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Scooter-Kinofilm „FCK 2020“: Dadaismus auf 180 bpm
Private Einblicke, H.P. Baxxter mit langen Haaren und eine Mutter mit markigen Sprüchen: Die unterhaltsame Homestory über die Band Scooter startet in den Kinos.
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Ob Scooter mehr den Sound der Fahrgeschäfte auf der Kirmes geprägt haben oder der Autoscooter auf dem Rummel die Musik, ist inzwischen gar nicht mehr so einfach zu sagen. Mit international mehr als 30 Millionen verkauften Tonträgern ist die selbsternannte „Kirmestechno“-Band seit drei Jahrzehnten eine der erfolgreichsten Musikgruppen weltweit. Pünktlich zum 30. Geburtstag startete nun am Donnerstag der Film „FCK 2020 – Zweieinhalb Jahre mit Scooter“ in den Kinos.
Zweieinhalb Jahre hat die Regisseurin Cordula Kablitz-Post Scooter seit 2020 begleitet und dabei ausnahmsweise auch Einblicke in das Privatleben der Band um den Frontmann H. P. Baxxter eingefangen. Der Titel spielt dabei auf das Coronajahr 2020 und einen gleichnamigen Song der Gruppe an, die durch ihre Liveauftritte und Bühnenshows bekannt ist und in normalen Zeiten eigentlich permanent durch die Welt tourt.
Trotz der Einschränkungen will Baxxter eigentlich nicht klagen und tut es dann trotzdem ein wenig. Ohnehin hat die Band sich mit politischen Aussagen nie weit vorgewagt, was bei Songzeilen wie „Fun is my religion“ wenig verwundert. Eher am Rande geht es in dem insgesamt unterhaltsamen Film um Corona und die Auswirkungen auf die Künstler.
Im Fokus steht die Bandgeschichte, das Privatleben insbesondere des Frontmans und die Frage, wie man nach mehr als 30 Jahren (H.P. Baxxter ist inzwischen 58 Jahre alt) immer noch so viel Bock auf Party haben kann. Hans Peter Geerdes, wie der Sänger und Chef von Scooter H.P. Baxxter mit bürgerlichem Namen heißt, macht die Zeit im Lockdown anscheinend eher nostalgisch.
Im Film erzählt er jedenfalls ausgiebig von den Achtzigerjahren, als er lange Haare trug und sich als New-Wave-Musiker versuchte – und von den Neunzigern, als die Gruppe mit auf Kommerz getrimmtem Techno erfolgreich wurde. Damals wurde die Gruppe belächelt und zum Teil sogar angefeindet. In „FCK 2020“ wird deutlich, dass Scooter, damals noch in anderer Zusammensetzung, zwar absolut Techno-begeistert waren, aber vor allem eben Musik machen wollten, die sich verkauft.
H.P. Baxxter erzählt vom Krieg
Herausgekommen ist im Grunde fast schon ein eigenes Genre – weder Trance, noch Jumpstyle, noch Gabber oder Hardstyle, sondern eine Mischung aus allem, die sich durch simple Melodien und zum Teil nervtötend einprägsame Refrains („Hyper, Hyper“) auszeichnet.
Chronologisch führt Kablitz-Post durch das Leben von Baxxter, der sich als erstaunlich offener Gesprächspartner zeigt. Dazu werden passende Bilder und Videos gezeigt, die Mama Geerdes als H.P. Baxxters größter Fan in ihrem Wohnzimmer in der ostfriesischen Kleinstadt Leer abspielt. Früher hätte sie dem Teenager Hans Peter aber gern ein Brett über den Kopf gezogen, erzählt sie mit stark rollendem „R“ - und man ist bereit, es ihr zu glauben.
Manch einer hat es sich wahrscheinlich schon gedacht: Songzeilen wie „Respect to the man in the ice cream van“ und „Siberia, the place to be. The K, the L, the F and the ology“ sind inhaltlich nicht ganz ernst zu nehmen. Wer nach einer tieferen Bedeutung suche, gehe fehl, meint Baxxter im Film. Der Gesang sei eher eine lautmalerische Begleitung zum Beat der Musik. Die Zeilen sollen tiefgründig klingen, in Wirklichkeit seien sie aber eher wirr-bizarre dadaistische Gedichte, erklärt Baxxter.
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