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Precht mal drei

© Bearbeitung: Tagesspiegel/imago/Dwi Anoraganingrum (3)

Tagesspiegel Plus

Selbstgefälliger Welterklärer: Warum hören wir Richard David Precht überhaupt noch zu?

Richard David Precht fällt immer wieder mit kruden Behauptungen auf. Trotzdem gilt er vielen als intellektuelle Autorität. Das sagt mehr über die Gesellschaft aus als über ihn.

Ein Essay von Hannes Soltau

Früher war der Welterklärer nicht gerade ein Inbegriff von Attraktivität. Man denke an den zerbrechlichen Körperbau Immanuel Kants, die verzottelte Haarpracht von Arthur Schopenhauer oder den ausladenden Walrossschnauzer von Friedrich Nietzsche.

Heute trägt er Drei-Tage-Bart über offenem Hemd und sitzt mit aufgeworfenen Stirnfalten und verwegenem Blick im Fernsehen. Richard David Precht wandelt seit Jahren durch die Talkshow-Landschaft, wo er als „schönster Philosoph Deutschlands“ geadelt wird. Längst nennt man ihn in einem Atemzug mit Jürgen Habermas.

Vor wenigen Tagen musste er sich wieder einmal entschuldigen. Diesmal, weil er im Gespräch mit Markus Lanz antisemitische Stereotypen reproduziert hatte. Und die deutsche Öffentlichkeit muss sich erneut die Frage stellen, warum sie sich von Typen wie diesem die Welt erklären lässt. Denn Richard David Precht ist nicht der Arzt am Bett einer kranken Debattenkultur – er ist das Symptom.

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