.

Wie ein Schiff im Hafen: das Cape Grace.

© Cape Grace Hotel

Lange Gänge führen von einem zum anderen Ende des Gebäudes, links und rechts gehen auf vier Etagen 112 Zimmer und Suiten ab. Entweder schauen die Gäste auf das beeindruckende Massiv des Tafelbergs oder die moderne Architektur der ehemaligen Hafenanlagen: Im alten Silo gegenüber ist das Kunstmuseum Zeitz Mocaa eingezogen, drumherum protzen Büro- wie Apartmentgebäude mit Glasfronten – und zwischen den Gebäuden winken die Lastenkräne des neuen Containerterminals.

Im Erdgeschoss flutet die Sonne die Räume, man schaut verträumt auf das Wasser drumherum, und es wäre wirklich kein Wunder, wenn sich das Hotel nun schnaufend in Bewegung setzen würde, raus auf den Atlantik.

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