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Kinderarmut als Langzeitskandal müsse endlich angepackt werden, fordern Armutsforscher.

© Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

„Selbst in der gesellschaftlichen Mitte“: Forscher warnen vor verborgener Kinderarmut

Energie und Lebensmittel werden teurer. Armutsforschern zufolge könnte sich dadurch die Lage in vielen Familien dramatisch zuspitzen.

Angesichts steigender Preise für Energie und Lebensmittel warnen die Armutsforscher Carolin und Christoph Butterwegge vor dramatischen Folgen für Kinder.

„Die momentanen Preissteigerungen bei den Lebensmitteln und der Haushaltsenergie dürften dazu führen, dass sich die Lage auch für bislang nicht oder kaum betroffene Familien aus der unteren Mittelschicht zuspitzt“, sagte die Kölner Soziologin Carolin Butterwegge dem Evangelischen Pressedienst.

Über diesen Trend werde viel zu wenig geredet und dagegen kaum etwas unternommen. Obwohl die Auswirkungen der Krise auf viele Haushalte massiv seien, schlage sich das nicht unbedingt in Zahlen nieder, sagte der Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge.

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Für Statistiker sei das Einkommen maßgeblich, an dem sich im Gegensatz zu den Ausgaben nichts ändere. Somit entstehe eine sogenannte verborgene Armut, Familien müssten aufgrund ihrer Gasrechnung beispielsweise beim Essen sparen oder auf den jährlichen Urlaub verzichten. „Diese neue Form der Armut findet sich möglicherweise bald selbst in der gesellschaftlichen Mitte.“

Die Entscheidungsträger müssen erkennen, dass Kinderarmut als Langzeitskandal endlich angepackt werden muss.

Armutsforscher Christoph Butterwegge

Schon Ende 2021 habe die Zahl der armutsgefährdeten Kinder 2,9 Millionen und damit einen Rekord erreicht, sagte Christoph Butterwegge. Durch die Pandemie habe die Kinderarmut einen weiteren Schub erhalten und werde aufgrund der Energiepreise und der Inflation vermutlich noch zunehmen.

Die beiden Armutsforscher übten scharfe Kritik an den Entlastungspaketen der Bundesregierung. „Teilweise verschärfen sie die soziale Ungleichheit sogar noch, weil die Bezieher höherer Einkommen stärker entlastet werden als die Bezieher niedriger Einkommen“, erklärte Carolin Butterwegge.

Sie forderten eine bessere und gebührenfreie soziale Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur, um Familien nicht noch weiter in finanzielle Notlagen zu bringen.

Neben der Familienförderung durch einen steigenden Mindestlohn brauche es höhere Transferleistungen und höhere Regelbedarfe, sagte Christoph Butterwegge: „Die Entscheidungsträger müssen erkennen, dass Kinderarmut als Langzeitskandal endlich angepackt werden muss.“ (epd)

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